Tonwirkung zu erzielen. Diese Aufgabe erblickten wir sowohl
in ber Wahl äußerst einfacher Formen unò in ber Anwenbung
weiter, offener ßunzen, als auch in ber Wahl solcher Einzel¬
formen, bie sich voneinanber scharf abheben, benn je beutlicher
sich ber einzelne Buchstabe von bem benachbarten unterscheibet,
um so schneller wirb bas gesamte Wortbilb erfaßt werben
können. Man wirb es baher begreiflich finben, wenn wir uns
nicht allenthalben an bie hergebrachten lateinischen Formen ge¬
halten haben. Auch burch bie Wahl bewegterer Formen suchten
wir bas Steife ber mit gar zu viel Senkrechten versehenen latei¬
nischen Schrift zu vermeiben unb ben Mangel an Leserlichkeit,
ben man namentlich ben Versalbuchstaben ber Antiqua so oft
vorwirft, zu beheben. Das beste Kriterium für bie Leserlichkeit
einer Schrift wirb stets ber kleinste Schriftgrab sein unb wir über¬
lassen es gern bem Urteil ber Fachwelt, zu entscheiben, inwieweit
wir bieser Aufgabe, bie Leserlichkeit einer Schrift zu förbern,
in ben kleinen Graben unserer Schrift gerecht geworben sinb.
Wenn wir neben ber lateinischen Form einige Versalien auch
in gotischer Form mit in Anwenbung bringen, so war hierfür bas
Bestreben maßgebenb, etwas Abwechselung zu schaffen unb so
bie allgemein malerische Wirkung ber Schrift zu erhöhen. Mögen
auch bie etwas abgerunbeten ober gebogenen Formen einiger
Versalbuchstaben bie Schrift zwar etwas weicher erscheinen
lassen, so verfolgten wir boch mit bieser Gestaltung ben Zweck,
burch Hinweglassen ber seitlichen Auslabung ein Anschmiegen
bieser Buchstaben an bie Nachbartype zu erzielen unb bamit
Lücken zu vermeiben, bie sich bei Buchstaben mit schrägliegenbem
Gerüstbalken in ber Lateinschrift leiber nur zu oft geltenb machen.
Die von uns angestrebte Wirkung zeigt sich am besten in Worten,
wie wir sie in bem Versalsatz ber folgenben Seite als Beispiel
zusammenstellten. Man wirb finben, baß hier bie störenben
Lücken im Gesamtbilb bestmöglichst vermieben worben sinb:
J4
MARMOR, MARMORSAAL, MATHEMATIK, mAUERWERK,
BAVARIA, WARENHAUS, AVERIARIA, WAmmS, VAMPIR,
MARMORART, WASSERWAGE, VATERNAME, MAL, MAß,
MAMMON, MAEHTWORT, WASSERMANN, VADEMECUM,
mAUSOLEUm, KOMMA, MADAME.
Uber ein weiteres, allen Antiquaschriften anhaftenbes Übel,
bie Bilbung von Lücken zwischen ben. Buchstaben FT, LT unb TT,
war nicht anbers hinwegzukommen, als burch Schaffung von
Doppelbuchstaben. Wir haben baher ben sämtlichen Graben ber
Schelter-Antiqua Doppeltypen für biese brei Zusammenstellungen
hinzugefügt unb glauben auch bamit langgehegten Wünschen bes
Akzibenzsetzers, ber sich bei Zusammentreffen ber Buchstaben
FT, LT unb TT in seinem Satz seither nur schwer ober gar nicht
helfen konnte, Rechnung getragen zu haben.
Auch bei unserer Schelter-Antiqua haben wir von neuem ben
Gebanken verwirklicht, burch ben Schnitt von Geschwisterschrif¬
ten ein Material zu schaffen, bas bestimmt ist, bem Setzer eine
wesentliche Unterstützung zu bieten unb Unschönheiten im Satz-
bilbe zu vermeiben. Unter Geschwisterschriften verstehen wir
zwei Schriften gleichen Schnittes, bie verschieben breit, in ber Ton¬
wirkung aber so gehalten sinb, baß einzelne Worte ober Buch¬
staben mit einanber verwenbet werben können, ohne baß eine
Schrift vor ber anberen hervortritt ober aus bem Satzbilb heraus¬
fällt. Solche Schriften sinb namentlich bei Gruppen- unb Titel¬
satz äußerst wertvoll, ba man mit ihrer Hilfe ohne jebe Störung
für ben Gesamteinbruck ber Notwenbigkeit überhoben wirb, ein¬
zelne Worte entweber enge auf einanber zu rücken ober zu
sperren, ober aber Zeilenfüller anzuwenben, bie mehr ober we¬
niger geeignet sinb, eine Fleckenbilbung in bas Satzbilb hinein¬
zutragen. Bei Verwenbung ber Geschwisterschriften läßt sich ein
harmonisch wirkenbes Satzbilb unb eine Ausgleichung ber Schrift¬
zeilen baburch herbeiführen, baß man, je nach Bebarf, bie normale