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Abbildung 410 Buchstabengruppen, wie sie beim Lesen mit einer Fixation erfaßt werden
} \ 3 4 5 8 7 9 6 10
A common violation of this rule is illustrated by the sentence,
i 2 4 3 5 6 8 9 10 7 12 11
"Every one started at the same time." The expression Every one
2 13 5 4 6 7 9 108 11 12
is singular; The predicate expresses an idea of comparison.
2 13 4 5 6 7 8
Two persons might start at trie same time, but one person could
Abbildung 411 Ergebnis eines Testes vonJUDD und BUSWELL. Die Ziffern und Punkte bezeichnen die Reihenfolge der Fixa-
tionspunkte der Augen und lassen erkennen, daß eigenwillige Konturen schneller erfaßt werden und die Augen gelegentlich zu¬
rückschweifen, um sich von der Richtigkeit des zuvor Gelesenen zu überzeugen.
2. Texte im Versalsatz werden um etwa 12% langsamer
gelesen als solche mit Klein- und Großbuchstaben.
Paterson und Tinker geben hierfür drei Gründe an:
a) Die für den ganz in Großbuchstaben gesetzten Text
erforderliche Druckfläche ist 35 % größer als bei dem¬
selben in Kleinbuchstaben gesetzten Text. Daher
wird die Anzahl der visuellen Fixationen bei dem
ganz aus Versalien gesetzten Text stark erhöht.
b) Der Umriß der Wortbilder ist bei Kleinbuchstaben
charakteristischer.
c) Die Lesegewohnheiten begünstigen den Satz in Klein¬
buchstaben.
3. Kursivschriften werden beinahe ebenso gut gelesen wie
Antiquaschriften. Doch fürchten die Versuchspersonen
bei längeren kursiven Texten eine Überanstrengung der
Augen.
4. Halbfette und fette Schriften wurden in den praktischen
Versuchen ebenfalls gleich gut gelesen wie Antiqua¬
schriften. Die Leser äußerten jedoch hinterher überein¬
stimmend die Ansicht, daß längere Texte in fetter
Schrift schlechter lesbar, aber für Überschriften und
Akzidenzen angebracht seien.
5. Die Untersuchungen über die relative Lesbarkeit von
Groteskschriften haben noch keine genügende Klarheit
gebracht. Als Schriften für das Erstlesealter können et¬
wa gleichberechtigt sowohl eine klare Antiqua als auch
eine Grotesk verwendet werden. Für längere Texte, vor
allem der belletristischen Literatur, erscheint die Gro¬
tesk weniger günstig.
6. Die beste Lesbarkeit erreicht eine schwarzgedruckte
Schrift auf weißem oder chamois Papier. Negative
Schrift, also weiße Schrift auf schwarzem Grund, ist um
11% langsamer zu lesen. Glänzende, trübe, auch ausge¬
sprochen farbige Papiere, also rote, grüne, rosafarbene
und blaue Papiere, vermindern die Lesbarkeit. Auch
. andersfarbig gedruckte Schriften, rote, grüne, weiße
und blaue Schriften auf weißem oder farbigem Papier,
bringen keinen Vorteil für die Lesbarkeit.
7. Die Lesbarkeit jeder Antiqua- und Kursivschrift kann
wesentlich verbessert werden, wenn die Zeilen durch¬
schossen werden.Normalerweisesolltebei einem Schrift¬
grad von 9 oder 10 p ein Durchschuß von 2 p genügen.
Je nach der Schriftart müssen jedoch durch spezifische
Versuche die für das Lesen optimalen Zeilenabstände
festgestellt werden. Die Stärke des Durchschusses steht
selbstverständlich in enger Beziehung zur Schriftgröße,
zur Zeilenbreite und zur allgemeinen Druck- und Pa¬
pierqualität.
8. Die Schriftgröße ist wiederum abhängig vom Alter,
vom Beruf und den individuellen Sehqualitäten der Le¬
ser. Für den normalen erwachsenen Leser ist eine
Schriftgröße von 9 oder 10 p bei einem Durchschuß von
2 p am günstigsten. Das Lesen von kleineren Schriften
in größeren Mengen schadet den Augen. Bei größeren
Graden mindert sich die Lesegeschwindigkeit, weil
durch die größere Lesestrecke häufigere Fixation s-
punkte notwendig werden. Besondere Aufmerksam¬
keit bei der Festlegung der Schriftgröße erfordern Kin¬
der- und Schulbücher, damit die Augen der Kinder
nicht geschädigt werden. Nach den Untersuchungen
von György Hegedüs47 sollte die erste Fibelschrift
der Kinder mindestens 36 p groß sein und am Ende des
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ersten Schuljahres immer noch 16 p betragen. Für das
zweite bis vierte Schuljahr werden 14 und 12 p und für
die Grundschrift der älteren Schuljahre 10 p als Min¬
destgröße empfohlen. In Schulbüchern für sehschwache
Kinder soll die Grotesk benutzt werden. Vor allem wird
von der Verwendung sehr kleiner Schriftgrade für Fu߬
noten, Anmerkungen und Erläuterungen in allen Schul¬
büchern gewarnt, und dieser Hinweis sollte aus lese¬
hygienischen Gründen auch auf alle Lesetexte und
Drucksachen für ältere Menschen ausgedehnt werden.
9. Über die ideale Zeilenbreite finden sich Untersuchun¬
gen aus vielen Ländern, die übereinstimmend festhal¬
ten, daß die günstigste Breite bei einer Schriftgröße
von 9 oder 10p für die belletristische Literatur zwischen
18 und 22 c liege. Für wissenschaftlichen Satz können
die Zeilen breiter sein und, wenn breite Tabellen und
Formeln vorkommen, bis zu 28 с betragen. Zu breite
Zeilen erfordern ein Hin- und Herwenden des Kopfes,
zu schmale Zeilen wiederum nötigen zu häufigen und
schlechten Worttrennungen bzw. zu häßlich großen
und unterschiedlichen Wortzwischenräumen. Größere
Schriftgrade bedingen breitere Zeilen, kleine Schrift¬
grade verlangen schmalere Zeilen, in einer Zeile sollen
sechs bis zehn Wörter der deutschen Sprache oder
50-55 Buchstaben stehen.
10. Andere Faktoren, die das Lesen beeinflussen, wie die
Beleuchtung, die Lesehaltung, der Leseabstand, die
Druckqualität und Konturiertheit des Satzes, der Wei߬
gehalt des Papiers, die typografische Anordnung48 so¬
wie andere psychologische und physiologische Prozesse,
sollen in unserem Zusammenhang nicht behandelt
werden. Interessenten können sich an Hand der ge¬
nannten Literatur leicht weiter informieren.
Doch auch alle weiteren Kapitel dieses Buches beschäfti¬
gen sich direkt oder indirekt mit dem Problem der Lesbar¬
keit, das jeweils auch in der Zeichnung, der Anatomie und
der Metamorphose der lateinischen Buchstaben integriert
ist. Zuerst wollen wir aber die Frage stellen, wann und in
welchem Maße die maximale Lesbarkeit für die Qualität
einer Schrift entscheidend ist.
Die Schriftgeschichte bringt in der Vergangenheit und
Gegenwart genügend Beweise, daß der Wunsch nach maxi¬
maler Lesbarkeit durchaus nicht das einzige Motiv für das
Zustandekommen neuer Formen war. Die langlebige rö¬
mische Kurialschrift, die Urkundenschriften der kaiser¬
lichen Kanzleien, die meisten gotischen Schriften und viele
barocke Kanzleischriften wollten auch durch ihre Form
47 Hegedüs, György: A tankönyvek olvashatósága. (DieLesbarkeit
der Schulbücher.) Tankönyvkiado. Budapest 1967.
48 Einige Abschnitte über die Fragen der Lesbarkeit laufen parallel
mit dem etwa zur gleichen Zeit erscheinenden Buch Kapr/Schil¬
ler: Gestalt und Funktion derTypografie. Fachbuchverlag Leip¬
zig 1971. Über die Bedeutung der typografischen Anordnung für
die Lesbarkeit werden dort weitergehende Ausführungen ge¬
macht.
49 Marx, Karl in Marx/Engels: Über Kunst und Literatur. Berlin
1950. Seite 19.
wirksam werden und nicht nur einen Text lesbar machen.
Vermutlich war die Absicht nach religiöser oder machtpo¬
litischer Repräsentation von großer Bedeutung für diese
dekorativen Schriften.
Es fällt nicht schwer, zu erkennen, daß diese dekorativen
und schwer lesbaren Schriften in rückläufigen Epochen ent¬
standen, die der Volksbildung wenig Aufmerksamkeit
schenkten, die Jahrhunderte des Verfalls des Römischen
Reiches und der Völkerwanderung, die Zeit der gotischen
Mystik, die Periode der Gegenreformation und die Epoche
der Romantik. Alle in jenen Perioden entstandenen Schrif¬
ten haben für uns heute nur noch historischen Wert, ob¬
wohl damit ihre dekorativen Qualitäten keinesfalls geleug¬
net werden sollen.
Die wichtigsten der heute verwendeten Schriftformen
entstanden in vier einander verwandten Epochen: In der
römischen Antike wuchsen die Großbuchstaben der An¬
tiqua, die karolingische Renaissance formte unsere Klein¬
buchstaben, die Renaissance des Quattrocento schuf die
Renaissance-Antiqua und die Einheit von Versalien und
Gemeinen sowie die entsprechende Kursiv, und im Klassi¬
zismus entstanden unsere klassizistischen Antiquaschrif¬
ten. Offenbar sind es vier relativ progressive Epochen, in
denen jeweils eine neue Klasse oder Schicht maßgebenden
Einfluß auf das Kulturleben ihres Landes erlangte, Epo¬
chen, in denen die Volksbildung, das Buchwesen und die
Lesekunde durch staatliche Institutionen nachhaltig geför¬
dert wurden. Auffallend ist, daß alle diese Perioden irgend
etwas mit einer Renaissance, mit einer Besinnung auf die
Antike, auf alte Vorbilder zu tun haben. Die Menschen die¬
ser Zeit scheinen damit beschäftigt, sich und die Dinge um¬
zuwälzen, noch nie Dagewesenes zu schaffen, aber, so
schriebMARX, «gerade in solchen Epochen revolutionärer
Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangen¬
heit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Name,
Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen
Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue
Weltgeschichtsszene aufzuführen».40 Dieser Gedanke mag
für gewisse Erscheinungen auch in der Gegenwart gültig
sein, keinesfalls sollte man durch ihn das Schriftschaffen zu
etikettieren versuchen. Die Schrift ist insgesamt zu kom¬
pliziert, denn in jeder geschichtlichen Epoche gibt es unter¬
schiedliche Schriftformen für verschiedenartige Zwecke,
und in jeder Periode wurden jene Schriftformen besonders
gefördert, die dem Anliegen der herrschenden Klassen ent¬
sprachen.
Wir benötigen auch in der Gegenwart nicht nur Lese¬
schriften, sondern gleichzeitig Schriften für die Werbung,
Inschriftenformen.Schreibmaschinentypen für diegeschäft-
liche Korrespondenz, Schriften für Lesecomputer, und zu¬
gleich benützen wir die kursiven Formen der üblichen
Handschrift, auf deren Besonderheiten in einem anderen
Kapitel eingegangen werden soll.
In den letzten Jahrzehnten entstand eine Fülle von neuen
Schriften für die Werbung, zumindest der Zahl nach gibt
es sehr viel mehr Werbeschriften als Textschriften, und alle
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