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SCHRIFTENFAMILIE ROMANISCH
Als wir mit den Vorbereitungen zum Schnitt unserer
Romanisch begannen, waren wir von der Erkenntnis durch¬
drungen, daß man sich mit der bis dahin verfolgten Richtung,
das Schriftbild immer mehr zu verfeinern, d. h. die Gegen¬
satzwirkung zwischen Haar- und Grundstrich im einzelnen
Buchstaben zu erhöhen, auf einem bedenklichen Irrwege
befand. Das Bedürfnis nach markigeren, in sich selbst ge¬
schlosseneren und gefestigteren Schriftformen war wieder
geweckt worden und es galt, dieses gesunde Empfinden in
die Tat umzusetzen. Nach sorgfältigen ungemein mühsamen
Studien und Vorbereitungen, die wir der Inangriffnahme des
Schnittes unserer Romanisch vorausgehen ließen, und nach
unzähligen Versuchsschnitten war es uns möglich, im Jahre
1896 mit unserer Romanisch an die Öffentlichkeit zu treten.
Die aufgewendete Mühe und Arbeit wurde reichlich be¬
lohnt, denn wohl selten hat eine Neuschöpfung auf dem Ge¬
biete der Schriftschneidekunst einen solchen durchschlagen¬
den Erfolg erzielt, als unsere Romanisch. Diesen starken
und vor allen Dingen nachhaltigen Erfolg verdankt unsere
Romanisch wohl nicht allein dem sorgfältigen Abwägen
der einzelnen Schriftzeichen hinsichtlich ihres Tonwertes
gegeneinander, ihren einfachen, ungekünstelten Formen,
sondern vornehmlich auch der wirklich einheitlichen und
schönen Gesamterscheinung, der ruhigen und vornehmen
Flächenwirkung, die wir mit ihr erzielen. Aber nicht nur
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die außerordentlich freundliche Aufnahme und Beliebtheit,
welche unsere Schrift in der gesamten Buchdruckerwelt
fand, war ein schlagender Beweis für ihren vornehmen Ein¬
druck und ihre umfassende Verwendbarkeit, sondern auch
die, wenn schon betrübliche Tatsache, wie sehr man von
anderer Seite bestrebt war, durch Nachschnitte, die teils ganz
unverblümte Kopien unserer Schrift darstellten, uns unsere
Erfolge streitig zu machen. Die aus diesem Verhalten sich
ergebenden Rechtsstreitigkeiten haben uns nicht nur zur
Anerkennung unsrer mühevoll erworbenen Rechte verholfen,
sie haben uns vor allen Dingen auch den moralischen Er¬
folg gebracht, worauf wir an dieser Stelle wohl noch ganz
besonders hinweisen dürfen. Denn hervorragende Gutachter
haben sich nach eingehender Prüfung des Sachverhaltes
endgiltig dahin ausgesprochen, daß unserer Romanisch so¬
wohl der Charakter der Neuheit und Eigentümlichkeit zu¬
zusprechen, als daß sie eine in sich äußerst fein abgewogene
und ausgeglichene Schrift sei, die in ihren Einzelformen wie
in ihrer Gesamtwirkung als vorbildlich hingestellt werden
könne. Diese ungeteilte Anerkennung, die unserer Roma¬
nisch zuteil geworden ist, wie auch die Überzeugung, daß
sich eine Schrift von den hervorragenden Eigenschaften
unserer Romanisch auf Jahrzehnte hinaus einen hervor¬
ragenden Platz unter den heute wie Pilze aus der Erde her¬
vorschießenden Schriftneuheiten sichern und auch dann noch
ihre Liebhaber und Verehrer finden wird, wenn alle die gewiß
eigenartigen und reizvollen sogenannten „Künstlerschriften“