Abbildung i Fels^eichnung aus Fe^an
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Abbi/ííimg 2 Feisçeic/mung aus Bohuslän
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Ablnídung j láeeníchrift der Indianer
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Auge Vogel fliegen gehen
Abbildung 4 Einzelne Hieroglyphen
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finden
Schriften werden bei verschiedenen anderen Völkerschaften
derselben Kulturstufe in Amerika und Afrika heute noch
benutzt.
Ideenreichen oder Ideogramme sind vereinfachte Abbilder
der Natur und der Gesten der Gebärdensprache. Sie sind
nur symbolisch gemeint und besitzen nicht mehr die Reali¬
stik der Höhlenzeichnungen, aber sie sind in der Absicht
einer Mitteilung oder Fixierung von Gedanken entstanden.
Die Formen der Symbole sind noch nicht fixiert, sie bedeu¬
ten nicht nur Wörter, sondern Gedanken oder Sätze. Auch
sind sie nicht an die Sprache gebunden, sondern unab¬
hängig von ihr lesbar. Am ausführlichsten wurden die
Ideogramme der Indianer erforscht. Sie verfaßten Briefe,
Urkunden und Kalender im Rebus-Charakter. Neben der
allen Stammesmitgliedern bekannten Form der Ideo¬
gramme bestand bei einigen Stämmen noch eine zweite,
eine Art Geheimschrift der Priester und Medizinmänner,
deren Zeichen die Erinnerung an Lieder und Zauberfor¬
meln wachrufen sollten. Solche Ideogrammschriften wur¬
den im allgemeinen auf Rinde oder Felle geschrieben und
sind deshalb aus frühen Zeiten nicht erhalten. Auch die
Wortbild- und Wortlautschrift entstand erst unter be¬
stimmten gesellschaftlichen Voraussetzungen. Bereits im
vierten Jahrtausend v.u.Z. entdeckte man die vielseitige
Verwendungsfähigkeit des Kupfers für die Herstellung von
Werkzeugen von weit höherer Qualität als die der Stein¬
werkzeuge. Es entwickelten sich neue Arbeitsfertigkeiten
und neue Berufe wie Schmied, Töpfer, Maurer usw. Der
Tauschhandel mit den wertvollen Metallen und metallenen
Werkzeugen begann. Die besten Werkzeuge waren nicht
mehr Stammesgut, sondern gehörten einem einzelnen,
der auch über den Ertrag seiner Arbeit verfügen wollte.
Die Gesellschaftsordnung der Urgemeinschaft verfiel.
Mit der Einführung des Pfluges und der künstlichen Be¬
wässerung konnten die Menschen mehr Lebensmittel er¬
zeugen, als sie selbst verbrauchten. Dadurch war ein An¬
reiz gegeben, fremde Arbeitskräfte für sich arbeiten zu
lassen und sich einen Teil ihres Arbeitsertrages anzueignen.
Durch die in Feldzügen erbeuteten Sklaven wuchs der
Reichtum der Priesterfürsten, und die angesammelten
Nahrungsmittel ermöglichten eine weitere Arbeitsteilung.
Um die Tempelbezirke entstanden Städte, die den Bewoh¬
nern der umliegenden Orte als Zufluchtsstätten dienten.
Zwischen diesen Städten wuchs der Produktenaustausch,
und der erweiterte Handel verlangte wiederum eine
Verbesserung der alten Ideogrammschrift. Noch dring¬
licher wurde die Schrift als ein Mittel der Nachrichtenüber¬
mittlung für den Verwaltungs- und Militärapparat bei der
Entstehung der ersten Staaten. So entstanden die ersten
Wortbildschriften auf der ökonomischen Grundlage der
Sklavenhalterordnung etwa gleichzeitig am Ende des vier¬
ten Jahrtausends in Ägypten und in Mesopotamien (Su-
mer), an den Ufern des Nil und des Euphrat. Auf derselben
Kulturstufe bildeten sich später Wortbildschriften in In¬
dien und China, an den Ufern und Deltas der großen
Ströme.
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Wortbildçeichen sind vereinfachte bildliche Darstellungen
von Gegenständen, zum Symbol abstrahierte Ideogramme.
Um den Prozeß des Schreibens und Lesens zu vereinfachen,
begann man, die Zahl der Zeichen zu reduzieren, man be¬
nutzte für Wörter desselben Klanges nur ein Zeichen
(Homonyme). Durch diesen Prozeß der Phonetisierung ge¬
langte man zur Wortlautschrift. Auf die deutsche Sprache
übertragen, würde dies heißen, daß man für ähnlich und
gleich lautende Wörter wie Rad und Rat oder für Strauß
(Vogel) und Strauß (aus Blumen) ein und dasselbe Zeichen
gebrauchte. Auf diese Weise und durch das Aneinander¬
fügen zweier Symbole konnten auch abstrahierte Begriffe
dargestellt werden. Durch besondere Deutezeichen konnte
man Verwechslungen ähnlich lautender Wörter ausschal¬
ten. Da im Ägyptischen verschiedene Präpositionen nur
aus einem Buchstaben bestanden, bildeten sich bereits auch
einige Lautzeichen.
Der Name Hieroglyphen stammt aus dem Griechischen
und ergibt sich aus den Wörtern hieros = heilig und gly-
phein = einmeißeln. Die in der Fläche bleibende ägyptische
Malerei weist viele Beziehungen zu den ersten Hierogly¬
phen auf. Es ist zu vermuten, daß der durch die Priester an¬
gestrebte enge Kontakt zwischen Malerei und Schrift so¬
wohl der räumlich-körperlichen Durchbildung des Men¬
schenbildes in Malerei und Plastik hinderlich war als auch
der Weiterentwicklung der Hieroglyphen zur Lautschrift
im Wege stand. Die dekorativen, aber sehr schwer zu schrei¬
benden Hieroglyphen wurden besonders an Grabmalen
verwendet. Bereits seit 2800 v.u.Z. schrieb man auch kur¬
sive Hieroglyphen.
Der konservative Einfluß der Religion auf die Schrift läßt
sich schon in Ägypten nachweisen. Etwa 3000 Jahre wurden
die Hieroglyphen fast in derselben Form für religiöse Texte
verwandt, während sich die Profanschrift ständig weiter
vereinfachte. Erst im siebenten Jahrhundert v.u.Z. ging
man dazu über, auch religiöse Texte überwiegend in der
einfacheren Schrift zu schreiben, und daher erhielt sie dann
auch ihren Namen hieratische (priesterliche) Schrift. In¬
zwischen war im Neuen Reich etwa seit dem siebenten
Jahrhundert v.u.Z. die (iemolisc/ie Schrift zur Gebrauchs¬
schritt geworden. Diese war eine weitere Vereinfachung
der hieratischen Form. Durch Abschleifen hatten sich ver¬
schiedene Figuren des Demotischen einander derart ange¬
glichen, daß Verwechslungen die Lesbarkeit in Frage stell¬
ten. Um das zweite Jahrhundert v.u.Z. begann das griechi¬
sche Alphabet die demo tische Schrift abzulösen. Kriege
und religiöser Fanatismus führten zur Vernichtung des
größten Teils hieroglyphischen Schrifttums, und die Kennt¬
nis der Hieroglyphen geriet in Vergessenheit. Im Mittel¬
alter hielt man sie nicht für eine Schrift, sondern sah in
ihnen mystische Zeichen. Diese rätselhaften Zeichen konn¬
ten erst wieder entziffert werden, als während der Napoleo¬
nischen Kriege von französischen Soldaten der berühmte
Stein von Rosette (benannt nach der im Nildelta gelegenen
Stadt Rosette) gefunden wurde, der denselben Text in
Hieroglyphen, demotischcr und griechischer Schrift trägt.
Der Beschreibstoff der Ägypter, der Papyrus, wurde in
großen Manufakturbetrieben hergestellt und in die ganze
schreibkundige Welt des Mittelmeerraumes ausgeführt.
Man gewann diesen begehrten Stoff, indem man das Mark
der Papyrusstaude in Streifen schnitt und diese rechtwink¬
lig aufeinanderlegte; beim Pressen verband der klebrige
Saft der Staude die einzelnen Streifen, und nachdem vor¬
handene Unebenheiten mit einem Falzbein geglättet wor¬
den waren, erhielt man einen guten Schriftträger. Verschie¬
dene Papyrusblätter aneinandcrgeklebt ergaben Streifen,
Abbildung j Schreibende ägyptische Göttin
Abbildung 6 Grabrelief mit Hieroglyphen
Abbildung 7 Hieratische Schrift
Vergleiche auch Abbildung auf Seile 24
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