Garamond Palatino Caslon Janson Times Bodoni Walbaum Neutra
Akz--Grot. Futura
xxxxXxXXXx
kkkkkkkkkk
zzzzZzZZZz
abgeleiteten anderen Kleinbuchstaben und in großem
Maße sogar über das Aussehen der ganzen Schrift.
b und d. Das Problem dieser beiden Buchstaben ist
der nahtlose Übergang der runden Form in die Senk¬
rechte, vor allem die Verjüngung des runden Strichs
beim Einlauf in die Senkrechte. Bei gleicher Figuren¬
breite wie bei der Monotype steht bei der Antiqua dem
b mehr Platz zur Verfügung als dem d, das die untere
Rundung noch nach oben führen muß und unten eine Se¬
rife braucht.
p und q. Auch hier stehen fast die gleichen Aufgaben.
Die Länge der Unterlänge soll in dem Abschnitt über die
Schriftlinie besprochen werden.
с und e. Die linke Seite beider Buchstaben entspricht bei
den meisten Schriften der linken Seite des o. Bei einigen
Antiquaschriften (Garamond, Caslon, Janson, Times)
wurde die dickste Stelle der Rundung des e nach unten ver¬
lagert, um das Auge über dem hochsitzenden Querstrich
öffnen zu können. Diese grafische Delikatesse ist also durch¬
aus begründbar, und es bleibt offen, das с der neuen e-
Variante anzupassen oder die Übereinstimmung mit dem
о zu belassen.
a. Das a erfordert vor allem eine gute Proportion und
eine offene Form des kleinen Bäuchleins und einen elegan¬
ten Übergang der drei Rundungen oder Querstriche in den
senkrechten Schaft. Durch die Häufung der Linien können
die Striche etwas dünner gehalten werden.
s. Es ist nicht einfach, die beiden Punzen des s offen zu
halten und der Gesamtfigur trotzdem eine schöne Form zu
geben. Auch beim Kleinbuchstaben besteht die Gefahr des
Nach-links-Kippens, und man tut gut, dem s eine leichte
Rechtsneigung zu geben.
g. Wahrscheinlich der schwierigste Buchstabe des ganzen
Alphabets, gleichzeitig der schönste Buchstabe der Gara¬
mond-Antiqua. Aber gerade bei ihm, vor allem seinem
unteren Bogen, erkennt man die Qualitätsunterschiede
der verschiedenen Garamond-Repliken. Zu den Feinhei¬
ten des Antiqua-g gehören die unterschiedliche Größe und
Bewegungsrichtung der beiden Punzen. Damit der obere
Punzen bei der fetten Variante nicht zu klein wird, ver¬
zichten die meisten Groteskschriften auf die zweistöckige
g-Figur und benützen die dem q ähnliche Form.
v. Die Breite des v ergibt sich aus der Forderung nach
einer gleichmäßigen Grauwirkung aller Buchstaben, die
am besten erkannt werden kann, wenn das v zwischen
zwei m steht. Der Einschnitt zwischen den beiden zu¬
sammenführenden Linien ist noch wichtiger als beim Ver¬
sal, um eine Fleckbildung zu verhindern.
w. Das w ist ein gedoppeltes v, deshalb gilt alles für das
v Gesagte auch für das w, vor allem, weil die beiden v-
Formen meist schmaler gehalten werden.
y. Eine grafisch interessante Lösung bieten die großen
Grade der Caslon, die den dünnen rechten Schenkel steiler
und den linken schräger stellen, um das durch die nach
links laufende Unterlänge gestörte Gleichgewicht wieder
zu gewinnen. Noch mehr als beim v droht eine Fleckbil¬
dung beim Zusammentreffen der drei Striche.
x. Erfahrungsgemäß ist das x der dunkelste Buchstabe
des Alphabets. Durch Einschnitte und ein Verdünnen der
Balken wird bei vielen Schriften ein Ausgleich gesucht.
310
k. Wie beim Versal besteht das Problem darin, die
beiden Schrägen von der Senkrechten zu lösen, um eine
Fleckbildung zu vermeiden und die beiden Punzen mög¬
lichst offen zu halten.
z. Wie sein großer Bruder wirkt auch das kleine z durch
seinen oberen Querstrich leicht zu groß. Einige Schriften
haben diese optische Täuschung durch ein kaum merk¬
bares Tieferstellen des oberen Querstrichs berücksichtigt.
Es war bei dieser Zusammenstellung einiger grafischer
Eigenarten der lateinischen Buchstaben nicht beabsichtigt,
alle Probleme zu erfassen. Diese sind viel zu kompliziert,
um einem großen Leserkreis vorgelegt zu werden. Der
Schriftliebhaber wird jedoch erkennen, daß eine neue
Schrift nicht einfach einem künstlerischen Einfall ent¬
springen kann, sondern daß Wissen und Erfahrung dazu
gehören, etwas Gutes zu schaffen. Welchen Sinn hätte es,
den überlieferten Schriften lediglich eine zusätzliche zur
Seite zu stellen, wenn diese in ihren grafischen Qualitäten
den vorhandenen nachsteht. Der sogenannte moderne
Ausdruck kann erst gefunden werden, wenn der gewaltige
Formenschatz lateinischer Schrifttradition bekannt ist und
verarbeitet wurde.
Es würde zu weit führen, auch die Buchstaben der Kursiv,
die Umlaute, Akzente, Zeichen und Ziffern einzeln zu be¬
sprechen. Über die Verwendung der Ziffern bestehen j edoch
noch relativ viele Unklarheiten, und ich möchte deshalb
wenigstens zu diesem Thema noch einige Gedanken äußern.
Die arabischen Ziffern, in Europa erst im frühen Mittel¬
alter bekannt geworden, konnten sich bis zum fünfzehnten
Jahrhundert nur langsam durchsetzen. In ihrer Form
paßten sie sich den geschriebenen und gedruckten Schriften
an. Während der Renaissance wurden die Ziffern 6 und 8
mit Oberlängen, die 3, 4, 5, 7 und 9 mit Unterlängen ver¬
sehen und 1, 2 und 0 in die x-Höhe gebracht. Diese aus der
Praxis erwachsenen Unterscheidungsmerkmale entspra¬
chen dem schnellen Schreiben und erleichterten das Lesen,
da insbesondere 3 und 8 bei gleicher Höhe leicht verwech¬
selt werden konnten.
In den deutschen Setzereien werden Ziffern mit Ober-
und Unterlängen häufig noch als Mediävalziffern bezeich¬
net, obwohl dieser Terminus eindeutig falsch ist, denn auch
die klassizistischen Schriften von Bodoni und Didot in ihren
Originalschnitten besitzen Ober- und Unterlängen. Erst in
späteren Nachschnitten wurden die Ziffern einiger klassizi¬
stischer Schriften auf einheitliche Höhe gebracht. Aller¬
dings wurden zu reinen Versalschriften bereits am Ende des
achtzehnten und am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts
die dazugehörigen Ziffern auf identische Höhe, also auf
Versalhöhe gegossen. Diese sogenannten Normalziffern
setzten sich auch für extrem kleine Grade und für Formel¬
zwecke durch, für kleine Grade, weil der winzige Schrift¬
kegel besser ausgenutzt werden konnte, für Formel¬
werke, um die Verbindung mit Indizes und Exponenten
zu erleichtern. Es soll jedoch hier gleich erwähnt werden,
daß auch bei vielen mathematischen Werken Ziffern mit
Ober- und Unterlängen ihrer besseren Lesbarkeit wegen
vorgezogen werden.
Es wäre jedenfalls besser, die Ziffern mit Ober- und
Unterlängen als Minuskelziffern und die Ziffern mit ein¬
heitlicher Höhe als Versalziffern zu bezeichnen.
Mit einer solchen Unterscheidung ist jedoch nicht gesagt,
daß die eine oder die andere Schriftart auf Halbgeviert-
kegel gegossen wird. Es gibt Versalziffern und Minuskel¬
ziffern auf Halbgeviertkegel, und gleichermaßen können
beide Ziffernarten auf unterschiedliche Kegelbreite gegos¬
sen sein.Halbgeviertziffern sind für tabellarische Anordnun¬
gen unerläßlich, damit alle Ziffern exakt untereinander
zu stehen kommen. Eine Schrift ohne Halbgeviertziffern
ist deshalb in ihrem Anwendungsbereich eingeschränkt.
Ziffern mit unterschiedlicher Kegelbreite sind jedoch schö¬
ner, denn es ist klar, daß die Ziffer 1 und die Ziffer 7
weniger Platz benötigen als etwa die 8 oder die o. Der
Schriftentwerfer, der die Aufgabe hat, Ziffern auf Halb¬
geviertkegel zu entwerfen, steht bei Versalziffern und bei
gemeinen Ziffern vor etwa gleich großen Schwierigkeiten:
Bei Versalziffern läßt sich die große 0 nur schwer in das Halb¬
geviert zwängen, und bei den gemeinen Ziffern ist mit der
relativ kleinen 1 die halbe Geviertbreite kaum zu füllen.
Was ergibt sich daraus für die Praxis des Setzers? Im
fortlaufenden Satz und bei Seitenzahlen wird er immer
die gemeinen Ziffern vorziehen; sie sind leichter lesbar,
schöner und passen sich in das Gesamtschriftbild besser
ein. Im Versalsatz hingegen fallen Minuskelziffern durch ;
hier ebenso wie beim Formelsatz und beim Satz von Fahr¬
plänen wird der Setzer Versalschriften benützen. Auch
Bruchziffern sind stets Versalziffern, und wenn sie für
große Grade aus Ziffern kleinerer Grade zusammengesetzt
werden, müssen unbedingt Versalziffern verwendet wer¬
den, damit die Nenner unten Linie halten und die Zähler
eine gleiche obere Kante ergeben.
Die Schriftgießerei würde nach diesen Überlegungen für
alle Werkschriften (identisch für Magazinmatrizen, Rah¬
menmatrizen und Typen) in den Graden 6-12 sowohl Ver¬
sal- als auch gemeine Ziffern auf Halbgeviertbreite liefern
müssen. Bei Akzidenzschriften gibt es keine Argumente
für die Halbgeviertbreite. Je größer die Grade werden,
desto unangenehmer wird sich das Einzwängen der indi¬
viduellen Ziffernform in die Einheitsbreite bemerkbar
machen und die Schönheit der Einzelform beeinträchtigen.
Hier sollte die optimale Form entscheiden.
ЗІІ