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Wandlungen in Architektur und Schrift während der
Renaissance weisen aber offensichtlich auf gemeinsame
Ursachen der Formveränderung hin.
Wurden früher, hauptsächlich in Klöstern, Manuskripte
mit religiöser Thematik geschrieben, so entstanden jetzt in
den gewerbsmäßigen Skriptorien der großen Handels¬
städte Handschriften mit weltlicher Thematik. Dieser Vor¬
gang wurde unterstützt durch die vom Orient importierte
Kunst des Papiermachens, welche den Beschreibstoff
wesentlich verbilligte.
Ein bedeutsamer Faktor für die Form der neuen Schrift
waren die alten römischen Inschriften, die in Italien noch
allerorten zu sehen waren. Die meisten der alten römi¬
schen und griechischen Manuskripte waren durch Ab¬
schriften aus der Zeit Karls des Grossen überliefert,
wurden jedoch als Originalmanuskripte der griechischen
und römischen Zeit betrachtet. Die karolingische Minuskel
wurde infolgedessen als die Schrift der Römer angesehen
und selbstverständlich mit übernommen. Natürlich war
die Minuskel auch bedeutend schneller zu schreiben
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Abbildung 13} Humanistische Minuskel
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Abbildung 136 Humanistische Kursiv
und besser zu lesen, und diese praktische Seite gab bei den
pragmatischen Bürgern der Renaissance den Ausschlag.
In Italien, wo die Brechung der gotischen Schrift nie mit
letzter Konsequenz durchgeführt worden war, wurde die
karolingische Minuskel der alten Manuskripte mit pein¬
licher Genauigkeit nachgeahmt, so daß es für Laien schwer¬
fällt, aus dem Schriftduktus die Zeit der Entstehung der
Manuskripte zu bestimmen. Selbst das lange s am Schluß
des Wortes wurde von der karolingischen Minuskel kopiert
und verschwand erst im neunzehnten Jahrhundert aus der
Antiqua. Das Neue der humanistischen Minuskel gegenüber
der karolingischen sind besonders die kleinen Serifen oder
Schraffen, die aus den gelegentlichen Druckstellen am Fu߬
ende der Kleinbuchstaben gebildet wurden, der i-Punkt
und der senkrechte Abstrich des a. Etwa um 1425 leitete in
Florenz der Humanist Niccolo dei Niccoli eine
Schreibschule, deren karolingische Repliken ein Ausgangs¬
punkt der humanistischen Minuskel wurden. Der Flo¬
rentiner Buchhändler Vespasiano daBisticci beschäf¬
tigte dreißig bis vierzig Schreiber über fünfzehn Jahre
allein für die Manuskript-Bibliothek des Herzogs von
Urbino. Die Bibliophilen des fünfzehnten Jahrhunderts
gaben den geschriebenen Büchern den Vorzug vor den ge¬
druckten. Die Kalligrafic erreichte im Quattrocento eine
hohe Meisterschaft, und erst um die Jahrhundertwende
gelang es dem Buchdruck in Italien, die geschriebene An¬
tiqua abzulösen. In dieser Zeit trat bereits die humanisti¬
sche Kursiv in den Vordergrund.
Die Antiquatypen übernehmen die durch das Schreiben
geläufigen Formen. Der Stichel war in der Lage, die Serifen
und Haarstriche feiner herauszuarbeiten. Der technische
Fortschritt wird allerdings erkauft durch eine gewisse Ein¬
buße gegenüber dem rhythmischen Fluß der hand¬
geschriebenen Zeile. Und noch ein weiteres Kennzeichen
der Renaissance-Antiqua muß beachtet werden. Alle frühe¬
ren Schriften waren Einalphabetschriften. Nur gelegent¬
lich wurden größere Buchstaben einer anderen Schrift als
Initialen verwendet. Mit der Renaissanceschrift wird die
Zweialphabetschrift vorbereitet. Die Tatsache, daß unsere
heutige Schrift auf zwei Alphabeten beruht, die zu ver-
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Vergleiche die Abbildungen auf den Seiten 112 bis 118
schiedenen Zeiten und unter verschiedenen geistigen und
technischen Bedingungen entstanden, ist einer ihrer
wesentlichen Nachteile. Die humanistische Minuskel ent¬
stand als Kopie der karolingischen Minuskel, die Versalien
als Kopie der römischen Kapitale oder von deren karo¬
lingischen Repliken. Der sich daraus ergebende Dualismus
konnte nie ganz überwunden werden und ist eines der
wichtigsten Formprobleme der gesamten weiteren Schrift¬
entwicklung.
Die ersten Drucker, die eine Antiqua verwendeten,
waren die beiden Erstdrucker Italiens, Konrad Sweyn-
heim und Arnold Pannartz. Sie verwendeten seit
1463 in Subiaco bei Rom eine Type, die noch viele gotische
Merkmale aufweist und etwas unbeholfen wirkt. Im wich¬
tigsten Druckort Italiens, in Venedig, wurde die Antiqua
von den Brüdern Johann und Wendelin von Speyer
weiterentwickelt. Die schönste Antiqua der Wicgendruck-
zeit, der Zeit von der Erfindung der Buchdruckerkunst bis
zum Ende des Jahrhunderts, schuf Nicolaus Jenson,
der vermutlich bei Gutenberg in die Lehre ging und später
in Venedig arbeitete. Seine Antiqua diente vielen späteren
Schriften als Vorbild. Jenson war ein ebenso guter Kalli-
graf wie Stempelschneider und Drucker. Während die
früheren Drucker sich bemühten, die Buchstabenform der
Handschriften nachzuschneiden, vereinigte Jenson die
Vorzüge der schönsten Handschriften und der bereits ge¬
schnittenen Typen und brachte die Serifen der Kleinbuch¬
staben in Beziehung zu denen der alten römischen Kapital¬
schriften. Die venezianische Antiqua Jensons aus dem Jahre
1470 hat ihre Erkennungsbuchstaben im kleinen e und im
Versal M; der kleine Kopf des e ist durch einen schrägen
Aufstrich vom unteren Teil getrennt, und das M hat an
den senkrechten Außenschäften oben Serifen, die auch nach
innen weisen. Der Duktus der Schrift ist breitlaufend,
kräftig, harmonisch und gut lesbar.
Ein anderer in Venedig tätiger Drucker, Erhard
R at d о lt, verdankt seinen Ruhm den von ihm zuerst ver¬
wendeten venezianischen Rankenbordüren und Initialen,
die später von vielen Druckern nachgeahmt wurden, doch
auch seine Antiqua- und Rotund aschriften gehören zu den
schönsten der Renaissance.
Um die Jahrhundertwende wurde Aldus Manutius
zum führenden Drucker Venedigs. Selbst ein begeisterter
Vertreter humanistischer Ideen, widmete er seine ganze
Kraft der Wiedererweckung der Werke griechischer Klassi¬
ker. Für den Druck des Werkes «Hypnerotomachia Poli-
phili» benützte er zum ersten Male die hervorragende
Schrift des Kalligrafen Francesco da Bologna, der
auch Griffo genannt wurde. Die Poliphilus-Antiqua war
der Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung der älte¬
ren Antiquaschriften. Sie war lichter und angenehmer zu
lesen als die früheren venezianischen Typen von Jenson
und harmonischer als die erste, die Bembo-Туре des Aldus.
Der Querstrich des e ist jetzt waagrecht, und die Versalien
sind kleiner geschnitten als die Oberlängen der Klein¬
buchstaben.
rafarcef ingenio predicafperoptafreí
arcef.prefertim quatuor ulcimaf qua
uoeanc que plerunq; magno fplend
Abbildung 137 Type von Sweynheim und Pannarti
£3 Ed necefle eft inquiunt: ut terrena coi
tenearuclcogatadterram: ¿Video incaelo
illa bomiés in terra erant nemoroià atque
Abbildung 138 Type der Gebrüder da Spyra
íuftitiá qua non a mofaica lege(feptima ei
Moyfes nafcimr)fednaturali fuit ratione
atteítatur.Credidic enim Habraam deo &
Abbildung 139 Jensontype
Eil homini uirtus fuluo precioiìor auro: a
Ingenium quondam fueratpreciofìus auro.
Miramurqj magis quos muñera mentis ad
Abbildung 140 Type von Ratâolt
E MIE DEBILE VOCE TALE O GRA
tiofe & diue Nymphe abfone peruenerino &
incuneine alla uoftra benigna audictia, quale
larerrifica raucitate del urinarne Efacho al fua'
Abbildung 141 Poliphilustype
S axa Dear reate, aefecretum oflendtte callan ♦
V oí buius luit imprimts memtntjje necejje cjl.
V os primar ¡ìndia hxc halts monîlrafits in oris
Abbildung 142 Kursiv des Tagliente
Hauencfo ïo Giouanniantonio T amente prou
Scremßimo Dommio Venetiano/on oanicfeD
moïîrato a fare cfiuerjè Partite di r a olone me
Abbildung 143 Zweite Kursiv des Arrighi
І СіеблтНитлпірте hétlor ВоплиепЫг
_ fioneiiffl in Tempio ScaU Мсйіоілпі Qi
отпет Irtínírnm Reportern tot Sttcuïis ло omn
HiFtorios cum Crucis tum majûmè lAtinis sifi
Abbildung 144 Kursiv des Castiglione
Vergleiche die Abbildungen auf den Seiten 119 bis 123
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