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Abbildung 112 Type der jeweiligen Bibel
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Abbildung 113 Type des Missale Augustinianorum
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Abbildung 114 Psaltertype des Peter Schöffer
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Abbildung 115 Texturtype des Moritç Brandis
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Abbildung 116 Texturtype des Johannes Numeister
Die Kenntnisse der neuen bautechnischen Möglichkeiten
wurden in Bauhütten und Zünften, den Organisations¬
formen der von der Leibeigenschaft befreiten Handwerker,
stolz bewahrt. Die Städter strebten danach, daß ihre Kirche
die der Nachbarstadt überrage. Die kühnen Konstruk¬
tionen der Gotik wurden aus der materiellen Kraft, den
künstlerischen Fähigkeiten und technischen Fertigkeiten
der Stadtbürger geboren - aber sie wurden getauft auf
den Namen der Kirche und in ihren Dienst gestellt. Noch
waren alle Klassen und Schichten im religiösen Denken be¬
fangen, und selbst die revolutionären Bewegungen der
Taboriten, Waldenser und des Bundschuhs bewegten sich
in biblischen Vorstellungen. Der Architektur der Gotik
folgten die anderen bildenden Künste, insbesondere die
Buch- und die epigrafische Schrift.
Am Ausgang der gotischen Stilepoche leuchtet als glanz¬
voller Abschluß der Name Johannes Gutenberg. Seine
Erfindung des Letterndrucks ist ein Einschnitt in die Ent¬
wicklungsgeschichte der Schrift und die gesamte Kultur¬
geschichte der Menschheit.
Die technische Leistung Gutenbergs umfaßt: die Er¬
findung des Handgießinstruments, die Verwendung der
Spindelpresse für den Druck und die Einführung des Set¬
zens und Drückens mit beweglichen Metall-Lettern. Die
künstlerische Leistung des Meisters liegt im hervorragen¬
den Schnitt der ersten Typen und im ausgezeichneten Satz
und Druck seiner Werke.
Gutenbergs Erfindung ist das Resultat des allgemeinen
kulturellen Niveaus des Mittelalters, der hohen handwerk¬
lichen Leistungen und des Kulturaustausches mit dem
Orient. Das Bedürfnis nach einer leichteren Vervielfälti¬
gungsart wurde immer dringender. Es gab bereits im
fünfzehnten Jahrhundert auch Metallschnitte und Holz¬
tafeldrucke, die sogenannten Blockbücher. Die aufgezeich¬
neten und dann ausgeschnittenen Figuren sind von Laien
kaum von den Frühdrucken zu unterscheiden. Vor allem
Textur- und Bastardaschriften wurden für Blockbücher
eingesetzt. Für den Druck der 42zeiligen Bibel verwandte
Gutenberg eine strenge Textur, die allgemein für reli¬
giöse Bücher bevorzugt wurde. Es wurden jedoch bald
auch Formen der Bastarda und Gotico-Antiqua in Lettern
geschnitten.
Von Gutenbergs Leben ist nur wenig bekannt. Jo¬
hannes Gensfleisch wurde etwa um das Jahr 1400 in
Mainz in dem Patrizierhaus «zum Gutenberg» geboren
und nach seinem Geburtshaus Gutenberg genannt. Als
Angehöriger eines Patriziergeschlechtes hatte er an den
Kämpfen gegen die Zünfte teilgenommen und wurde
deshalb bereits in jungen Jahren aus der Stadt verwiesen.
Von 1435 bis 1444 hielt er sich in Straßburg auf und be¬
schäftigte sich während dieser Zeit u.a. mit Druckgerät
und mit der Anfertigung von Stempeln. Es ist nicht aus¬
geschlossen, daß bereits in Straßburg Drucke entstanden,
aber keiner der frühen Kleindrucke, die mit der Ersttype,
der Donat-Kalender-Type, gedruckt wurden, kann für
diese Zeitdatiertwerden. Seit 1448 ìsìGutenbergs Aufent¬
halt in Mainz wieder nachweisbar, und hier begann er
nach mehrjährigen Versuchen in Gemeinschaft mit seinem
Geldgeber, JohannFust, das gewaltige Unternehmen der
42zeiligen Bibel in zwei Bänden. Mit Ligaturen und Sonder¬
buchstaben verwendete der Meister hierfür 290 verschie¬
dene Figuren. Mit vermutlich sechs Setzern arbeitete
Gutenberg etwa von 1452 bis 1455 an diesem Werk, das
der neuen Kunst den endgültigen Sieg über die hand¬
geschriebenen und Blockbücher sicherte. Während dieser
68 Vergleiche die Abbildungen auf den Seiten 84, 85 und Sy
Zeit entstanden in Mainz noch verschiedene Kleindrucke,
von denen der sogenannte Türkenkalender auf das Jahr
1455 und die beiden Cyprischen Ablaßbriefe mit zwei ver¬
schiedenen Typen für die Jahre 1454/55 datierbar sind.
Nach wirtschaftlichen Auseinandersetzungen mit seinem
Geldgeber mußte Gutenberg die Gemeinschaftsdrucke¬
rei und deren Geräte Fust überlassen. Dessen Geselle
Schöffer setzte die Arbeit des Meisters fort und druckte
mit den zwei großen Psaltertypen, die wahrscheinlich von
Gutenberg stammten, als nächstes Werk den Mainzer
Psalter. Peter Schöffer vervollkommnete die Druck¬
kunst, schuf neue Schriften und eine Reihe prachtvoller
Bücher. Von Gutenbergs Hand, der die Mittel zur
weiteren Arbeit von dem Mainzer Stadtjuristen Dr. Hu¬
mer y erhielt, stammen wahrscheinlich noch eine Reihe
andere Drucke. Vermutlich war er auch der Urheber der
kleinen rundgotischen Catholicontype, die nach dem
372 Blätter starken beliebten Wörterbuch des Mittelalters
benannt ist. Es wird angenommen, daß er verarmt am
3.Februar 1468 in Mainz verstorben ist.
Gutenbergs Erfindung verbreitete sich, von Mainz
ausgehend, schnell in allen größeren Städten Deutsch¬
lands, Italiens, Frankreichs, Englands und der übrigen
europäischen Länder. Die ersten Buchdrucker waren
gleichzeitig Schriftschneider. Sie bemühten sich, die
Schriften ihrer handgeschriebenen Manuskripte mit je¬
weils neuen Typen nachzuahmen, um in jeder Hinsicht
das Aussehen der Handschriften zu erreichen. Auf diese
Weise wurde der Buchdruck in den ersten Jahrzehnten
noch nicht zu einem revolutionierenden Element der
Schriftentwicklung ; von den Druckern wurden vor allem
die Textur- und Rotundaschriften verwendet. Die schönste
Texturtype der Wiegendruckzeit ist wohl die in dem Bam¬
berger Missale des Johann Sensenschmidt von 1481.
Als Meister der rundgotischen Type nach den Vorbildern
italienischer und deutscher Handschriften sind vor allem
der Augsburger Erhard Ratdolt und der Würzburger
Georg Reyser zu nennen.
Die Verdienste Gutenbergs um die kulturelle Entwick¬
lung der Menschheit wurden erst nach seinem Tode an¬
erkannt. Adam Gelthus widmete ihm auf der letzten
Seite einer 1499 in Mainz herausgegebenen Schrift folgende
Worte: «Auf den glücklichen Erfinder der Druckkunst,
Gott, dem Besten, dem Größten geheiligt. Johann
Gensfleisch, dem Erfinder der Druckkunst, der sich um
jede Nation und jede Sprache verdient gemacht hat, er¬
richtet dies zum unsterblichen Gedächtnis seines Namens
Adam Gelthus. Seine Gebeine ruhen in der Kirche des
heiligen Franziskus in Mainz.»10
10 Ruppel, Aloys: Johannes Gutenberg, sein Leben und sein Werk.
3. Aufl. Nieuwkoop (Holland) 1968.
n Gesammelte Zitate über Johannes Gutenberg. Aus: Imprimatur.
Band IX, 1940.
12 Imprimatur, Band IX, 1940.
13 Goethe, Johann Wolfgang von: zu J. Chr. Lobe im Juli 1820.A11S:
Buch und Schrift. 1932.
Jakob Wimpfeling weihte ihm im selben Jahre fol¬
gende Zeilen: «Glücklicher Gensfleisch, durch dich ist
Deutschland glücklich geworden.
Überall in der Welt bringt man dir Preis und Lob.
Du Johannes erfandest in Mainz mit göttlicher Hilfe
diese Zeichen zuerst: eherne Typen'zum Druck.»11
Und bis in die Gegenwart sind die Lobgesänge auf den
Erfinder der Schwarzen Kunst nie abgebrochen. Als ein
Beispiel sollen die Worte von Mark. Twain angeführt
werden: «Die ganze Welt gibt ohne Zögern zu und es be¬
steht nur eine Meinung darüber, daß Gutenbergs Er¬
findung das unvergleichlich größte Ereignis ist, das die
Menschheit.kennt... Sie fand die Wahrheit sich mühsam
fortschleppen und gab ihr Schwingen... Sie fand die Wis¬
senschaft, wie sie sich verbergen mußte und verfolgt ward.
Sie hat ihr die Freiheit verschafft und zeigte ihr der Mensch¬
heit höchstes Ziel.»12
Das Neue in der Seitenkomposition der Drucke waren
die ausgeschlossenen Zeilen, die einen gleichmäßig breiten
rechten Papierrand erlaubten. Als weitere Folge entstan¬
den, durch die Möglichkeit des Ausschließens gefördert,
die im Buche axial angeordneten Überschriften und die
Druckvermerke, aus denen später die Buchtitel hervor¬
gingen. Für die Schriftgeschichte begann mit der Erfin¬
dung des Buchdrucks ein neuer Abschnitt. Stichel und
Gießinstrumente beeinflußten nun neben den Schreib¬
geräten die Formen der Schrift. Die weitere Entwicklung
zeigte, daß der Stichel dazu beitrug, die Haarstriche der
Antiqua feiner, ihre Serifen exakter und den Gegensatz
zwischen Haar- und Schattenstrichen kontrastreicher zu ge¬
stalten. Die Figuren der Fraktur wurden durch den Ein¬
fluß des Stichels eher phantasievoller und freier.
Die Lese- und Schreibkunde und die gesamte Volks¬
bildung wurden durch Gutenbergs Erfindung geradezu
revolutioniert. Nicht mehr nur Priester und Wohlhabende
hatten das Privileg, aus den Schriften der Besten der
Menschheit Wissen zu schöpfen. Bald verbreiteten sich
Flugblätter und Bücher bis in die fernsten Dörfer, und der
Buchdrucker wurde zum Wegbereiter der Kultur und des
Fortschritts.
Durch die verbreitete Schreibkenntnis wurden die For¬
men der Schrift beständiger. Selbst die stetige Veränderung
der Dialekte wurde durch die relativ beständige Schrift¬
sprache in gewissem Grade eingedämmt. Neue Figuren der
Schrift mußten erst einen viel größeren Kreis von Men¬
schen überzeugen, ehe sie als selbstverständlich anerkannt
wurden. Die Erfindung des Buchdrucks war gleichzeitig
eine der gewaltigen geistigen Leistungen, die die Voraus¬
setzung zur geistigen und politischen Erneuerung Deutsch¬
lands im sechzehnten Jahrhundert schufen.
Goethe sagte 1820 in einem Gespräch mit Johann
Christian Lobe: «Die Buchdruckerkunst ist ein Faktum,
von welchem ein zweiter Teil der Welt- und Kunstgeschich¬
te datiert, welcher von dem ersten ganz verschieden ist,
daher wir auch mit Folgerungen aus dem ersten auf den
zweiten Teil nicht mehr auskommen.»1*
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