1968
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Abbildung 452 Schulausgangsschrift der DDR
Abbildung 453 Breilfeder-Scludschrift der DDR
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Abbildung 4J4 Vier Variationen von Schulschriften flir verschiedene Zwecke
Nach langjährigen Versuchen in vierzig Grundschulen
wurde im Jahre 1968 in der DDR eine neue Schulausgangs¬
schrift eingeführt, die weitgehend den Vorstellungen von
Alfred Fairbank und Том Gourdie entspricht. Die
Erfolge dieser Schrift sind überraschend gut, die Kinder
schreiben nicht nur leserlicher, sie lernen auch schneller
schreiben und machen, weil die Schreibbewegungen früher
automatisiert werden, am Ende des ersten Schuljahres so¬
gar weniger orthografische Fehler. Die neue Schulschrift
wurde von Renate Tost, einer Absolventin der Leipziger
Hochschule für Grafik und Buchkunst, zusammen mit Eli¬
sabeth Kästner entworfen.
Die Erneuerung der Kalligrafie könnte noch in vielen
Ländern nachgewiesen werden. In der Schweiz wäre neben
Reiner undTschichold noch МлхСaflisch zu nen¬
nen, der als Lehrer an der Kunstschule Zürich wirkt, auch
Walter Kaech und andere Schweizer Gebrauchsgrafiker
sind den Ideen von Johnston verpflichtet.
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Eine bedeutende Aktivität in der Kalligrafie und Buch¬
kunst entfalteten in den letzten Jahren die skandinavischen
Staaten. AkkeKumlien, der viele Bücher für den bekann¬
ten schwedischen Verlag Р. A. Norstedt betreute und für die
Berlings-Grafiska-Schriftgießerei in Lund mehrere Schrif¬
ten entwarf, und BrorZachrisson, der Direktor des
Grafischen Instituts in Stockholm, wirkten als Pioniere der
schwedischen Schriftkunst. In seinem schönen dreibändigen
Werk «ABC of Lettering and Printing types» nennt Eric
Lindegren, selbst ein vorzüglicher Schriftkünstler, noch
eine ganze Reihe bedeutender Kalligrafen wie Karl-Erik
Forsberg, Bo Berndahl, Vera Johnsson in Schwe¬
den, Erik Ellegaard Frederiksen und BentRohde
in Dänemark sowie Leif Friman Anisdahl in Norwe¬
gen. Die von Bent Rohde entwickelte Bredpen-Kursiv
hat als Schulausgangsschrift schöne Erfolge erzielt.
Freunde des schönen Schreibens im Sinne der italieni¬
schen Humanisten-Kursiv finden sich natürlich auch im
Heimatland dieser Schriftform, in Italien. Dr. Giovanni
Mardersteig in Verona, der Direktor der Officina Bodo-
ni, hat durch sein persönliches Beispiel und durch die
Herausgabe von Faksimiledrucken von Arrighi, Felice
Feliciano, Paccioli und anderen italienischen Schreib¬
meistern auch für die Pflege des künstlerischen Schreibens
Bedeutendes geleistet.
In der CSSR war es der 1961 verstorbene Oldrich
Menhart, dessen eigene Handschrift trotz ihrer aus¬
geprägten persönlichen Note ein Bekenntnis zur Renais¬
sance-Kursiv war und der als Meister der Kalligrafie weit
über sein Land hinaus Ansehen genoß. Frantisek Muzi-
ka vermittelt einem großen Kreis tschechischer Studenten
die Kenntnis historischer Formen, und sein Werk «Schöne
Schrift» verdient höchste Bewunderung für die gründliche
wissenschaftliche Darstellung der lateinischen Schrift¬
geschichte. Oldrich Hlavsa, als Typograf international
bekannt, ist daneben ein Fachmann moderner Schriftzüge.
Der Kreis von Anhängern des schönen Schreibens reicht
weiter bis nach Südamerika und Neuseeland, von Ungarn
bis Australien.
Wenig bekannt ist leider die Ausstrahlung der kalli-
grafischen Bewegung auf die Sowjetunion und Bulgarien.
Bei einem Besuch in Tallinn, der Hauptstadt der Estnischen
SSR, fand ich eine Gruppe hervorragender Kalligrafen.
Paul Luhtein, seit vierzig Jahren an der Kunstschule in
Tallmn als Lehrer tätig, war in den zwanziger Jahren Student
der Leipziger Akademie bei Walter Tiemann und hat
ein Stück Leipziger Schreibkultur an den baltischen Meer¬
busen verpflanzt. Es ist bemerkenswert, daß in Estland
nicht nur die Antiqua und Antiqua-Kursiv, sondern auch
Fraktur- und gotische Schriften geschrieben werden. Ein
virtuoser Kalligraf, Villu Toots, hat in Tallinn eine ei¬
gene Schreibschule gegründet und mehrere Bücher über
die estnische Kalligrafie herausgegeben.
Es mag erlaubt sein, in einem Buch über die lateinische
Schrift auch die verwandte kyrillische Schrift einzubezie-
hen. In Moskau kann man seit einem guten Jahrzehnt von
Abbildung 455 Neujahrskarte von S.B. Telingater
Abbildung 456 Kursiv von Bent Rohde
Vergleiche die Abbildungen auf den Seiten 234,235 und 238
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