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Abbildung 273 Luthersche Fraktur
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Abbildung 274 Fraktur von Breitkopf
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Abbildung 275 Fraktur von Breitkopf
nur gelegentlich beachtliche Leistungen. Die schönsten
Frakturschriften des Barocks entstanden in der Schrift¬
gießerei von Luther in Frankfurt am Main und in der
Druckerei und Gießerei von Breitkopf in Leipzig. Jo¬
hann Erasmus Luther (1642 bis 1683), ein Nachkomme
des Reformators, entwickelte die Luther-Egenolffsche Gie¬
ßerei zu einer der größten in Europa. Die Luthersche Fraktur,
die 1678 geschnitten wurde, ist lichter und ebenmäßiger
als die Theuerdank- oder die Neudörffer-Andreä-Fraktur.
Die Großbuchstaben sind teilweise mit Schnörkeln kalli-
grafisch moduliert, und der Einfluß des Stichels ist deutlich
erkennbar.
Einer der bekanntesten deutschen Buchdrucker des acht¬
zehnten Jahrhunderts war Johann Gottlob Immanuel
Breitkopf (1719 bis 1794). Er Heß sich aus England Matri¬
zen von Baskerville kommen und arbeitete an einer
neuen Antiqua- und an einer neuen Frakturschrift. Die
Breitkopffraktur kommt wie die Luthersche vom Federzug -
man erkennt dies an der fast bei allen Buchstaben beibe¬
haltenen Federhaltung von 45 Grad -, aber sie geht bewußt
auf die alte Neudörffer-Andreä-Fraktur zurück, in der
Breitkopf beim Studium des Drucks von Dürers «Un-
terweysung» die klassische Frakturtype erkannte. Das
Schriftbild ist dunkler und enger als bei der Luther-Fraktur.
Eingekehlte Rauten am Fußende der Schäfte der Klein¬
buchstaben und tief geschnäbelte Oberlängen bei b, b, Î
und ( sind typisch für die Gemeinen. Die Versalien haben
ausgebildete Elefantenrüssel bei 23, SR, % %\ 9i, 33 und 2B,
nicht jedoch beim 21, und auch hierin folgen sie dem histo¬
rischen Nürnberger Vorbild. Leider wurden bei den mo¬
dernen Breitkopf-Schriften manche dieser Besonderheiten
ignoriert. Die Breitkopf ist jene Schrift, die der allgemei¬
nen Vorstellung von einer Fraktur am nächsten kommt.
Breit köpf war auch literarisch tätig; neben verschie¬
denen anderen Titeln erschien von seiner Hand die «Nach¬
richt von der Stempelschneyderey und Schriftgießerey».
Nach Breitkopfs Tod setzte man in seinem Betrieb seine
Bemühungen um die Erneuerung der Fraktur fort. Als Er¬
gebnis entstand dieJean-Paui-Frafetitr, in der der Versuch ge¬
macht wurde, durch Übernahme von Formen der Hand¬
schrift die alten Frakturformen zu vereinfachen. Das Stre¬
ben nach Repräsentation und ornamentaler Bereicherung
war eine Besonderheit der Kunst des Absolutismus, des
Barocks. Der Buchdruck setzte dem weitausladenden
Schreibzug und Schnörkel technisch bedingte Schranken.
Je mehr die neue Technik den berufsmäßigen Schreibern
die Aufträge entzog, desto stärker betonten sie die ihnen
gebliebene Überlegenheit in der schnellen Variation der
Schrift durch Schwünge und Schnörkel. Die Schreibformen
der Kanzleien zeigten bald ein anderes Bild als die Schrift¬
typen, bei einer Verschlechterung der Grundformen wur¬
den die geschriebenen Formen mit Zierschnörkeln berei¬
chert. Schreibmeisterund Kanzleischreiber legten ihre gan¬
ze Kunst in eine möglichst originelle Abwandlung der Zier¬
linie. Nach dem Vorläufer Neudörffer ließen Johann
Theodor und Johann Israel de Bry zum ersten Mal
in Deutschland ihr 1596 in Frankfurt erschienenes Schreib¬
meisterbuch im Kupferstich drucken. Jacob Melsdorp
in Köln (1596) und einige Hundert andere folgten. Der
Kupferstich in den Schreibmeisterbüchern begünstigte die
Schleifenbildungen, Schwellungen und Zierrauten, und
von den in Kupfer gestochenen Vorlagewerken wurden die
Neubildungen in andere Techniken übernommen. Selbst
auf Steintafeln und Grabplatten erscheinen die verschnör¬
kelten Figuren der barocken Fraktur.
Die Kançleischrift ist ein Zwischenglied zwischen der
Fraktur und der Kurrent. Die Großbuchstaben sind der
Fraktur, die Gemeinen der Kurrent verwandt. Die Kanz¬
leischrift wurde besonders in Urkunden und Diplomen ver¬
wendet, wobei die Zierversalien und Oberlängen der ersten
Zeile meist weit in den freien Papierraum hineinragen.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden die Schwünge
und Schnörkel krampfhaft und maßlos übertrieben. 1716
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versuchte der Nürnberger Schreibmeister Michael Bau¬
renfeind eine «vollkommene Wiederherstellung der bis¬
her sehr in Verfall geratenen gründlichen zierlichen
Schreibkunst». Seine straffen Formen und die Mäßigung
der Schwünge hatten auf die Kanzleischrift im süddeut¬
schen Raum einen wohltätigen Einfluß. Am Ende des acht¬
zehnten und im neunzehnten Jahrhundert werden schlie߬
lich nach einer weiteren Milderung der kalligrafischen
Schwünge die Formen der Fraktur und der Kanzlei nicht
mehr unterschieden. Die Kanzlei hatte keinen Bestand, sie
war ein Kind des Barocks und verschwand mit dem Abso¬
lutismus vor den Ideen der Aufklärung und der Französi¬
schen Revolution.
Leider blieb das schnörkelhafte Wesen der barocken
Schriftformen nicht ohne Einfluß auf die deutsche Recht¬
schreibung. Der Wunsch zur Auszeichnung drängte die
Schreiber dazu, möglichst viele Wörter mit Großbuchsta¬
ben zu schreiben, die mehr Gelegenheit zu schwungvollen
Variationen gaben. Während in der deutschen Luther-
Bibel des Jahres 1522 nur selten Substantive mit großen
Anfangsbuchstaben gedruckt waren, wurde die Gro߬
schreibung in der Bibelausgabe des Jahres 1545 bereits in
großem Maße durchgeführt. Erst begann man GOTT und
HERR groß zu schreiben, dann folgten Papst, Kaiser, Bi¬
schof, Kirche, Fürst, und die Ergebenheitsfloskeln in den
Vorreden der Buchausgaben des Barocks taten das übrige
zur Überhäufung des deutschen Schriftbildes mit Versa¬
lien. Der Großschreibung der deutschen Sprache entspre¬
chen die Formen der Fraktur, das Satzbild der Antiqua hin¬
gegen wird durch die vielen Versalien unruhig. Das hat
Abbildung 276 Initial des Lucas Kilian
Abbildung 277 Fraktur-Initial von Frank
zur Folge, daß Texte in anderen Sprachen ein besseres Bild
ergeben als solche in deutscher Sprache.
Eine wesentliche Veränderung der Formen zeigt sich
auch in der deutschen Handschrift. Die charaktervollen,
wuchtigen und eigenwilligen Figuren der deutschen Re¬
naissance weichen glatten manierierten Zügen. Die Schuld
an dieser Entartung mag teilweise bei den federwidrigen
Formen der Kupferstichvorlagen zu suchen sein.
Am Ende des sechzehnten Jahrhunderts vergrößert man
die Zeilenabstände, um Platz zu gewinnen für vergrößerte
Unterlängen und schnörkelhafte Großbuchstaben. Am
Kopf des kleinen e wird der obere Bogen offen gelassen,
auch das kleine с verliert seine obere Rundung und wird
zum i ohne Punkt, das h ist in der Mitte des Anstrichs ge¬
brochen, und das t bekommt eine normale Oberlänge.
Durch weit ausholende Ansatzstriche verändern sich ver¬
schiedene Versalien, besonders D,L,V und W. Am meisten
beeinflußt wird das S, bei dem im Verhältnis zur Fraktur
der Ansatzstrich weit nach links herausgezogen wird.
In dem während des Dreißigjährigen Krieges (1639) in
Leipzig erschienenen Büchlein des sächsischen Schreibmei¬
sters Stoy «zu nützlichem Unterricht denen Welch was
zierlichs von Schriften zu lernen begehren» werden ver¬
schiedene Formen der Kurrentschrift gelehrt. Man unter¬
schied bereits eine englische, französische, italienische
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