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ARIADNE AN THESEUS:
Diese Zeilen, sie kommen von jenen Gestaden, о Theseus,
Wo verräterisch dein Schiff ohne mich eilend entfloh;
Wo mich ein täuschender Schlaf unglücklich betrogen, und wo du
О der Schand' ! im Schlaf selbst zum Verräter mir wardst.
Um die Zeit, wenn der Morgen mit Tau die Erde beperlet,
Und vom Laube versteckt klagen die Vögel ihr Lied,
Zwischen Wachen und Schlaf erheb' ich im Taumel des Schlummers,
Theseus, dich zu umfahn, leise mich nähernd den Arm.
Niemand war da. Ich zieh' ihn zurück und streck' ihn noch eins aus ;
Auf dem Lager umher such' ich ihn : Niemand war da.
Furcht und Angst verscheuchten den Schlaf. Ich stehe betäubt auf,
Stürze vom Lager empor, wo mich mein Theseus verließ,
Ringe jammernd die Hand' und schlage den schallenden Busen,
Und zerreiße das Haar, wild noch vom Schlafe verstört.
Mondhell war's. Ich schau' umher, ob nichts als Gestade
Zu erblicken hier sei; nichts als Gestade war hier.
Hin und her der Sinne beraubt, bald hierhin, bald dorthin
Lauf ich; den zarten Fuß zögert der weichende Sand.
Unterdessen ruf ich am ganzen Gestade : Mein Theseus !
Aus der Felsen Geklüft hallte dein Name zurück;
Und so oft ich dich rief, so oft rief schallend die Gegend,
Selbst die Gegend bewies hilfreich mir Trauernden sich.
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