einen kurzen waagrechten Querstrich verbunden wie bei unteren, nach rechts führenden Strich aus dem oberen
der Trump-Mediäval oder die Senkrechte nur eben be- herauswachsen. Der senkrechte Strich kann etwas dünner
rührend wie bei der Garamond und der Palatino. Die sein, der untere Schrägstrich jedoch muß aus den bereits
Barock- und die klassizistischen Schriften führen nur den beschriebenen Gründen kräftig bleiben, und die beiden
oberen Schrägstrich bis zur Senkrechten und lassen den Punzen müssen klar und offen sein.
Ga Pa Ca Ja Ti Bo Wa Neu Akz Fu
KKKKKKRKKK
N. Die Senkrechten sind bei der Antiqua dünn, die Dia¬
gonale ist kräftig, die äußere Breite entspricht etwa dem H.
Bei dieser relativ offenen Figur muß die Strichdicke fast
stets etwas verstärkt werden. Die Diagonale wirkt so stark
Z. Die beiden an die obere und untere Begrenzungslinie
anliegenden waagrechten Schäfte lassen das Z größer er¬
scheinen. Es empfiehlt sich deshalb, die obere Lmie für den
Laien unmerklich tiefer zu rücken. Die von oben rechts
nach unten links führende Diagonale wirkt optisch dicker
als die umgekehrt von oben links nach unten rechts lau-
Bevor wir zurden Kleinbuchstaben übergehen, soll noch
bemerkt werden, daß dieses Kapitel über die Anatomie der
lateinischen Buchstaben keinesfalls ein Regelwerk anbieten
will. Es sollen lediglich einige Beobachtungen genannt
werden, die von Fall zu Fall neu angestellt werden müssen.
Meistens sind optische Täuschungen gemeint, und bei den
Differenzen handelt es sich um Millimeterhundertstel.
Erst eine eingehende Beschäftigung mit der Schrift schärft
die Augen, und das Wissen um die Schwierigkeiten und
deren Überwindung fördert das ästhetische Vergnügen
des Fachmannes und des Laien beim Betrachten einer
schönen Schrift.
Ein wesentlicher Unterschied der Kleinbuchstaben gegen¬
über den Versahen besteht darin, daß die Kleinen Ober-
und Unterlängen besitzen. Sie bewegen sich in einem Vier¬
liniensystem.
und frappierend, daß sie die beiden Senkrechten optisch
nach außen umbiegt. Verschiedene Schriftentwerfer wir¬
ken dieser optischen Täuschung dadurch entgegen, daß sie
die Senkrechten etwas nach innen krümmen.
fende Linie beim N und V, und man tut gut, dieser Täu¬
schung entgegenzuwirken. Zum dritten machte ich die
Erfahrung, daß durch die einseitig angesetzten Serifen das
Z der Antiqua nach links zu kippen scheint; die obere
waagrechte Linie wird dann links etwas gekürzt werden
müssen.
_________________ Oberlänge
_________________ x-Höhe oder Mittelhöhe
Grundlinie _________________
_________________ Unterlänge
Die Versahen besitzen häufig nicht die Größe der Ober¬
längen. Durch ihren im allgemeinen breiteren Lauf und
die relativ größeren Punzen markieren sie sich noch deut¬
lich, auch wenn sie kleiner sind und Platz für Akzente las¬
sen. Aus der andersartigen Zeichnung ergibt sich ein
weiterer anatomischer Unterschied der Kleinbuchstaben.
Ihre Striche sind etwa um l/t dünner als die der Versalien,
und erst dadurch ergibt sich eine optisch gleichmäßig graue
Wirkung, wenn sie mit den Versalien zusammenstehen.
Bei der Caslon, der Baskerville, der Janson, der Bodoni und
Ga Pa Ca Ja Ti Bo Wa Neu Akz Fu
nnnnnnnnNn
Ga Pa Ca Ja Ti Bo Wa Neu Akz F,t
zzzzzzzzZz
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der Times ist der Unterschied in der Strichstärke zwischen
den Versalien und den Gemeinen sogar noch beträchtlich
größer.
Verhältnis der Grundstrichfette der Versalien und der Klein¬
buchstaben beim 48-p-Grad, gemessen an guten Drucken
auf Naturpapier bei I und i
I i Relation
Vio mm Vio mm ¡ zu I
Garamond Typoart
12
10
83%
Baskerville ATF
15
11
73%
Janson Stempel
14.5
10
69%
Bodoni Bauersche (36 p)
15
11
73%
Walbaum Berthold
20
19
95%
Trump-Mediäval Weber
15
13
87%
Palatino Stempel
13
11,5
88%
Times Romain Monotype
19
14,5
76%
Akzidenz-Grotesk Berthold
15
12,5
83%
Helvetica-Grotesk Haas
19
16
84%
Auch die Kleinbuchstaben können ihrer grafischen Eigen¬
art entsprechend in drei Gruppen eingeteilt werden:
die Gruppe der Buchstaben mit vorwiegend senkrechten
Grundstrichen 1, i, j, m, n, h, u, t, f, r
die Gruppe der runden o, b, d, p, q, c, e, a, s, g
die Gruppe der Buchstaben mit schrägen Strichen v, w, x,
у, к und z.
m. Der Schlüsselbuchstabe für die Kleinbuchstaben ist
das m. Mit seiner Zeichnung werden die Fette und die
Weite der Schrift festgelegt. Unter Weite versteht man den
Abstand von Buchstabe zu Buchstabe. Nach den Erfah¬
rungen der Stempelschneider ist die durchschnittliche
Weite, der durchschnittliche Abstand von Buchstabe zu
Buchstabe etwa gleich dem Punzen des m. Deshalb muß
der Rhythmus zwischen Strich und Strichabstand der
Senkrechten im m besonders sorgfältig ausgewogen wer¬
den. Wenn mehrere m nebeneinander gestellt werden,
dann müßten alle Striche den optisch gleichen Abstand be¬
sitzen, und andere zwischen zwei m eingefügte Buchstaben
müßten sich diesem Rhythmus anpassen. Der Abstand vor
dem ersten Abstrich und der Abstand nach dem dritten
Abstrich des m müssen demnach addiert dem Punzen des
m entsprechen. Zusätzlich beachtet der Entwerfer feine
Besonderheiten, bei der Antiqua hat das m vorn zwei Seri¬
fen, hinten jedoch nur eine. Die vordere Weite muß dem¬
nach etwas größer sein. Das m der Grotesk hat vorn eine
gerade senkrechte Linie, während der hintere Abstrich
oben gekrümmt ist, und deshalb genügt hinten eine etwas
geringere Weite.
Die Erfahrung lehrt, daß bei gleichgroß bemessenen
Punzen der hintere kleiner erscheint. Er muß deshalb etwas
größer (etwa г/100) als der vordere gehalten werden, damit
beide optisch gleich wirken.
1. Es empfiehlt sich, das 1 zwischen zwei m zu stellen, um
die Relation der Oberlänge und der x-Höhe auszubalancie¬
ren. Der Einzelstrich kann um ein geringes dicker sein als
die Abstriche des m.
i und j. Der Durchmesser des i-Punktes ist beträchtlich
größer (etwa V3) als die Strichstärke. Meistens steht der
Punkt über der Strichmitte. Zu nahe am Strich klebende
Punkte wirken pedantisch, zu weit abstehende fliegen da¬
von wie ein kleiner Luftballon.
n. Bei den klassischen Schriften ist der Punzen des n
größer als der des m. Bei einigen neueren Schriften für das
System der Monotype wurden die Punzengrößen ange¬
nähert. Wesentlich für die Schönheit des n ist der Einlauf
des oberen Bogens in den linken Abstrich. Der abzwei¬
gende Bogen ist stark verjüngt, der über der Abzweigstelle
liegende Teil der Senkrechten ist bei einigen Schriften nach
links leicht umgebogen, oder der Einschnitt ist zugespitzt,
um die Bildung eines dunklen Flecks bei den kleinen Gra¬
den zu verhindern. Diese Bemerkung gilt selbstverständ¬
lich auch für m und u.
h. Das h bietet gegenüber dem n keine neuen Schwierig¬
keiten.
u. Dieser Buchstabe, scheinbar ein umgekehrtes n, muß
bei der Antiqua mit großer Sorgfalt harmonisiert werden.
Die beiden nach links weisenden Serifen machen eine leich¬
te Rechtsneigung der senkrechten Abstriche erforderlich.
Gewisse Schwierigkeiten ergeben sich bei der Zeichnung
für das System der Monotype, das für ähnliche Buchstaben
wie n und u eine Festlegung auf die gleichen Einheiten, die
gleiche Breite erforderlich macht. Der Punzen des u wirkt
nämlich dann breiter, und die Zeichnung erfordert ein
sorgfältiges Ausgleichen.
r. Die Abzweigung des oberen Bogens ist dieselbe wie
beim n. Der Buchstabe wirkt dann schön, wenn der auf¬
steigende Zweig nicht zu kurz beschnitten und sein Ab¬
schluß deutlich markiert wird.
f. Der frei auslaufende Bogen wird durch die technischen
Bedingungen beim Typensatz und bei der Linotype behin¬
dert, und es gehört viel Geschick dazu, den Bogen auf be¬
grenztem Raum deutlich zu markieren, ohne den oberen
Lauf der Senkrechten zu verunstalten.
t. Auch das t sollte nicht zu schmal sein. Die Strichkreu¬
zung an der Schulter des t darf nicht wie ein Kreuz aus¬
sehen. Die Beispiele zeigen, welche guten Lösungen gefun¬
den werden, damit die drei oberen Strichenden nicht gleich¬
förmig und gleichlang erscheinen.
o. Selbstverständlich sind auch bei den Kleinbuchstaben
die runden Striche am Punkt ihrer größten Ausdehnung
dicker als die Senkrechten. Das Oval des о ist schmaler als
das Versal-O, aber Art und Weise der Rundung müssen in
Beziehung stehen. Optisch hat der Punzen die Größe des
n-Punzens. Seine Form entscheidet nicht nur über die
Schönheit des Buchstabens o, sondern über die der vom о
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