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Abbildung 92 Textur ohne Füßchen
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Abbildung 94 Textur
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Abbildung 95 Textur
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Abbildung 96 Textur
Die konsequente Weiterentwicklung der gotischen Buch¬
schrift führte im vierzehnten Jahrhundert zur Textur. In
Nordfrankreich und England geboren, verbreitete sich der
hochgotische Stil in Architektur und Schrift, gefördert
durch den Kulturaustausch zur Zeit der Kreuzzüge und die
durch Europa ziehenden englischen Mönche, über alle ka¬
tholischen Länder. Nach der Gründung der Pariser Sor¬
bonne, der zentralen Universität Westeuropas, wurde Paris
zum Ausstrahlungspunkt der neuen Schrift. Trotzdem bil¬
deten sich bald nationale und landschaftliche Verschieden¬
heiten in der Textur; die französischen Formen waren ele¬
ganter und leichter, die deutschen dagegen herber und
strenger.
In der Schreibkunst der Frühgotik war Deutschland hin¬
ter der Entwicklung in England, Frankreich, Italien und
Spanien zurückgeblieben. Die Federführung war in
Deutschland bei den Versalien schwerfälliger und zeigte
noch lange deren Zusammenhang mit der Rustika. In der
Spätgotik schuf sich auch Deutschland durchaus eigene,
künstlerisch den englischen und französischen gleichbe¬
rechtigte Formen. Während sich die westlichen Länder von
der strengen Form der Gotisch lossagten, entwickelten die
Deutschen die Textur zur vollen Blüte. Die Umbrechun¬
gen wurden aufs äußerste gesteigert und die Ecken durch
einen zweiten Federzug hervorgehoben.
Der Grauton des Gesamtschriftbildes steigerte sich zu
größter Dunkelheit. Die Zeilenabstände wurden bis zur
halben n-Höhe verkleinert. Da Ober- und Unterlängen
noch in diese Abstände hineinragten, wurde ihre Wirkung
als horizontale Bänder fast ganz aufgehoben. Ebenso wie
in der Architektur hatte sich das Vertikalprinzip durch¬
gesetzt. Zugunsten der einheitlichen Grauwirkung des Zei¬
lenabstandes entstanden viele neue Ligaturen ; da, de, do
und viele andere Buchstaben hatten den anliegenden Schaft
gemeinsam. Durch das Unterordnen der typischen Eigen¬
formen der Buchstaben unter den Gesamtrhythmus wurde
die Lesbarkeit der hochgotischen Missalschrift erschwert.
Nachdem der i-Haken eingeführt worden war, brachte
man auch über dem u ein kleines v an, um die Unter¬
scheidbarkeit zu erleichtern.
Die Textur, die konsequente Anwendung der gotischen
Tendenzen der Architektur in der Schrift, wurde beson¬
ders bedeutsam durch die ersten Typen, die Gutenberg
nach handgeschriebenen Missalschriften für seine Bibel¬
drucke schnitt.
Im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert wetteifer¬
ten nebeneinander eine Vielzahl gotischer Schriften, die
sich durch das locker oder straff angewandte Brechungs¬
prinzip unterscheiden. Für liturgische Texte galt die Tex¬
tur. Für profane Zwecke war die strenge gotische Schrift
jedoch zu schwer schreibbar und lesbar. Es bildete sich eine
lockere gotische Bastardform, die sich großer Beliebtheit
erfreute. Für Briefe und Randbemerkungen wurde die
gotische Kurrent verwendet.
Die gebräuchlichste der gotischen Schriften war die goti-
sche Bastarda. Diese Schrift wurde wohl zuerst durch die
Schreiber der Pariser Universität verbreitet und tritt unter
den Namen Lettre Parisienne und Lettre Bâtarde auf. Bald
wurde sie in vielerlei Abwandlungen auch in Deutschland,
England, Norditalien, Österreich, der Tschechoslowakei
und Polen geschrieben. Nach ihren grafischen Merkmalen
steht die Bastarda zwischen der gotischen Kurrent und der
Textur. Sie ist schneller und fließender zu schreiben als die
umständlichere Textur, die Umbrechungen der Füße sind
weitgehend abgerundet, und ein nochmaliges Ansetzen der
Feder für scharfeckige Füße ist nicht notwendig. Die rech¬
ten Abstriche bei n und m leiten bereits über zum näch¬
sten Buchstaben oder werden am Wortende unter die
Zeile geschwungen. Die auftretenden haarfeinen Zierstri¬
che sind mit der auf der linken Seite gekanteten Breitfeder
geschrieben. Es kann sein, daß zu diesem Zweck die Federn,
mit der die gotische Bastarda geschrieben wurde, auf der
linken Seite gespalten waren, aber es ist auch mit normal
gespaltener Feder möglich, während des Abstriches die
rechte Kante zu heben und mit der linken feine Endstriche
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Vergleiche die Abbildungen auf den Seiten y2 bis y4
und Schwünge zu ziehen. Unter Ausnutzung dieser Feder¬
technik wird erreicht, daß f und langes s unten spitz aus¬
laufen. Auch verschiedene andere Buchstaben werden
durch die Bastarda wesentlich umgeformt. Viele Bastard¬
schriften kannten zweierlei a-Figuren: Die der karolingi-
schen Minuskel entsprechende Form, nach e, r und x an¬
gewandt, ergab klarere Formen; das zweischäftige a, das
anfangs mit einem waagrechten Querstrich (vom Versal
übernommen) geschrieben wurde, stand nach n, m, о und
ähnlichen Buchstaben. Auch die Buchstaben g, 1 und der
Versal S veränderten ihre Form. Das g erinnert bereits an
die spätere Schwabacherform. S und d nehmen Figuren der
Fraktur vorweg. In der gotischen Bastarda erkennt man
die noch schlummernden Entwicklungsmöglichkeiten zur
Fraktur, Schwabacher und zur oberrheinischen Schrift.
Durch ihre Anlehnung an die gotische Handschrift erfährt
sie viele individuelle Abwandlungen von strengen über
elegante Arten, die sich zum Abschreiben galanter Romane
eignen, bis zu volkstümlich derben Figuren und einer der
Fraktur sich nähernden Schrift. Diese Entwicklungs- und
Abwandlungsfähigkeit und ihr allgemein gefälliges Aus¬
sehen machen die Bastarda zu der gotischen Schrift, die sich
meines Erachtens noch am ehesten in der Gegenwart ver¬
wenden läßt.
In ihrem Werk «Die gotischen Schriftarten» versuchen
Crous-Kirchner eine Klassifizierung der gotischen Ba¬
stardschriften nach lokalen Charakteren. Nach ihren Un¬
tersuchungen ist die Florentiner Bastarda, die auch in Rom
und anderen italienischen Städten geschrieben wurde, die
wahrscheinlich älteste dieser geschwisterreichen Familie
der europäischen Bastardavarianten und vermutlich direkt
aus der frühgotischen Buchschrift entwachsen. Sie hat rela¬
tiv niedrige Mittelhöhen und große, weit geschwungene
Ober- und Unterlängen. Die französische Bastarda, von all
ihren Schwestern die schönste und eleganteste, strahlt mit
ihren gerundeten Mittelhöhen einen feinen ornamentalen
Reiz aus, dem sich die oberen und unteren Schwünge
prachtvoll anpassen. Die oberrheinische steht formal zwi¬
schen beiden, ist aber derber und eckiger, wie alle deut¬
schen Bastarden, von denen die schwäbische steiler und enger,
die bayrisch-österreichische wieder regelmäßiger und die
niederrheinische breiter und kräftiger ist. Energisch und
harmonisch zugleich wirken die Formen der fränkischen
Bastarda; mäßig breit, mit kräftigen Unterlängen und der
originell hochgezogenen Schleife des g bilden sie wahr¬
scheinlich die Ausgangsform der Schwabacher. Mehrere
interessante Formen zeigt die böhmische Bastarda, wobei
französische Einflüsse nicht ausgeschlossen werden können.
Bemerkenswert an einer sehr beliebten Variante der böh¬
mischen Bastarda ist der sogenannte Elefantenrüssel, jener
Schwung wie ein umgekehrtes Fragezeichen, mit dem ver¬
schiedene Versalien beginnen und der später typisch für die
Fraktur werden sollte. Die spanische Bastarda weist auf enge
Bezüge zu der in Spanien beliebten Rotunda. Spanische,
französische und niederrheinische Einflüsse wirken auf die
niederländische Bastarda mit ihrem einfachen breiten
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Abbildung 9у Florentiner Bastarda
Abbildung 98 Französische Bastarda
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Abbildung 99 Oberrheinische Bastarda
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Abbildung 100 Schwäbische Bastarda
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Abbildung 101 Österreichische Bastarda
Abbildung 102 Bastarda. Westliches Oberbayern
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Abbildung 103 Kölner Bastarda
Vergleiche die Abbildungen auf den Seiten 75,76 und y9
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