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Mitteilungen für Handels- und Gewerbeschulen
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Aus dem Jahresbericht der Gewerbeschule zu Hanau. Die am 7. Mai 1897
eröffnete Gewerbeschule hat im Laufe der letzten Jahre ihre Lehrpläne und Unterrichts¬
weise immer mehr geklärt, abgerundet und damit 'eine auf praktischen Forderungen be¬
ruhende Ausbildung von später künstlerisch und berufstüchtig für das wirkliche Leben
schaffenden Kräften beiderlei Geschlechts zum Ausgangspunkte ihrer von neuzeitlichem
Geiste getragenen Aufgabe gemacht. Das gilt namentlich von der Gewerbeschule mit
ihren Tagesklassen und Lehrwerkstätten. Neben der grundlegenden Ausbildung im Zeich¬
nen und Modellieren unter Heranziehung eines umfassenden Naturstudiums am ganzen
und halben Akt, am Tier und an der Pflanze (lebende und präparierte Modelle) sowie
durch knappe Einführung in die Kunstgeschichte und umfassenderes Eingehen auf Stil-
und Formenkenntnis wird in engstem Zusammenhänge mit den angeschlossenen Lehr¬
werkstätten das Entwerfen von Gebrauchsgegenständen sowie Geschmacksmustern in sehr
ausgedehnter und hervorragender Weise in Rücksicht auf Zweck und Absicht, Material
und Technik, Form, Farbe und Beiwerk gepflegt. Nicht die technisch-künstlerisch tadellos
hergestellte Entwurfs- oder Werkzeichnung bzw. Entwurfs-Modell und Werkform sind
Endabsicht, sondern die wirkliche Erfassung und Durchdringung der gestellten Aufgaben
in einwandfreier technischer, praktischer und künstlerischer Lösung. Diese Endabsicht,
dieses eigentliche Lehrziel wird auch künftighin der Lebensnerv der Eppenheimer Schule
vernünftigerweise bleiben müssen. Ihr weiterer innerer Ausbau wie auch später vielleicht
notwendig werdende Ergänzungen und Erweiterungen können stets nur in engster und
intimster Anlehnung an Bedürfnisse und Forderungen des Lebens bewirkt werden. Die
die Schule verlassenden Kräfte werden sich, so ausgerüstet, wieder leichter in das Leben
hineinfinden. Die vor ihrem Eintritt in die Schule praktisch ausgebildeten Handwerker
und Kunstgewerbler sollen möglichst ihrem Fache als ausübende, nicht nur einseitig als
zeichnende und entwerfende, Kräfte erhalten bleiben, umsomehr, wenn sie künstlerisch
genug befähigt sind, nach eigenen Entwürfen arbeiten zu können.
Sitzung der Handelskammer Bernstedt. Herr Geheimrat Müller hat auf Grund
des Gesetzes den Wahlakt des Präsidenten zu leiten. Er begrüßt das Plenum mit einem
herzlichen Neujahrswunsch und schreitet dann, nachdem er eröffnet hat, daß die beiden
bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden, die Herren Heine und Braun das Präsidenten¬
amt nicht einzunehmen wünschen, zum Wahlakt. Herr Kommerzienrat Braun schlägt vor,
Herrn Bankier Walter durch Zuruf zu wählen. Die Kammer tut dieses und somit wurde
Herr Bankier Walter Präsident der Kammer. Die an ihn gerichtete Frage, ob er das Amt
annehmen wolle, beantwortet er wie folgt: „Meine sehr geehrten Herren Kollegen! Sage
Ihnen herzlichen Dank für das Wohlwollen, das Sie mir durch die Wahl bewiesen haben.
Nehmen Sie die Versicherung entgegen, daß ich die mir zuteil gewordene Ehre sehr wohl
zu würdigen weiß. In der Tat ist die Aussicht, die Kammer zu vertreten, an der Spitze so
auserlesener Herren zu wirken, noch dazu, da ich durch und durch Kaufmann bin, über¬
aus verlockend! Dennoch kann ich einige Bedenken nicht unterdrücken. Müssen doch
- und das ist nicht leicht oft persönliche Wünsche bei der Ausübung eines solchen
Amtes zurücktreten. Dann aber gehört für die Führung der Präsidentengeschäfte eine
starke und eine begabte Persönlichkeit, will sie mit Recht dieses Amt verwalten. Zudem:
wie schwer ist es, Nachfolger eines großen Mannes, wie Herr Geheimrat Müller ist, zu sein
und darum werde ich mein ganzes Wirken darauf zu richten haben, die uns von Herrn
Nr. 17008. Cicero Mediaeval-Antiqua 16 (12 Punkte) j. Q. Sohe|ter 4 0¡8sac¡|<8i 8ohriftgilBw-i Ырг|?
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Zu dem anmutig-liebenswürdigen Eindruck, den jeder Be¬
sucher von Japan empfängt, tragen nicht nur die schöne,
so mannigfaltig gestaltete Natur und die vielfachen Über¬
lieferungen der fesselnden geschichtlichen und kulturellen
Vergangenheit bei, sondern vor allem die Menschen selbst.
Es ist ein frohsinniges Völkchen, das japanische, und wer
es je beobachtet hat an holden, sonnendurchleuchteten
Tagen im Freien oder bei festlichen Veranlassungen oder
im Theater, dem wird sich unvergeßlich die sorglose, sich
herzlich gebende Heiterkeit eingeprägt haben, eine harm¬
lose Freudigkeit an allerta eine aufrichtige Vergnügtheit,
die wahrhaft ansteckend wirkt und nie die Grenzen über¬
schreitet, vor allem niemals in lärmende Ausgelassenheit
ausartet. Dazu gesellt sich noch der regsam entwickelte
Sinn für Humor, dem alles scharfe und ätzende Beiwerk
fehlt ; oft genug kann man innerhalb volkstümlichen Ge¬
triebes beobachten, wie gern und leicht sich die Japaner
über ihre Mitmenschen lustig machen, es wird aber nie
verletzend sein und wird auch nie von den Betroffenen als
verletzend empfunden, die letzteren tun meist das Beste in
solchem Falle : sie stimmen in die Neckerei ein und lachen
mit. Diese Freude am Humor und dies Verständnis für
denselben tritt uns am beredtsten in der japanischen Kunst
und im Kunstgewerbe entgegen. Wer auch nur mit flüch¬
tigstem Interesse je japanische Sammlungen betrachtet hat,
der erinnert sich gewiß mit Vergnügen all der grotesken
Gestalten und Szenen, die in Malerei, in Holzschnitzerei,
in Bronze, Elfenbein, Porzellan wiedergegeben worden
sind, und die ebenso durch ihre technisch vollendete künst¬
lerische Ausführung wie durch ihre phantastische Origi¬
nalität überraschen. Und zwar kennen wir derartig sehr
humordurchtränkte Darstellungen von den ältesten Zeiten
an, ein Zeichen für die hohe Kultur Japans, denn mit großem
Recht betonte J. Letto, einer der besten Kenner desbandes
der aufgehenden Sonne und seiner Bevölkerung, in seinem
mit K. Wegener herausgegebenen, erschöpfenden Werke
über japanischen Humor, daß ein Volk, das seinem eigenen
Leben und Treiben, Dienten und Trachten Seiten abzuge¬
winnen imstande ist, im Besitz der fortgeschrittenen Kultur
sein muß. ,,Es sind nicht die dümmsten Leute, die über
sich selbst scherzen, und einen Scherz, dessen Zielscheibe
sie sind, vertragen können ; auch gehört eine lange Pflege
der Kunst, eine völlige Einbürgerung derselben in das
nationale Leben dazu, das Alltagsleben überhaupt zum Vor¬
wurf zu nehmen, und besonders dazu, dem Volke sein
eigenes Bild in humoristisch-ironischen Darstellungen, die
jedermann zugängig sind, vor Augen zu führen. ‘ ‘ Was aber
Nr. 17145. Perl Mediaeval-Antiqua 19 (5 Punkte)
heutigentags als besonders bemerkenswert erscheint und
auf das treffendste die eben erwähnten Ausführungen unter¬
stützt, das ist, daß dieser japanische Humor keinerlei Be¬
schränkungen kennt — abgesehen von der kaiserlichen
Familie und ihren Mitgliedern — und gerad’ jenes Gebiet
bevorzugt, das bei anderen Völkern bezüglich humori¬
stischer Wiedergabe fast ganz ausscheidet : die Götter-,
Heroen-, und Mythenwelt. Die Gottheiten werden uns
zwar nicht geschildert in ihrer olympischen Tätigkeit, son¬
dern sie werden stets in nahe Beziehungen gebracht zur
Erde und ihren Bewohnern, letztere neckend und foppend,
was häufige Erwiderung findet. Dieses nahe, fast gemüt¬
liche, jedenfalls stets sehr vertraute Verhältnis zwischen
Menschen und Gottheiten erklärt sich durch den Über¬
reichtum an göttlichen Wesen der buddhistischen und
schietistischen Glaubenslehre. Nicht nur hat jede Stadt
und jede Ortschaft eine Unmasse von Spezialgottheiten,
sondern auch jede Familie besitzt ihre eigenen göttlichen
Beschützer, die sie verehrt und auf deren Hilfe sie baut,
die sich gewissermaßen von Geschlecht zu Geschlecht ver¬
erben, so daß sie allmählich als ein Mitglied der Familie
betrachtet werden und man es als selbstverständlich an¬
sieht, daß sie an allen Ereignissen, frohen wie traurigen,
tätigen Anteil nehmen. Vor allem geschieht dies bei den
sieben Glücksgöttern, denen eine große Rolle zugewiesen
ist, da ihre Protektion ja am meisten erhofft wird. Man
sollte nun meinen, daß schon dadurch eine mehr ideale
Auffassung in bildnerischen Darstellungen bedingt wird,
aber weit gefehlt, gerade sie lernen wir in allen möglichen
drolligen und verlegenen Situationen kennen und werden,
wenn man sich so ausdrückcn darf, mit den Unannehm¬
lichkeiten ihres Berufes näher vertraut gemacht wie mit
dessen Vorzügen. Aber immer erscheinen uns diese Gott¬
heiten in einer wohl humoristisch gefärbten, aber doch sehr
freundlichen Beleuchtung; und indem wir über sie lachen,
schätzen wir sie gleichzeitig als liebenswürdige, hilfsbereite
Wesen, die den Menschen stets Gutes erweisen wollen,
dabei aber oft falsche Wege einschlagen und sich deshalb
selber allerhand Unannehmlichkeiten bereiten. Sonst sind
Nr. 17145. Perl Mediaeval-Antiqua 19 (5 Punkte) mit 1 Punkt durchschossen
J. G. Scheiter & Giesecke, Schriftgießerei, Leipzig
«Dans le clavicorde, la corde est frappée par une
lamelle en métal, en produisant un son faible, mais
très doux. Cet instrument est le véritable père de
notre piano moderne et non pas le clavecin.» Malgré
l’évidence de son charme et de son émotion, le cla¬
vecin est aujourd’hui peu en faveur. On lui reproche
de ne produire que des sons courts ; et l’on peut lire,
souvent, dans les critiques, ce qualificatif qui le vise :
«cette agaçante cage à mouches», C’est peut-être une
erreur, Madame Wanda Landowska, pour ne citer
que cette virtuose du clavecin, fait s’exhaler de cet
instrument des vibrations aussi prolongées que celles
que produisent les cordes d’un piano sans pédales.
Durant tout le XVI. et le XVII. siècle, le clavecin
est considéré comme le roi des instruments. Ce fut
en 1716 que, presque en même temps, le Français
Martin et le Florentin Cristofori, facteur de clavecins
du graud-duc de Toscane, inventèrent les premiers
pianos-forte. L’invention ne fut pas saluée de la fa¬
veur publique. Voltaire écrit: «Le piano-forte est
une invention de chaudronnier en comparaison avec
le clavecin.» Balbastre, l’organiste de Louis XVI, a
dit à Pascal Taskin, qui venait de toucher le premier
piano-forte introduit aux Tuileries : «Vous aurez
beau faire, mon ami, jamais ce nouveau venu ne
détrônera le majestueux clavecin.» Les progrès dans
la facture de ce nouvel instrument s’accrurent rapide¬
ment. Vers 1770, le Saxon Godefroy Silbermann et
un facteur d’orgues, Géra, construisirent le premier
piano carré. Il avait, entre autres mérites, celui de
n’être pas dispendieux; grand avantage, pour le
vulgaire, sur le clavecin, généralement peint de déli¬
cieuses compositions. Le piano carré ne coûtait que
450 francs. Ce prix ne tarda pas à s’augmenter avec
les améliorations peu à peu apportées ; et Mozart,
qui s’était épris de ce nouvel instrument, regrette
que celui qu’il convoitait (un piano de Stein) coûte
300 florins, soit 600 francs. Il en fit d’ailleurs l’acqui¬
sition. Dans sa forme primitive, le piano-forte avait
une sonorité douce et faible. On ne l’employait que
pour les accompagnements d’une voix et dans la
Nr. 17147. Nonpareille Mediaeval-Antiqua 19 (6 Punkte)
musique de chambre avec deux ou trois autres in¬
struments. Ce n’est donc pas au mérite de remplir
le concave d’un vaste endroit qu’il faut attribuer son
succès dans la suite. A l’époque de Bach, son rôle
fut minime ; au temps des fils de Bach, on lui pré¬
férait le clavecin ; Haydn et Mozart l’employaient
à l’égal du clavecin sans lui montrer de préférence.
C’est en 1780, par les admirables'réalisations de Sé¬
bastien Erard, que le piano prit une grande expan¬
sion. Non moins que Sébastien Erard, Ignace Pleyel
et son successeur Camille Pleyel doivent être loués
pour l’impulsion qu’ils ont donnée à cet instrument,
aujourd’hui sans rival. Il serait fastidieux d’expli¬
quer par le menu les progrès extraordinaires qu’a
faits la facture du piano, progrès qui nous ont amenés
à ces admirables pianos à queue qui s’étalent dans
les grands concerts. Il ne faudrait pas croire que les
progrès dans la facture du piano 11’ont eu d’autre but
qu'eux-mêmes. Chaque moment d’uii art suscite les
serviteurs, — lisez ici : les instruments, — dont il a
besoin. C’estlajustificationdelaformule de Darwin :
»La fonction crée l’organe.» C’est quand le clavecin
11e suffit plus à l’idéal des musiciens que le clavecin
s’éclipse. Le piano-forte convient surtout à une épo¬
que musicale qui place plus haut que tout la mélodie.
Quand le jeu des pianistes se singularisera par des
traits d’éblouissements miraculeux, la facture du
piano s’ingéniera à plus de perfection encore. A la
vogue du clavecin, correspond le style serré d’uu
Jean-Sébastien Bach, style plus harmonique que mé¬
lodique. Avec l’un de ses fils, Charles-Emmanuel
Bach, nous constatons une modification de style très
sensible. Ce style devient moins serré, plus mélodi¬
que. Alors les virtuoses abondent. Voici Mozart,
Muller, Clementi, Beethoven, Fuld, Klengel ; les trois
Nr. 17147. Nonpareille Mediaeval-Ant. 19 (6 Punkte) mit 1 Pkt. durchschossen
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