Wissenschaftliche Wochenschau. — Zeitschriftenschau.
Die Untersuchungen an Strahlungen in ver¬
dünnten Gasen zuerst und dann insbesondere
die an den radioaktiven Substanzen haben uns
nun gelehrt, daß so ein Atom nicht ein starres
totes Gefüge sein kann, daß vielmehr jedes dieser
eine kleinste Welt darstellt, in der es herum-
schwirrt und schwingt und das Tausende von
elektrisch geladenen Elektronen bevölkern.
Solcher kleinsten Welten gibt es aber eben¬
soviel verschiedenartige, als es auch chemische
Urstoffe gibt, und jedes von diesen chemischen
Elementen zeigt ein andres Gefüge. Die größten
unter ihnen sind das Uran, das Thor und das
Radium. Die großen Konfigurationen scheinen
nun nicht mehr so stabil aufgebaut zu sein als
die kleineren. Da kommt es denn vor, daß die
Bewegung im Inneren so lebhaft wird, daß ein¬
zelne Elektronen und größere Partikelchen aus
dem Gefüge eines Atoms herausgeschleudert
werden. Der Rest lagert sich dann wieder zu
einem stabileren Gefüge zusammen ; auch in
diesem können wieder dieVibrationen so kräftig
werden, daß dadurch abermals winzige Teilchen
den Zentralkörper verlassen; abermals findet
eine Umlagerung und Neugestaltung statt, und
so kann dies mehr mehrfach und vielfach fort-
gehen. Dieses ist nun das Bild, welches wir uns
von den radioaktiven Körpern machen.
Es werden aus den großen Atomen des Uran,
Thor, Radium kleine Teilchen ausgeschleudert,
negativ elektrisch geladene Elektronen, welche
die sogenannten /Î-Strahlen bilden, und auch
positif elektrische Teilchen, welche die a-Strah-
len bilden und geladene Heliumatome sind.
Diese Ausschleuderung erfolgt explosionsartig
und dadurch entstehen unsere Röntgenstrahlen.
ZEITSCHRIFTENSCHAU.
Deutsche Monatshefte. O. Heine führt
aus, daß kein Künstler vor D. die Alpenwelt so
treu und fleißig abkonterfeit habe wie er. Freilich
hat auch er es noch nicht gewagt, eine alpine
Landschaft (sowenig wie eine andere übrigens)
als selbständiges Kunstwerk zu behandeln; doch
hat er alle Details mit Sorgfalt studiert und sehr
überzeugend wiedergegeben und als Pionier der
Alpenmalerei sei D. größer sogar als Lionardo.
Der Türmer. H. Schierhold sucht die Be¬
rechtigung des Dilettantismus geschichtlich zu
erweisen : er sei der Pionier der medizinischen
Aufklärung und manchen medizinischen Fort¬
schritts gewesen. Will man den Heilkundigen
nun einen Namen geben, dann mag man sie Me¬
dizinalreformer nennen. Schierhold führt ver¬
schiedene Namen an, um damitzu beweisen, daß
dermedizinischeDilettant ebenfalls dieselbe Be¬
rufsfreiheit haben müsse wie der technische.
Hochland; O. Busch weist nach, daß der
berühmte Begründer der Zellenlehre, Schwarz,
in seinen Anschauungen vom Leben und seinen
Ursachen, zwar der heutigen mechanischen Er¬
klärung des Lebens nahestehe, daß er anderseits
aber Vertreter des Dualismus gewesen sei.
Koloniale Umschau. F. Körner zollt den
Japanern im allgemeinen das Lob, daß sie beim
Kolonisieren nicht schablonenhaft und schema¬
tisch sind; sie haben gerade in der letzten Zeit
große Mühe darauf verwandt, dasWesen der Ein¬
geborenen zu lernen. Aber stets hatten sie nur ein
Ziel im Auge: sobald als möglich ein einiges ge¬
schlossenes Großjapan zu schaffen. Jedes Mittel,
das sie am schnellsten und unblutigsten dahin
zu bringen schienen, war ihnen recht, nach den
Rechten und Interessen der Eingeborenen haben
sie dabei nicht gefragt. Wo aber Förderung der¬
selben klug erschien, haben sie es sehr meister¬
haft verstanden, die Förderung als den Ausfluß
einer idealen Kulturmission hinzustellen.
Mars. K. Hölzel (Tolstoi) gibt zwar zu, daß
Tolstois letzte Schriften sich namentlich durch
immerpeinlicher hervortretenden Mangel an Ge¬
danken auszeichnen. Wenn sieaber direkt banal
erscheinen, so liege dieses ausschließlich an der
Übertragung, im Original ist jede Zeile Tolstois
ein hoher Genuß: es liege da jedesmal ein solcher
Oben : Nr. 1714Ѳ. Kolonei auf Petit Mediaeval-Antiqua 19 (7/8 Punkte)
Nuancenreichtum vor, daß eine an sich banale
Weisheit wirklich neu werde. Denker sei eben
Tolstoi nicht gewesen, nur Gestalter; trotzdem
habe erst durch ihn die russische Sprache zum
Ausdruck der Gedankenwelt sich geformt.
Handwerk und Kunst. H. Polter glaubt,
daß das Heimatsprinzip unser gesamtes Muse¬
umswesen ebenso umgestalten werde wie das
Schulwesen. Ein Kunstgewerbemuseum sollte
z. B. in erster Einie die Entwicklung des Kunst¬
handwerkes des Heimatsortes zur Darstellung
bringen. Von Werken, die nicht in Originalen
zu erhalten sind, sollten sich die Heimatsmuseen
wenigstens gute Kopien herstellen lassen. Die
Kunst ist vor allem national und eine Aufgabe
der Wissenschaft ist es, diesen Voraussetzungen
des heimatlichen Eebens stets nachzuspüren.
Der Chemiker. In Nr. 41 haben wir bereits
über die Darstellung des metallischen Radiums
durch den Chemiker Frenzel berichtet. Nach jetzt
veröffentlichten neuesten Untersuchungen von
verschiedenen Radiumforschern verursacht das
Abdestillieren von Quecksilber aus Radium sehr
große Schwierigkeiten. Um eine Oxydation zu
vermeiden, wurde die Destillation im Wasser-
stoffstrom in einem Quarzrohr vorgenommen.
Für den Zerfall des Amalgams ist ein Wasser¬
stoffdrucknotwendig, der höher ist als derDruck
des gesättigten Quecksilberdampfes. Es zeigte
sich, daß der nach dem gewöhnlichen Verfahren
gewaschene und getrocknete Wasserstoff noch
das Amalgam und Metall angreift, der Wasser¬
stoff gibt einen Nebel auf dem Radium. Dieser
Wasserstoff wurde deshalb erst über ein hoch er¬
hitztes Platinfilter gebracht und dann erst in den
Apparat, in welchem sich das zu destillierende
Produkt befand, geleitet. Der dadurch gereinigte
Wasserstoff ergab befriedigende Resultate; die
Destillation wurde sehr langsam durchgeführt,
die Hauptmenge destillierte erst bei 270 0 über,
das anfangs flüssige Amalgam wurde dann fest,
um bei weiterer Temparaturerhöhung wieder zu
schmelzen. Der Schmelzpunkt stieg bis auf 700O.
Dann begann das Metall sich zu verflüchtigen
und die Quarzrohrwände wurden vom Dampf
angegriffen ; in dem Schiffchen befand sich ein
Produkt, das fast reine metallische Radium.
Unten: Nr. 17148. Kolonei Mediaeval-Antiqua 19 (7 Punkte)
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42 TRIEBWERKSDRAHTSEILE 42
Seilstärke. Man läßt bei Eisendrahtseilen Bean¬
spruchungen bis zu 1050 kg/qcm zu. (Zug und
Biegung.) Ist N die Anzahl der zu übertragenden
PS, V die Seilgeschwindigkeit, n die Tourenzahl
der treibenden Scheibe in der Minute, so kann bei
D = 200 d gewählt werden.
3 N T [W
d*>--—und ¿>1,93 I/—'
4 V IIn
Für V = 25 rnjsek gilt PÜ? 100 dz, wenn D = 2000 X
Drahtstärke. Das Seil ist mit der Anfangsspannung
So = 173 dz aufzulegen, die nötige Durchsenkung
ist dann S — ^L. (.2. (Siehe Einleitung.'
Hanfseile. Rohmaterial: italenischer, badischer,
Manila-Hanf und Jute. Drei Ditzen. Ist ô der Durch¬
messer einer Litze, so ist der Seildurchmesser d=i,i
ô (55 mm maximal). Gewöhnlich findet man eine
große Anzahl Seile nebeneinander. Der Antrieb
mehrerer Wellen direkt vom Motor aus ist zulässig,
desgl. senkrechter Seiltrieb. Wie bei den Riemen
sei das untere Seilstück das ziehende. Die Spannung
wird dadurch hervorgebracht, daß jedes Seil in kür¬
zerer Länge gespleißt wird, als die Achsenentfernung
erfordert, so daß beim Auflegen eine der Verkürzung
entsprechende Spannung entsteht: Betrieb mit Deh¬
nungsspannung. Infolgedessen werden die Trieb-
werksteile bei neuen Anlagen anfangs sehr hoch
beansprucht, woraus sich sehr oft Schwierigkeiten
Nr. 17160. Kleine Petit Mediaeval-Antiqua 19 (8 Punkte) Nr. 17033. Petit Kursiv 16
43 SEII/TRIEBE 43
Bei einer Lage wie in Figur 19 nehme man, indem
man erst nach Gefühl die Kurven aufzeichuet, den
Abstand ei bis zu den tiefsten durchhängenden
Punkten an, so daß für А С als Horizontale AB = BC
wird ; bestimme dann nach obiger Formel für ex das
öi und zeichne die Parabel an С tangierend auf.
et ist richtig gewählt, wenn das andere Ende nahezu
durch L geht, also an der zweiten Scheibe auch
tangiert. Geht es nach ¿2, so ist <4 für die Berech¬
nung kleiner, geht es durch Zi, so ist es größer anzu-
nehmen. Diese Durchhängungen finden besonders
bei Drahtseilen Berücksichtigung. Da die Seile auf
den Scheiben etwas gleiten, so findet eine kleine
Änderung des Übersetzungsverhältnisses statt.
Drahtseile. Sie bestehen neuerdings fast immer
aus verzinktem Draht (schwedisches Holzkohlen¬
eisen oder Gußstahl). Eine Anzahl Drähte (Stärke
0,54-2,5 mtn) ist um eine Seele (gewöhnlich Hanf)
gedreht und bildet eine Litze (gewöhnlich 6 Drähte).
Mehrere davon um eine Hanfseele gewickelt, bilden
das Seil. Seile mit Hanfseele sind biegsamer als
solche mit Drahtseele ; das fertige Seil hat fast genau
die 8 fache Drahtdicke des Durchmessers. Von Zeit
zu Zeit ist Schmieren des Seiles mit gekochtem
Leinöl nötig. Geringste Entfernung der Seilscheiben
164-20 m\ größte Entfernung 804-125 m ; die Mittel¬
ebenen derselben lege man möglichst in dieselbe
Nr. 6224. Kleine Petit fette Mediaeval Mit 1 Punkt durchschossen
Es sind die Erlebnisse seiner Seele und die
Bildung seiner Umgebung, was sich in den
Gleichnissen Jesu widerspiegelt. Man kann
aus ihnen noch die ganze Umgebung, in der
Jesus gelebt hat, lebendig erstehen lassen. Das
kleine Dorf mit seinem Gutshof, auf dem ein
Verwalter und viel Sklaven arbeiten, mit seinem
Bauernanwesen, dessen Besitzer zur Zeit der
Weinlese, wo die Arbeit schnell geschehen muß,
hinausgeht, noch Arbeiter zu dingen, und stets
wiederkommt, da er nicht Hände genug findet.
Da sehen wir den Säemann, der den Samen
wirft, und den Zimmermann, der ein Haus baut.
Wir sehen den Feigenbaum, wie er Knospen
treibt, und die Saat, wie sie heranwächst. Wir
sehen die kleinen Vögel, wie sie ihre Nahrung
finden, ohne daß sie in die Scheunen sammeln,
wir sehen die Geier, wie sie auf das Aas stürzen.
Wir sehen das Spiel der Kinder und den Hoch¬
zeitszug der jungen Männer. Wir treten hinein
in das kleine Haus, so klein, daß ein Eicht allen
denen leuchtet, die im Hause sind. Da sitzen die
Eltern und Kinder am Tische und das Hündlein
fängt die Brosamen auf, die vom Tische fallen.
Des Nachts schläft der Vater mit den Kindern
in der Kammer und wird unwillig, wenn ihn
ein Freund weckt, der noch ein Brot geliehen
haben will, weil ein Gastfreund spät abends
erst bei ihm Einkehr gehalten hat. Während
es so bei den Armen zugeht, die das Brot nicht
über Nacht haben, warten drüben im reichen
Nr. 17151. Grobe Petit Mediaeval-Antiqua 19 (8 Punkte)
Gutshof die Sklaven auf den Herrn, der von
einem großen Gastmahl nach Hause kommt,
schleicht der Dieb durch die Nacht dem Hause
zu, in das er einbrechen will ; und draußen auf
dem Feld sät der feindliche Nachbar dem Bauer
den Unkrautsamen unter den Weizen. Wie bunt
ist das Bild, wie reich an Szenen, wie natürlich
spiegelt es das ganze Leben der Heimat Jesu
wider! Es gibt gar keinen besseren Beweis für
die Echtheit der Überlieferungen von Jesus im
ganzen als diese Lokalfarben, die in leuchten¬
den Tönen alle Worte Jesu aufleben lassen.
Das Christentum ist durch Paulus sehr bald
eine Religion der unteren Schichten in den
großen asiatischen, griechischen und italieni¬
schen Handelsstädten geworden ; so treffen wir
es an, als es zum ersten Male der römischen
Welt etwa um das Jahr 100 bemerkbar wird.
Und diese Leute sollten solche Bilder erfunden
haben, wie sie uns in Jesu Gleichnissen ent¬
gegentreten? Es ist eine reine Unmöglichkeit,
wenn Bruno Bauer das gemeint hat, wenn die
modernen Schriftsteller das heute noch als die
Wahrheit über Jesus vortragen und neuerdings
wieder Kalthoff ihnen zugestimmt hat. Kalthoff
ist sogar so weit gegangen, zu behaupten, daß
im Gegenteil die Szenerie in den Evangelien
im allgemeinen wohl Palästina sei, „aber wie
Mit 1 Punkt durchschossen
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