wie sie der Handschnitt nur mit Aufbietung besonderer Fähigkeiten einzu-
halien vermochte. Ebenso ist unser Bemühen, das Justieren der Matrizen
in sicherer und zuverlässiger Weise mit mechanischen Mitteln auszuführen,
mit Erfolg gekrönt worden. Unsere nach eigenen Methoden gebauten und
arbeitenden Gießvollendmaschinen, um die der Maschinenbesiand unsrer
Schriftgießerei in großer Zahl bereichert wurde, stellen einen erheblichen
Fortschritt auf dem Gebiete des Schrifigusses dar und haben zur Ver¬
vollkommnung unserer Gußerzeugnisse nicht unwesentlich beigeiragen.
Zu den erheblichen technischen Fortschritten der lebten Jahre zählt nun
aber auch noch der glücklich erreichte Abschluß der Bestrebungen auf
Festsetzung einer einheitlichen Deutschen Normalschrifilinie, an der sich
unsere Firma mit regem Eifer beteiligte. Einem Ausschuß, der von Seiten
des Deutschen Buchdruckervereins und des Vereins Deutscher Schrift¬
gießereien eingesetzt wurde und der unter dem Vorsitz eines Vertreters
der Reichsdruckerei Ende des Jahres 1905 in Leipzig tagte, ist es gelungen,
eine Einigung über diesen schwierigen Stoff herbeizuführen und die Ver¬
einheitlichung der Schrifilinie, d. h. die Stellung des Schriftbildes auf dem
Schrifikörper nach einheitlichen Gesichtspunkten zu regeln und fesizu-
setzen. Eine geordnete Übersicht der nach diesen Vereinbarungen nun¬
mehr gütigen Normalschrifilinie geben wir auf Seite X dieser Blätter und
wir empfehlen sie der Beachtung unserer Geschäftsfreunde. Die Einführung
dieser Normalschrifilinie erforderte und erfordert auch heute nodi für
alle Schriftgießereien außerordentlich große Opfer, denn sie bedingte
nicht nur einen Neuschnitt einer größeren Zahl von Schriftzeidien, nament¬
lich der kleineren Kegel, sondern sie stellt auch an den Schriftgießer die
schwer belastende Anforderung, außer den Lagervorräten auf eigene
Höhe und auf Normalhöhe, noch ein Vorraislager für Schriften auf Normal¬
linie hinzuzufügen und zu halten. Die Schriftgießereien haben diese
schweren, finanziellen Opfer gern auf sich genommen, wird doch nunmehr
das seit fast einem halben Jahrhundert auf Vereinheitlichung des Schrift-
körpers gerichtete Streben durch die Einführung der Normalschrifilinie
gewissermaßen gekrönt und ein Werk zum Abschluß gebracht, das für
alle Teile, d. h. für den Buchdrucker wie für den Schriftgießer von den
segensreichsten Folgen begleitet sein wird. Denn nicht allzulange dürfte
es dauern, bis im ganzen Deutschen Reiche und darüber hinaus ein Nor¬
malkegel, eine Normalhöhe und eine Normalschrifilinie allgemein ein-
geführi und auch für diejenigen Druckereien maßgebend sein wird, die
seither noch mit der Vereinheitlichung ihres Schriftenmaterials zögerten.
Da der größte Teil der deutschen Buchdruckereien die Normalschrifi-
höhe heute schon eingeführi hat, so ist es nunmehr auch möglich ge¬
wesen, das Stegematerial in seiner Höhe mehr den praktischen Bedürf¬
nissen anzupassen. So liefern wir heute dieses Material, nicht wie früher
auf eine Höhe von 4V2 Cicero (54 Punkte), sondern auf eine solche von
41/4 Cicero (51 Punkte), da diese Höhe einesteils eine Herabminderung
des Gewichts, andernieils aber auch den Vorteil bietet, die Stege als
Unterlegmaterial bei Plattendruck verwenden zu können, indem man die
Vili
Platten auf eine Stärke von 11 Punkten fertigen läßt. Schließlich darf nicht
unerwähnt bleiben, daß auch hinsichtlich der Messinglinien ein langge¬
hegter Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Denn es ist dem Verein Deut¬
scher Schriftgießereien und den mit diesem verbundenen Messinglinien¬
fabriken gelungen, unter seinen Mitgliedern auch eine Verständigung
über die Vereinheitlichung der Bildsiärke der zumeist in Anwendung
kommenden Messinglinien zu erzielen. Die Normallinienbilder kommen
in diesem Musierbuche von unserer Seite zum ersten Male zum Abdruck.
Sie sind daran kenntlich, daß den einzelnen Nummern ein N nachgese^t
ist. Die Einteilung der Musterblätter erfolgte den Hauptstilarten ent¬
sprechend in Gruppen, die einen gemeinsamen Kennbuchstaben erhielten.
Zur leichteren Auffindung der einzelnen Schriften sowie bestimmten
Sondermaierials dient das Sachregister, das wir dem Geleitwort folgen
lassen. So senden wir denn dieses Musterbuch hinaus in die Welt mit
dem Wunsche, daß es ein neues Bindeglied werden möge in den Be¬
ziehungen zu unseren seitherigen Geschäftsfreunden und ein
Mittel uns neue Freunde zuzuführen und zu erhalten
J. G. SCHELTER ä G1ESECKE
SCHR1FTG1ESSERE1
LEIPZIG 1912
IX