Nachteile. Wir erkennen, daß die Unterlänge des g durch
die Einhaltung der Normallinie bei den meisten Schriften
verkrüppelt wird. Zum andern entsteht bei der Schrift¬
herstellung der Nachteil, daß die Unterlänge für die un¬
terschiedlichen Schriftgrade jeweils verändert werden
muß.
Vor der Einführung der Schriftlinie, und so wird es bei
den meisten Gießereien der Welt heute noch gehalten,
stellten die Schriftgießer die x-Höhe auf Mitte, Ober- und
Unterlängen waren dann gleich groß. Bei den Renaissance¬
schriften blieb den Ober- und Unterlängen so reichlich
Platz, daß ein Durchschießen unnötig war. Heute jedoch
muß fast jede Schrift durchschossen werden, wenn man ein
schönes Gesamtbild erreichen will. Beim Nebeneinander¬
stellen älterer Schriften und ihrer modernen Repliken er¬
kennt man, in welchem Maße die Unterlängen durch die
Normallinie verkleinert werden mußten.
Die Festlegungen der sogenannten Normal-Schriftlinie
werden jedenfalls überprüft werden müssen. In der
Sowjetunion wurde den Unterlängen einheitlich l/t des
Gesamtkegels der Schrift eingeräumt. Bei den deut¬
schen Gießereien bleiben den Unterlängen je nachdem
20 bis 27% des Kegels, doch der Übergang zum Lichtsatz
verlangt für alle Grade identische Relationen der
Schriftlinie. Hierbei könnte das sowjetische Beispiel eine
interessante Anregung sein.
Besonderheiten des Maschinensatzes und des Lichtsatzes
Die Monotype- und die Linotype-Setzmaschinen haben sich
weitgehend den Bedürfnissen der überlieferten Schrift
und Typografie angepaßt. Der Nachteil der gegenwärtigen
Zeilengieß-Systeme ist vor allem der, daß jeweils entweder
die Grundschrift und die Kursiv oder die Grundschrift und
die Halbfette auf eine Matrize gebracht werden, also eine
Dickte haben müssen. Es ist demnach nicht mehr möglich,
daß die Kursiv einen schmaleren Lauf hat als die Antiqua.
Bei Grotesk- und bei klassizistischen Schriften bringt dies
keine Qualitätseinbuße, bei der Garamond und der Janson
jedoch mußte die Kursiv breiter gezeichnet werden, und
dies gereichte ihr nicht zum Vorteil. Ein Umzeichnen etwa
der Arrighi-Kursiv auf die Breiten der Bembo wäre völlig
sinnwidrig. Am besten sind die besonderen Probleme der
Magazinmatrize bei einer neuen Schrift lösbar, wenn die
identischen Buchstaben der Antiqua, Kursiv und Halb¬
fetten gemeinsam konzipiert werden.
Die Monotype-Setzmaschine erlaubt den Satz schmaler
Kursivschriften neben breiten Antiquabuchstaben. Sie ist
also für die Übernahme historischer Schriften besser ge¬
eignet. Aber auch ihr System bringt für den Schriftent¬
werfer einige Schwierigkeiten. Das System der Monotype
ist auf achtzehn Einheiten aufgebaut, von denen die unte¬
ren vier für Buchstaben und Zeichen zu schmal sind. Der
Entwerfer muß sich bei jedem Buchstaben für eine von
vierzehn festgelegten Dickten entscheiden. Aber diese
Forderung konnte unter Beibehaltung der künstlerischen
Qualität erfüllt werden.
Ein interessantes Unterfangen der letzten Jahre war die
Sabon vonjANTscHiCHOLD,die für Mono.Lino und Hand¬
satz dieselbe Zeichnung und dieselben Dickten hat. Der
Künstler mußte die Bedingungen der Rahmenmatrize
gleichzeitig in seiner Zeichnung beachten.
Völlig neue Probleme bringt der Lichtsatz. Beim Blei¬
satz war es möglich, die kleineren Grade zu verbreitern
und die größeren zu verschmälern, um ein jeweils harmo¬
nisches Zeilenbild zu erreichen. Die meisten Lichtsatz¬
systeme stellen jedoch von einem Buchstabennegativ
mehrere Schriftgrößen her. Die kleinen Grade könnten
dann zu dunkel und ihre Serifen zu fett wirken. Der Zeich¬
ner muß deshalb beim Schriftentwurf bzw. beim Um¬
zeichnen vorhandener Schriften auf solche Besonderheiten
achten. Eine andere Besonderheit des Lichtsatzes ist das
Überstrahlen spitzer Ecken. Der Zeichner muß solche Stel¬
len, alle Ecken von 90° und spitzer und insbesondere die
Serifen, kräftiger zeichnen. Lichtsatzschriften wirken im
allgemeinen auch zarter als Bleisatzschriften, denn die ein¬
gewalzten und vor allem die im Buchdruck gedruckten
Schriften wirkten stets etwas breiter als die ursprüngliche
Zeichnung. Diesem additiven Effekt steht im Lichtsatz ein
subtraktiver Effekt gegenüber, insbesondere wenn der
Druck in Offset erfolgt, denn die fotografierten Buchstaben¬
ränder sind völlig objektiv, die Überstrahlungen der spit¬
zen Winkel müssen abgezogen werden, und ein Ausquet¬
schen der Buchstabenränder beim Druck ist ausgeschlossen.
Selbstverständlich werden die Lichtsatzsysteme immer
weiter verbessert. Beim Digiset werden die Buchstaben-
bil der elektronisch programmiert, gespeichert und in einen
Linienraster zerlegt. Theoretisch wäre es durchaus denk¬
bar, die einzelnen senkrechten Buchstabenscheibchen et¬
was zu verbreitern und zu verschmälern und damit den
überlieferten Qualitätsvorstellungen näherzukommen.
Das Entscheidende ist, daß bei den Neuentwicklungen
Schriftkünstler hinzugezogen werden, die sich selbstver¬
ständlich mit den komplizierter werdenden technologi¬
schen Problemen auseinandersetzen müssen.
Die industrielle Revolution wird die mechanische Schrift¬
herstellung zu unvorstellbarer Geschwindigkeit steigern
müssen, um den Bedarf von etwa 6 Milliarden Menschen
im Jahre 2000 zu befriedigen. Die überlieferten Grafeme
der lateinischen Buchstaben werden sich aber nicht grund¬
sätzlich ändern. Es ist hier nicht der Ort, die vielen sich ab¬
zeichnenden Möglichkeiten der Wissensspeicherung und
Wissensvermittlung aufzuzählen, sie werden ohnehin
durch noch phantastischere abgelöst werden. Die Schrift¬
künstler können dabei nicht untätig sein, bis auch die
neuen Gefäße des Wissens den Maßen des Menschen, den
Maßen der Schönheit entsprechen. Die neue Technik muß
so gesteuert werden, daß sie den moralischen und sozialen
Fortschritt nicht behindert, sondern fördert.
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Renaissance-Antiqua
Athenäum-Antiqua
Athenäum-Kursiv
Augustea-Antiqua
Augustea-Versalien
Augustea licht
Bembo-Antiqua
Bembo-Kursiv
Bembo halbfett
Bembo-Titelschrift
Berling-Antiqua
Berling-Kursiv
Berling halbfett
Blado-Kursiv
Brudi-Mediäval
Centaur-Antiqua
Centaur-Kursiv
Chinesische Antiqua
Columna
Dante-Antiqua
Dante-Kursiv
Diethelm-Antiqua
Diethelm-Kursiv
Diethelm halbfett
Garamond-Antiqua
Garamond-Kursiv
Kollektiv-Antiqua
Kollektiv-Kursiv
Kollektiv halbfett
Michelangelo
Monument
Palatino
Palatino-Kursiv
Poliphllus-Antiqua
Praha-Antiqua
Praha-Kurslv
Sabon-Antiqua
Sabon-Kursiv
Sabon halbfett
Sistina
Trump-Mediäval
Trump-Mediäval-Kursiv
Trump-Mediäval halbfett
Trump-Mediäval fett
Trump-Gravur
Tschörtner-Antiqua
Tschörtner-Kurslv
Weiß-Antiqua
Weiß-Kursiv
Weiß-Kapitale
Weiß-Lapidar
Bannikowskaja-Russisch
Bannikowskaja-Antlqua
Bashanowskaja-Versalien,
russische und lateinische Variante
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