Abbildung 2J3 Buchdruckerwerkstatt
Abbildung 2J4 Flämische Gotisch-Initialen
ylbbi'/dung 2jT5 Type пясп der flämischen Handschrift
tJMiffuma Gubernatrìce Turrium a fé crei
urbe "Protinu-s abfcendere,non Exaudiio R
кААВСЪЕ FGHJ1 KLCMM
Abbildung 256 Kursiv des Christoph van Dyck
finden wir ihn ununterbrochen bei der Gießerei Enschedé
in Haarlem. Bald übertraf seine Leistung die der holländi¬
schen Kollegen. Von seiner Hand stammen, wie Breit¬
kopf bei einem Vergleich mit den Schriften Fourniers
und Baskervilles feststellte, vierundzwanzig Antiqua-
Alphabete und dazu eine große Zahl von Kursiv-, gotischen
und Schreibschriften. Zweifellos gehören die Schriften
Fleischmanns zu den schönsten, die in Holland geschnit¬
ten wurden. Die meisten seiner Antiquaschriften sind
schmal, und den scharfen Schraffen an Köpfen und Füßen
der Senkrechten stehen ausgeprägte Serjfen an den Quer¬
strichen der Versalien C, E, G, F usw. gegenüber. Diese
eigenwillige und phantasievolle Abweichung wird zwar
heute nicht von jedem Fachmann anerkannt, sie mag aber
dem Selbstbewußtsein der holländischen Bürger entspro¬
chen haben.
Die Entstehung der am meisten verbreiteten und wohl
auch schönsten der holländischen Antiquaschriften, der
von der Schriftgießerei D.Stempel AG. herausgebrachten
Jansen-Antiqua, konnte erst in jüngster Zeit aufgeklärt
werden. Die Stempel dieser Schrift befanden sich im sieb¬
zehnten Jahrhundert im Besitz der Ehrhardtschen Schrift¬
gießerei in Leipzig, für die sie der holländische Stempel¬
schneider Anton Janson in den Jahren 1660 bis 1687 ge¬
schnitten haben sollte. Ihr Schöpfer ist jedoch Nikolaus
Kis ch aus Totfal in Ungarn, der nach Amsterdam gekom¬
men war, um den Druck einer protestantischen Bibel zu
überwachen, und in Holland den Stempelschnitt erlernte.
Neben hebräischen, armenischen und anderen orientali¬
schen Schriften schnitt er auch Schriften im Charakter der
holländischen Antiqua, die denen des van Dyck ähnlich
sind oder sie im obengenannten Falle übertreffen.
Die holländischen Schriften waren, wie bereits dieses
Beispiel zeigt, durch den regen Handel auch in Leipzig und
anderen deutschen Städten bekannt. Noch stärker wurden
sie in Spanien verwendet, wobei das spanische Flandern
vermittelte. Ein wichtiger Abnehmer der holländischen
Schriftgießereien waren auch die englischen Drucker.
In England hatten sich Handel und Manufaktur nach der
bürgerlichen Revolution stürmisch entwickelt. Es war zur
führenden Handels- und Kolonialmacht geworden. Mit der
Aufhebung der Beschränkungen für den Handel und die
Manufaktur fielen auch die drückenden Einschränkungen
für das Druckereiwesen. Die früheren englischen Drucke-
Abbildung 2$-]
I.eures fleur âgées
von J. F. Rosart
MATTHIAS ЖШАЖТ.
lä. тжсгтж іжежь
150
reien waren noch auf die Einfuhr holländischer Typen an¬
gewiesen. Aber mit der bürgerlichen Revolution entwickel¬
te sich in England ein eigenes Schriftschaffen.
Der erste englische Typenschneider von Weltruf war
William Caslon (1692 bis 1766). Caslon knüpfte an die
Antiquaformen der Holländer an. Seine Schriften wirken
ursprünglich, selbstsicher, sie sind breit und von spröder
Noblesse. Auch heute noch sind sie in England und den
USA verbreitet und beliebt.
Der größte englische Drucker und Typenkünstler war
John Baskerville (1706 bis 1775)- Aus armen Verhält¬
nissen stammend, war er in seiner Jugend als Lehrer der
Schönschreibekunst tätig und arbeitete unermüdlich und
zäh an seinem Lebensziel, das Druckwesen in England zu
verbessern. Nachdem er einiges Kapital erworben hatte,
richtete er in Birmingham eine kleine Schriftgießerei und
Druckerei ein. Seine Schriften bestachen durch die Gegen¬
sätze zwischen feinen und fetten Strichen und durch ihren
exakten Schnitt. Baskervilles Formen waren in gutem
Sinne etwas Neues, er benutzte die Figuren, die er als
Schreibmeister gelehrt hatte. Seine Schriften weisen darum
entschieden mehr Originalität auf als die Caslons, trotz¬
dem wurden sie in England zu seiner Zeitnichtin demMaße
anerkannt. Der Einfluß Baskervilles war eher auf dem
Festland bemerkbar; Didot, Bodoni und Breitkopf
rühmten seine Schriften und lernten aus seiner Arbeit.
Völlig verschieden von Holland und England waren die
Bedingungen für die Entwicklung der Schriftkunst in
Frankreich, dem stärksten Staat des Absolutismus. In
Frankreich lebte noch die stolze Tradition von Gara¬
mond, Le Be und Granjon. Erwähnenswert ist Gran¬
jons Versuch, nach der üblichen französischen Handschrift,
der Financière, eine Buchschrift zu schaffen. Seine sogenann¬
ten Civilité-Schriften vermochten jedoch nicht die leichter
lesbare Antiqua zu verdrängen. Es blieb bei einigen Druk-
ken in Frankreich und Holland. Ein Erfolg der Civilité
hätte Frankreich vermutlich eine der Fraktur und Kanzlei
ähnliche eigene französische Schrift gegeben.
Eine folgenreiche Episode der französischen Schrift¬
geschichte soll hier ebenfalls noch erwähnt werden. Jean
Jannon, wahrscheinlich in Paris geboren, wo er seine
Lehre als Stempelschneider beendete, arbeitete seit 1610
in der Druckerei der calvinistischen Akademie in Sedan.
1621 legte er eine Schriftprobe mit elf eigenen Antiqua-
AECBE
HP
figna, piciuras, hominum denique multorumque ani-
malium formas, arborum etiam, fi modo fint decora;,
Nihil magis, quam amplitudo commendet: idem ora-
tionibus evenit: quinetiam voluminibus autorita-AB
CDEFGHIKLMNOPQRSTUVWXYZ^J.
ACDEHILMNOPSTUY1761.
J. M. Fleifchman fculplit. 17Í1.
Abbildung 259 Fleischmann-Antiqua
anus,quemlmp. Maximilianus I Colonia laurea poetices
infigni cor onavit,& eximio annulodonavit,cum is aliquan
do in convivio a quodam importuniusurgeretur,utipropi-
natifati$faceret,ecquemverotumeeJ[eputas?Glareanus
ÂBCDEFGHIKLMNOPQRSTUyWXrzœj
J.M.Flejschman Sculpsit
1761
Abbildung 260 Fleischmann-Kursiv
СіефсЛгеслниъ QjcÁriit) door wí» o&n.
ZF£gjQf6SK3№A3V, don. гфп
JtwUùqflcn, J^etter-QjtempeJ/lAby,ck,r, die.
er ooit ¿ѣ ее Wae-recd
ель
Г
vwee-ft ¿а
cri
Abbildung 258 Lichte Antiqua vonJ.F.Rosart
Abbildung 261 Fleischmann-Schreibschrift
Quoufque tandem abu
tere, Catilina, patienti
noftra? quamdiu nos e-
Quoufque tandem abuter
Catilina, patientia noflra*.
Abbildung 262 Caslon-Antiqua und -Kursiv
TANDEMaliquando, Quin¬
tes! L.Catilinam furentem
audacia, fcelusanhelantem, pe-
ABCDEFGHIJKLMN.
Abbildung 263 Baskerville-Antiqua
Г AN DEM aliquando,Quirites!L.
Catilinamfur entern audacia,fcelus
anhelantem, peßem patria ne/arie moli-
ABCDEFGHIJ KLMK
Abbildung 264 Baskerville-Kursiv
Vergleiche die Abbildungen auf den Seiten 162 und 163
151