2бі Probleme der Lesbarkeit
Die Lesbarkeitsforschung und ihre wichtigsten Ergebnisse. Physiologie und Psychologie des Lesens. Von den Schriften,
die nicht mit den Qualitätsmaßstäben der Lesbarkeit gemessen werden können. Die überragende Rolle der Konven¬
tion und die Möglichkeit von Neuerungen. Die Kongenialität der Satzschriften.
267 Zur Metamorphose der sechsundzwanzig Lautsymbole
Über die Lautbedeutung unserer Buchstaben. Das Verhältnis der Grafeme zu den Phonemen. Relationen der latei¬
nischen und der russischen (kyrillischen) Schrift. ZurSituation der Fraktur. Kurze Einzelbeschreibungen der Entwick¬
lung der lateinischen Buchstaben und Interpunktionszeichen (mit 25 ganzseitigen Zeichnungen des Autors).
299 Von der Anatomie der lateinischen Buchstaben
Vom begrenzten Wert der Schriftkonstruktionen. Optische Täuschungen. Die Strichfette. Grafische Besonderheiten
der Versalien. Grafische Besonderheiten der Kleinbuchstaben. Versalziffern und Minuskelziffern.
312 Renaissance der Kalligrafie
Das Verhältnis zwischen Handschrift und Druckschrift. Die Anfänge der modernen Kalligrafie um die Jahrhundert¬
wende in England. Alfred Fairbanc und das Bemühen um bessere Kinder-Ausgangsschriften. Auswirkungen in den
USA, den beiden deutschen Staaten, Holland, Skandinavien, der Sowjetunion, Bulgarien und in anderen Ländern.
Welche Berechtigung haben Kalligrafie und Handschrift in der Zukunft?
322 Die schönsten Satzschriften der Gegenwart
Zur Klassifikation der Satzschriften. Renaissance-An tiqua, Barock-Antiqua, Klassizistische Antiqua, Varia-Antiqua,
Serifenbetonte Linearantiqua, Serifenlose Linearantiqua, Schreibschriften und gebrochene Schriften. Die Antiqua-
Kursiv (Italika). Kapitälchen. Halbfette und fette Schriften. Die Schriftlinie. Besonderheiten des Maschinensatzes und
des Lichtsatzes.
450 Verzeichnis der Abbildungen
458 Die wichtigsten Quellenwerke
461 Personen- und Sachregister
VORWORT
1 Nach der guten Aufnahme meiner Deutschen Schriftkunst,
deren beide Auflagen vergriffen sind, fand ich leider nicht
sofort die Zeit zu einer Neubearbeitung des Buches. Ich
beschäftigte mich mit der Buchgestaltung und neben ande¬
rem auch mit dem Entwurf neuer Satzschriften. Durch die
Zusammenarbeit mit Stempelschneidern, Schriftbohrern
und Schriftgießern lernte ich die praktische Seite der
Schriftherstellung besser kennen und Gesichtspunkte be¬
achten, die nicht nur für das Entwerfen von Satzschriften,
sondern auch für deren Anwendung von Bedeutung sind.
Die fortschreitende Arbeitsteilung dringt immer stärker
auch in das Gebiet der Schrift ein. Dem Ausstellungsgestal¬
ter und dem Schaufensterdekorateur wird es heute kaum
noch möglich sein, seine Schriften selbst zu schreiben, und
beim Werbe- und Buchgrafiker ist die Kalligrafie im her¬
kömmlichen Sinn zumindest seltener geworden. Die mei¬
sten Gebrauchsgrafiker verwenden vorgefertigte Elemente,
Satzschriften und andere Alphabete, die von Schriftspezia¬
listen entworfen worden sind und die nun mittels ver¬
schiedener Drucktechniken für die jeweilige Aufgabe ge¬
nutzt werden. Manche Grafiker legen sich private Archive
von mehr oder weniger guten Schriften an, die aus vieler¬
lei Quellen stammen. Es entspricht deshalb einem Be¬
dürfnis, wenn einige Hundert der besten Satzschriften zu¬
sammengefaßt und ein Teil davon in relativ großen Graden
abgebildet werden.
Die richtige Verwendung vorhandener Alphabete ist je¬
doch erst dann möglich, wenn auch das Wissen um die
ästhetischen und historischen Zusammenhänge hinzu¬
kommt. Eine gründliche Untersuchung der einzelnen Buch¬
staben, ihrer Anatomie und ihrer grafischen Eigenheiten,
fehlt meines Wissens bisher in den Werken zur Schrift; sie
beschäftigen sich meist nur mit deren Historie.
Die Geschichte der Schrift ist allerdings für jeden Schrift¬
fachmann von großer Bedeutung. Erst die Untersuchungen
der Entwicklung der Buchstaben offenbaren das Geheimnis
ihrer heutigen Gestalt, erklären geistige und ästhetische
Beziehungen zur Architektur und Literatur und den kul¬
turellen Strömungen jeder Epoche. In den vergangenen
Jahren sind einige umfangreiche und gute Werke über die
allgemeine Geschichte der Schrift erschienen, und ich will
nicht ähnliches unternehmen. Eine gründliche Durchsicht
des Textes der Deutschen Schriftkunst bestätigte insgesamt
meine frühere Darstellung, bei welcher das Entstehen und
die Veränderung der Formen der Schrift aus den jeweiligen
gesellschaftlichen Aspekten erklärt werden. Ich behielt des¬
halb wesentliche Textstellen bei, ließ einiges heute selbst¬
verständlich Erscheinende weg und brachte das Ganze auf
den Stand der neuesten Forschung. Vor allem verzichtete
ich auf eine Schwerpunktbildung der Schrift in Deutsch¬
land und strebte nach einer internationalen Überschau der
Entwicklung der lateinischen Buchstaben.
Bei der Wahl des Buchformats und bei der typografischen
Anordnung wurde auf jegliche Repräsentation verzichtet,
um ein praktikables Werkzeug für den Gebrauch zu schaf¬
fen. Durch die ausgezeichnete Förderung des Verlags der
Kunst war es möglich, die besten Schriftbeispiele der Ver¬
gangenheit und der Gegenwart zusammenzutragen. In die¬
ser Arbeit wurde ich unterstützt durch das Deutsche
Buch-undSchriftmuseum der Deutschen Büche¬
rei, Leipzig, das Klingspor-Museum, Offenbach/Main,
das Britische Museum, London, die Ungarische Na¬
tion ALBiBLioTHEK,Budapest,dieUNivERsiTÄTS Biblio¬
thek Leipzig und verschiedene andere Bibliotheken und
Einrichtungen. Es ist mir ein Bedürfnis, den Leitern und
Mitarbeitern dieser Institutionen, insbesondere Herrn
Dr.Funke und HerrnScHWANECKE,Herrn Dr.Halbey,
Herrn Dr. Debes sowie meinen Freunden Prof. Horst
Erich Wolter, Prof.Walter Schiller und Horst
Schuster für ihre praktischen Hinweise zu danken. Auch
allen Grafikern, die eigene Arbeiten für den Abdruck zur
Verfügung stellten, möchteich meine Verbundenheit zum
Ausdruck bringen. Besonderer Dank gebührt den Schrift¬
gießereien, die ihre Alphabete in einer übersichtlichen und
einheitlichen Form extra für diesen Zweck zusammenstell¬
ten und die Reproduktion ermöglichten.
Leipzig, im Januar 1971 Albert Kapr
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