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Carl Gohann Philipp 5pitta
munte geboren zu ñannouer am 1. August 1B01. 5ein Dater, Qeb-
retht ШіІЬеІт (Bottfried Spitta, stammte aus einer aus Frankreich
uertriebenen reformierten fiugenottenfamilie de l'Göpital, die sich
in fieidelberg und später in Braunschmeig niederliep, cuurde in
Braunschtueig geboren und gründete als Kaufmann ein Geschäft in
Bordeaux. Durch schlechte LJerhältnisse uerlor er sein Uermögen,
ließ sidi in ñannouer nieder und ernährte sich als Buchhalter und
Lehrer der französischen Sprache. Er uerheiratete sich in zcueiter
Ehe mit einer getauften Jüdin, Rebekka Lehsern aus Goslar, die
bei ihrer laufe den Патеп fienriette Charlotte Frommen erhielt.
An ihr gecuann der in dürftigen Uerhältnissen lebende ITlann eine
fleißige, haushälterische Gehilfin und eine treue mutter für die
Kinder, mit denen der fierrdie Ehe segnete. Aus den Jahren der
Kindheit unseres Dichters sind uns cuenig Aachrichten aufbeccahrt
morden, nur das missen mir, daß der gutmütige Knabe nicht uer-
riet, melche Gaben in ihm ruhten. Ein tiefes Gemüt und ein sanfter,
freundlicher 5inn, uon stiller Zufriedenheit getragen, maren und
blieben ihm eigen. Auf dem Gymnasium gelangte er mehr zur
Anerkennung und schon frühzeitig Ermadite in ihm die Liebe zur
Dichtkunst. Er uersuchte sich in Gedichten, Schauspielen, somie
Trauerspielen. Dabei fühlte er frühzeitig einen ahnungsuollen Zug
nach oben in sich und dieses in einer Zeit, in melcher ein allem
tiefer gegründeten Glaubensleben feindseliger Rationalismus die
Kanzeln, Katheder und Familien beherrschte, noch als kleiner
Knabe uerlor er seinen Uater und mar nun allein auf die mutter
angemiesen, die um ihrer Kinder millen sich mit einem guten mann
mieder uerehelichte. Philipp sollte Theologie studieren und saß
bis in sein zehntes Jahr in der Tertia des Gymnasiums. Im elften
Jahre erkrankte er plötjlidi und nun bradi für den armen Knaben
eine scheuere Leidenszeit an; uier Jahre lang mar er an dasfiaus
und an das Schmerzenslager gefesselt. Als er nun mie durch ein
□under mieder genas, gab ihn seine mutter zu einem Uhrmacher
Nonpareille Meierschrift Nr. 17436
(Uechold be] Goya. 1S37 am 4. Oktober fand seine Gochzeit statt
und am ID. Oktober traf er mit seiner jungen Frau in üüechold ein.
Gier kam man ihm uon allen 5eiten freundlich entgegen und er
entfaltete eine segensreiche (Uirksamkeit als Prediger und Seel¬
sorger und in (Uethold mar es, то er sich der kirchlichen Richtung
mehr und mehr zumandte. Aus konfessionellen Gründen lehnte er
einige Rufe ab, die an ihn ergingen. Sein Konsistorium uersetjte
ihn 1847 als Superintendenten und Pfarrer nach (Dittingen und so¬
dann 1853 nach Peine. Am letjteren Orte entsprach der Erfolg seiner
[Uirksamkeit seinen Ermartungen nicht, er bemarb sich daher um
die erledigte Superintendantur in Burgdorf bei Celle und erhielt die
Stelle. Im Juli 1B59 zog er in Burgdorf mit Uleib und Kindern ein.
Schon nach cuenig LUochen erkrankte er an einem scheinbar leichten
gastrischen Fieber; er mar bereits so cueit hergestellt, daß er an
einem Familienfeste teilnehmen und sich mit dem Gedanken tragen
konnte, am nächsten Sonntag zu predigen, noch eine Uiertelstunde
uor seinem Ende freute er sich über seine Genesung und geistige
Frische. Plößlidi überfielen ihn heftige Gerzkrämpfe und nach nur
kurzem Todeskampfe uersdiied er mit den [Horten: ,,IIlein Gott,
mein Gott, mein Gatt !" Es mar ITlittmoch, den 28. September 1859.
In Olechold hatte er sich auf dem Kirchhofe unter einer alten Linde
die Stätte zu seinem Grabe ausersehen, doch in derselben flacht
sah er im Traume eine alte Burg und bei dem Anblick derselben
cuurde ihm klar, daß er in ihrer nähe sein Grab finden merde. In
Burgdorf erblickte er die Burg in Ulirkliihkeit und trug die Über¬
zeugung in sich, daß ihm hier der leßte Ruheplaü bestimmt sei. Am
1. Oktober stand der mit Lilien und cueißen Astern geschmückte
Sarg auf der Gausflur und um ihm eine trauernde UJitme mit ihren
sieben Kindern. Die Trauer mar eine allgemeine und groß mar
die Beteiligung am Leidienbegängnis. Ein Chor uon Knaben und
meißgekleideten ITläddien sang uor dem Gause: „Christus, der ist
mein Leben und Streben mein Getuinn." Pastor Tohte, des üer-
storbenen Amtsbruder in Peine, sprach ein Gebet am 5arge und
uerlas die liturgischen Abschnitte und Pastor Borchers aus Burgdorf
hielt die Grabrede. Ein ausführliches Lebensbild Spittas hat uns
ein Freund des Uerstorbenen, K. K. ITlünkel, hinterlassen und auf
tllunsdi der ÜJitcue Spittas hat Adolph Peters, gleichfalls ein Freund
des Dichters, die nachgelassenen Lieder desselben herausgegeben
und mit einem eingehenden Uorcuort begleitet. Audi einer der
5öhne des üeremigten, Pastor Ludcuig Spitta in nette, hat dem
guten Dater ein biographisches und literarisches Denkmal gesetzt.
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EIDRICR DER ЦОШЕ gründete um das
3ahr 1158 die Stadt ГПііпііеп. DiESEr
großE Fürst zErstövtE damals die Brücke
und ZollstättE, diE dEr Bischuf Otto uon
FrEising in Föhring, untErhalb IIlünchEn,
angElEgt hatte, und ErrichtEtE dafür bei
dEm DorfE fiaidhaisEn, dEr jetjigen Dorstadt
ITlünchens, еіпе Brücke und ЕІПЕ SalzniEdEr-
lagE nEbst Zoll und ITlünzE. UorhErbEstand
hiEr am linken UfEr dEr Isar еіпе kleine
niEdErlassung, шеісііе uon TTlönthEn gEstiftet
шаг und dahEr ITlunithun gEnannt tnurdE.
Dìe älteste UrkundE dEr Stadt zeigt auf dEm
SiEgEl untEr ЕІПЕт uon гшЕІТйгтЕп flan-
kiErtEn 5tadttorE diE ITlönchsbüste. Dom
14. [Jahrhundert ab ist es еіп ganzar TTlönch,
mit dEr REditEn srhuiörEnd, mit dEr Qinken
das Standrechtsbuch Konstantin dES Bayern
emparhaitend, und in dEr Dolkssprache zum
„ITlünchener Kindl“ getuarden. KaisEr Kon¬
stantin dEr ВацЕГ ließ ITlündiEn nach еіпеіп
BrandE zum größten Геііе tuiEdEr neu auf-
bauen. FllbrEcht sorgtE hiEr schon für Kunst
und iliissEnsdiaft, indEm sr diE fiajbibliothek
und Bemäldesammlung bEgründEtE. König
Bearg brachtE durch Flufhebung dEr KIöstEr
und durch Fleubauten еіпе gänzlichE Dmge-
staitung dEr Stadt hEruor. FlbEr dEr BründEr
dES ПЕЦЕП ITlünchEns ist üudenig I. Durch
ihn ist diE bayrische Raupt- und Residenz-
stadt diE ErstE Kunststadt uon DEutsihland
Petit Meierschritt Nr. 17437. Initial Seria 502
Й
1^1 münOtens Umgebung: Das Isartal und die Isartalbahn |^J
diE gegenüberliegende Dillenkolonie CUilhElmshöhE.
DiESEm günstigen Umstand REchnung tragEnd, Er¬
richtEtE das BürgErlichE Brauhaus Ein nouEs UJald-
rEstaurant mit еіпег schönen Flussichts-Deranda. Fils
BEsitzErin dES übrigEns SEhr umfangrEichEn Besitzes
hat еіпе BE5Ellschaft dEn ganzEn StEilrand dES Isar-
ufErs uon dEr ШагІЕпкіаи5Е bis zu dar Eroßhessen-
lohEr BrückE uollständig unEntgeltlich an dis Stadt
münchEn abgEtrEtEn zur Schaffung uon Parkanlagen.
Dìese BESEÜschaft bEabsichtigt, auf dEm übrig hoch-
дЕІЕдЕПЕп Пгеэі еіпе Dillenkolome zu ErrichtEn, diE
sichEr ЕІПЕП dEr schön5tEn und gESÜndEstEn Геііе uon
münchEn bildEn cuird. KulantEstE KaufsbEdingungEn
gecuährleisten еіпе rasdiE Entcuicklung dEr FlnlagE,
umsomEhr als diE Führung dEr EiEktrischEn Bahn nach
dar ITlEntErschcuaigE in sichErEr Fiussicht stEht. Dach
dEm UbErschrEitEn dEr BahnglEisEpassiErt der Fuß-
gängEr Schloß BEÏSElgastEig, еіп künftigEs inmittEn
ausgEdEhntEr IIJaldungEn дЕІЕдЕПЕ5, hErrlichE Fius¬
sicht auf das Isartal biEtEndEs UillEntErrain uon be-
dEutEndEr FlusdEhnung und gElangt in еіпег Stunde
nach Brünmaid mit dEm altErtümlichEn SchlossE, uon
dEssEn Turm aus diE Fiussicht gEradEzu großartig ist.
Prächtigen nusblick auf das IsarbEtt bis BayErbrunn
hat man uom Schloßcuirt, EbEnsolchEn auf Schuianeck
und Pullach uon dEn anderen lErrassEn dEr ändern
IDirtschaft aus. Don Brünuiald ab cuird das rschtE
UfEr in BäldE шЕПІдЕГ anziEhEnd und шег nicht dEn
Überresten uon RömErschanzEn, dEm Brunnencuart,
Zierat aus Serie 5311. u. II. Teil. Geschützt
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UliprEcht uon Qraitzsch und seine Zeit
HiprEcht uon Groitzsch cuird immer eine intEVESsantE PErsönlichkEit für
diE bElEhrEndE UntErhaltung und cuissEnschaftlichE Forschung SEin,
ШЕІІ sein LEbEn Ein stEtEr [HeúiseI cuar zcuischEn FrEude und LEid,
шеіі SEinE GEldEngEstalt bErEits uon dEn ZEitgEnossEn sagEnhaft um-
cuoben cuordEn ist und daher der jEtzigEn Forschung еіпе ГГІЕпдЕ uon
RätsEln zu Iöseu aufgibt. In dEr uorliEgEndEn ArbEit cuErdEn mit
ÖEnEhmigung dEr Kgl. UniuErsitätsbibliothEk und dES IüusEums für bildEndE KünstE
in LEipzig nEUE Aufnahmen uEröffEntlieht, diE zu dEa ältEstEn ZEugEn für [UiprEchts
LEbEn und [HirkEn gEhörEn und darum tuohl gEEignEt егбсЬеіпеп, im LESEr ErnEutES
Interesse für dEn kühnEn KulturkämpfEr zu егшесИеп, dEr uor acht JahrhundErtEn
auf dEr GrEnzE zcuEiEr ZeitaltEr und KulturgEbiEtE als ПШЬешегЬег um diE iïlark
niEißEn aufgEtrEtEn ist und diESE zum AusgangspunktE dEutschEr Kultur gEmacht hat.
s treten uon Braf GliprEchts Uorfahren
nur zcueì Gestalten aus dem Dunkel der
Sage in das Licht der Geschichte, sein
slacuischer Großuater, der im Balsamer
Lande bei 5tendal und langermünde
unter dem Патеп Шоу lebte und UJiprechts Dater
gleichen namens, der zum Christentume übertrat
und im Dahre 1050 die Tochter seines Thüringer
□affenfreundes Boscuinuon Leinungen heiratete,
die schöne Sigena, die als TTlitgift die Gebiete um
IHohrungen und Gattersleben erhielt. GliprEiht
stammt also aus einer slacuisch-deutschen ITlisch-
ehe, und gar mandie Züge seines [Uesens cuerden
dadurch erklärlich. Gleisen nicht die Tatkraft,Treue
und Frömmigkeit dieses Beiden auf seine deutsche
Abstammung und seine List und Klugheit auf den
Tropfen slacuischen Blutes hin, cuelches in seinen
Hdern rollte? Uber der üüiege des Knaben breitete
die 5orge ihre düsteren Fittiche aus; denn das
Kind uerlor frühzeitig den Dater. Die noch junge
mutter uerliejl das Balsamer Sorgenland, suchte
in Franken durch Dermählung mit dem Grafen
uon Lengefeld eine neue Beimat und hinterließ
ihren Sohn GliprEiht im uäterlichen Erbgebiete, tuo
ihn Graf Ddo uon Stade in Darmundschaft nahm
und nach ehrenhafter Erziehung bei der Sdicnert-
leite mit der Stadt Tangermünde belehnte. Glip-
redits Dormund hatte zeuei [nichtige militärische
Stützpunkte gegen die Slacuen: das Balsamer Land
in der nordmark und den Burgmart Groitjsch im
alten Slamengaue Chutici, der zur südlichen mark
merseburg gehörte. Dieses geordnete Erbgebiet
Uliprechts cuollte nun Ddo seinem eigenen Sohne
sichern, darum gab er seinem ritterlichen Schüb¬
ling, der mie seine Dorfahren nach Selbständigkeit
Oben: Nr. 17 439 Cicero Meierschrift. Unten: Nr. 17438 Korpus Meierschrift. Initial Serie 503 und 502
und machterrneiterung strebte, das Grenzgebiet
zmisthen Saale, Elster, Pleiße und ITlulde, das
ehemals Sorabia, zur Zeit aber Dstland genannt
cuurde. Glandern mir nun auf Grund unserer ge¬
zeichneten Karte mit dem neuen fierrn an den
Grenzen seines Gebietes entlang. Dort, mo die
Flüsse unserer Beimat in Gliprechts mark ein¬
münden und ehemals uiele kleine Slamengaue
bestanden, hatten die Ritter Betherich uon КіЬеп,
Friedrich uon Teuchern, und dessen Bruder auf
Elstertrebnib alljährlich ihre macht uergrößert.
Шаг ja damals die kaiserliche Gemalt durch an¬
dauernde Kämpfe im Reiche gelähmt, so daß die
kleinen fierren ihre Gebiete ungehindert ermeitern
konnten. Gegenden neuennachbar Gliprecht uer-
einigten sich die aufstrebenden fierren unter der
Führung des gemaitigen Betherich uon Teuchern
zu einem feindlichen Bunde, dem Gliprecht nicht
gemachsen mar. Deshalb uerließ Gliprecht sein
Gebiet, zog über das Erzgebirge und bot seine
Kriegdienste dem Böhmerherzoge an, den er zur
Begründung seiner machtstellung als mächtigen
Bundesgenossen ermählte. Die politischen Der-
hältnis5e in der mark ITleißen klären uns darüber
auf, marum Gliprecht gerade mit Glratislau ein
[nichtiges Schub- und Trubbündnis schloß. Kurz
uor der Flnkunft Ghprethts im Dstlande mar ein
Regierungsmechsel in der mark meißen einge¬
treten. Bisher ist nicht zu erkennen gemesen,
euer für den erst siebenjährigen Egbert II. die
meißner mark uermaltete. Durch Derlobung mit
einer Tochter aus dem fiause Drlamünde sollte
ihm der meißner Besib in erhöhtem maße ge¬
sichert cuerden. Doch zmisthen dem Kaiser und
dem jugendlichen meißner ist frühzeitig ein arger
J. G. 8chnlter & Glesecke, Schriftgießerei, Leipzig
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