Abbildung 45 Schreibende Mönche
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Abbildung 46 Unciale
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Abbildung 48 Unciale
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Abbildung 40 Halbunziale
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Abbildung jo Halbunziale
Striche geschrieben wurden. Neben der üblichen Tusche,
die aus Ruß angerieben war, verwendete man für diese
Werke Gold- und Silbertusche. Solche Prachthandschriften
waren beliebte Geschenke zwischen Klöstern, Bischöfen und
Fürsten.
Während sich auf dem Festland die Unziale in der Rich¬
tung auf die schneller schreibbare Minuskel weiterent¬
wickelte, begann in Irland und England eine eigene, vom
Festland vorläufig isolierte Schriftkultur, die vermutlich
durch die Bindung der irischen Kirche an die byzantinische
Kirche hervorgerufen wurde. Besonders die Iren beschrän¬
ken sich auf die Schriften, in denen die ersten christlichen
Bücher auf die Insel kamen, und fanden weitere Möglich¬
keiten zu ihrer dekorativen und ornamentalen Ausgestal¬
tung. Die aus mehreren Strichen zusammengesetztenBuch-
staben wurden im siebenten und achten Jahrhundert auf
demFestlandfastgarnichtmehrgeschrieben.währenddiese
Technik in England in den built-up-letters zur höchsten
Kunstfertigkeit entwickelt wurde. In England ging man
dazu über, auch die alte Capitalis quadrata in dieser Technik
zu schreiben. Diese äußerst schwierigen Konturschriften
mit teilweise farbiger ornamentaler Füllung konnten nur
durch ständige Federdrehung geschrieben werden. Am be¬
liebtesten waren Fische, Vögel und Drachen als Ornament¬
motive. Aus solchen Motiven zusammengesetzte Initialen
wurden bis in die späte Karolingerzeit verwendet und durch
angelsächsische Mönche auch auf dem Festland bekannt.
Die andere weiterführende Tendenz der möglichst
schnellen Schreibbarkeit und leichten Lesbarkeit entwik-
kelte die Unziale durch Übernahme kursiver Figuren zur
Semiunciale, zur Halbun^iale. Das Rundungsprinzip der Un¬
ziale hatte die Buchstaben in ihrer Form einander genähert.
Durch Ober- und Unterlängen schuf man Unterscheidungs¬
merkmale. In der Halbunziale wurde eine neue ornamen¬
tale Möglichkeit, das Hineinragen der Ober- und Unter¬
längen in den Zeilenzwischcnraum, durch keulenförmige
Verstärkung besonders hervorgehoben. Es ist schwierig,
den Beginn der Halbunziale zu datieren. Frühe Formen
sind bereits im dritten Jahrhundert erkennbar, in breite¬
rem Maße treten sie im siebenten Jahrhundert auf, deshalb
ist es besser, alle Unzial- und Halbunzialschriften als in
Varianten auftretende Veredelungen der römischen Kur¬
siv zu betrachten, die sich gegenseitig beeinflussen und
durch das Schnellschreiben zur Minuskel hindrängen.
Die Halbunziale ist für die Schriftentwicklung bedeut¬
sam, weil sie die Ober- und Unterlängen an verschiedenen
Buchstaben klar herausbildet und andere ihrer Minuskel¬
form näherführt. Das a erhält seine runde Form, das b ver¬
liert die obere Rundung des Versals und erhält eine Ober¬
länge, die kleine, nach links geneigte Oberlänge des d bil¬
det sich aus zur Senkrechten. An Stelle der Unterlänge er¬
hält das f den Schaft nach oben ; m tind n bilden sich um
zum schreibgerechten Ab-auf-ab-Rhythmus mit vorläufig
noch gerundetem rechtem Abstrich ; als Zwischenform fin¬
den wir eine Versalfigur des N mit tiefem, fast waagrech¬
tem Querstrich ; p und q hatten schon in der Unziale ihre
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endgültige Form, lediglich die Schäfte werden verlängert.
Interessant ist die Bildung des langen s. Es entsteht, indem
der untere Bogen gestreckt wird. Das R ist in der Umbil¬
dung begriffen, der rechte Teil wird hochgezogen und läßt
eigentümliche Lücken im Wortbild entstehen. Das L hat
den Winkel abgeschliffen und ebenso wie das h eine Ober¬
länge ausgeprägt. In manchen Manuskripten hat auch be¬
reits das e Minuskelcharakter; die obere Rundung wurde
rechts bis zum Mittelstrich heruntergezogen, die einzelnen
Handschriften weichen in der Weiterentwicklung der Buch¬
staben weit voneinander ab. Je nach Landschaft oder
Schrcibschule wurden andere Buchstaben bevorzugt zur
Minuskel gebracht.
Eine dekorative Halbunziale wurde in Irland und Eng¬
land geschrieben. Die insularen Schriften sind erkennbar
an den betonten dreieckigen Anstrichen und den eigen¬
artigen g- und z-Formen. Die Kunst des Schreibens wurde
im siebenten und achten Jahrhundert in den irischen und
angelsächsischen Klöstern zur höchsten Blüte gebracht.
Leider sind nur wenige Blätter der jüngeren römischen
Kursiv aus der Zeit des fünften bis achten Jahrhunderts
erhalten. Papyrusstücke und Wachstäfelchen, auf denen
teilweise noch bis ins Hochmittelalter geschrieben wurde,
waren leichter der Zerstörung ausgesetzt. Aber schon die
wenigen erhaltenen Dokumente zeigen, daßdieFormender
Unziale, der Halbunziale und der Minuskel in der älteren
und jüngeren römischen Kursiv vorgebildet wurden. Das
Anhängen der Buchstaben aneinander innerhalb eines
Wortes leitet den Auf-ab-auf-Rhythmus der Handschriften
ein, der später auf viele Figuren der Minuskel, vor allem
m und n, übertragen wird. Aus dem Bestreben, verschie¬
dene Buchstaben zusammenzuziehen, Ligaturen zu bil¬
den, erklären sich die Umbildungen zum langen s, der
hochgezogene rechte Teil des R, der zum nächsten Buch¬
staben überleitet, und viele andere neue Figuren. Die jün¬
gere römische Kursiv war die allgemeine Geschäfts- und
Gebrauchsschrift. In ihr war das Vierliniensystem der Mi¬
nuskel mit Mittelhöhen, Ober- und Unterlängen bereits
ausgebildet.
Die einzelnen Kursivschriften zeigen ebenfalls land¬
schaftliche und individuelle Besonderheiten. Bemerkens¬
wert ist die Urkundenschrift der kaiserlichen Капфіеп, welche
die Entwicklung der Urkundenschriften einleitete. Durch
ihre hochgezogenen und etwas verschnörkelten Buchsta¬
ben erreichte die Urkundenschrift eine ornamentale Wir¬
kung auf Kosten der Lesbarkeit. Ihre direkte Fortsetzung
fand die jüngere römische Kursiv in der Kurialschrift der
päpstlichen Kanzlei, auf die am Ende des Kapitels einge¬
gangen wird.
Als Bindeglied zwischen der jüngeren römischen Kursiv
und den später entstehenden Nationalschriften kann die
Halbkursiv angenommen werden, die als Buchschrift ver¬
wendet wird. Ihre Buchstaben sind regelmäßiger und leich¬
ter lesbar. Die Halbkursiv ist der Ausgangspunkt der alt¬
italischen, der westgotischen und der merowingischen
Schrift.
Abbildung j 1 Jüngere römische Kursiv
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Abbildung j2 Kurialschrift
Die geringe Zahl der überlieferten Kursivschriften des
siebenten und achten Jahrhunderts zeigt den Tiefstand
der allgemeinen Bildung jener Zeit. Die römische Kultur
wurde von den Barbarenstämmen der Völkerwanderung
unter den Trümmern des alten Sklavenhalterstaates be¬
graben, und für eine neue Kultur, auch für eine verbreitete
Schreib- und Lesekunde, fehlte noch die neue ökonomische
Grundlage.
Auf den Trümmern des Römischen Reiches entstanden
militärische Demokratien germanischer Stämme. Die Völ¬
kerwanderung hatte die germanischen Stämme Mittel-
und Osteuropas in Bewegung gebracht. Diese Stämme be¬
fanden sich noch auf der Stufe der Sippenordnung, waren
aber seit längerer Zeit in Berührung mit der römischen
Kultur. Die Einwirkung der Sklavenhalterschaft trug zur
Auflösung ihrer eigenen Gesellschaftsordnung bei. Die ein¬
zelnen Stämme schlössen sich zu großen Verbänden zu¬
sammen. Aus ihren gewählten militärischen Führern, die
die Erblichkeit ihrer Machtbefugnis erstrebten, wuchs eine
privilegierte Schicht, in der man die Umrisse des späten
Feudaladels erkennen kann.
In den Reichen Odoakers und Theoderichs, die auf
der Grundlage der militärischen Demokratie von den Ger¬
manen auf römischem Boden errichtet wurden, blieb die
Verwaltungsbürokratic der Römer bestehen. Theode¬
rich fühlte sich als Nachfolger der römischen Kaiser. Er
ließ antike Denkmäler und Handschriften erneuern und
berief italienische Gelehrte an seinen Hof. Eine große Zahl
Manuskripte, die in Papyrusrollen erhalten waren, wur¬
den in Pergamentbücher (Kodizes) umgeschrieben und auf
diese Weise vor der Zerstörung bewahrt. Der Kanzler
Theuderichs, Cassiodorus, der 540 Abt des Klosters
Vergleiche die Abbildungen auf den Seiten 49 bis jj
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