MASCHINENBAU
WOCHENSCHRIFT FÜR DAS MASCHINENWESEN
NUMMER 13
DIENSTAG, DEN 5. JULI 1910
8. JAHRGANG
DIE ERSTEN SCHREIBMASCHINEN
Den wesentlichsten und schwierigsten Punkt bei An¬
ordnung einer Schreibmaschine bildet naturgemäß die
Art und Weise, in welcher die Bewegung der Lettern
zum Zwecke des Abdruckes erfolgt; denn hiervon hängt
in bedeutendstem Grade die Leistungsfähigkeit dieses
Apparats, insbesondere seine Schreibgeschwindigkeit,
ab. Bei der Mehrzahl der jetzt im Handel miteinander
konkurrierenden Maschinen wird der auf einer cylindri-
schen oder ebenen Fläche fest angebrachte Letternsatz
mit der Hand, resp. mittels eines Fahrstifts, Handgriffs
oder eines Hebels für den Abdruck jedes einzelnen
Buchstabens zuerst so weit verschoben, daß der letztere
an den Druckort gelangt, und dann niedergedrückt. Es
ist klar, daß eine solche Anordnung etwa die Schreib¬
geschwindigkeit der Feder erreichen läßt, daß mithin
die Maschinen, was die Schnelligkeit des Schreibens
betrifft, überhaupt nicht in Betracht kommen können.
Wo aber weniger die Rücksicht auf die Zeitersparnis
als ein körperliches Gebrechen des Schreibenden oder
der Wunsch, eine dem Buchdruck ähnliche Schrift her¬
zustellen, zur Benutzung der Schreibmaschine bestimmt,
da vermögen schon einige der nacli obiger Anordnung
gebauten, wie die Boston-Schreibmaschine oder doch
die Buchdruck-Schreibmaschine Westphalia, den etwa
gestellten Ansprüchen zu genügen; aber von einem
wirklichen Nutzen in allen und nicht bloß in gewissen
Fällen sind doch nur die Tastenmaschinen, so genannt,
weil sie die Bewegung der Lettern oder Letternsätze und
den Abdruck durch Anschlag von Tasten bewirken
lassen. Es treten hier zwei ganz verschiedene Systeme
auf. Das bereits im Jahre 1867 von dem Amerikaner
Sholes erfundene System, das durch zwei voneinander
PRÜFUNG DER AKKUMULATOREN
Zum Prüfen von Akkumulatoren verwandte man bisher
die bekannten Taschenvoltnieter. So einwandfrei diese In¬
strumente bei guter Behandlung im Laboratorium sind, so
schlecht eignen sie sich für die Hand des Autlers in der
Garage und auf der Landstraße. Sie sind teuer und sehr
empfindlich. Durch einmaliges Hinwerfen, durch ein un¬
beabsichtigtes Nahebringen an eine in Gang befindliche
Zündspule, an einen Magneten und dergleichen gehen sie
ganz entzwei, oder verlieren die Richtigkeit ihrer Ein¬
stellung. Ein falsch zeigendes Voltmeter ist aber schlechter
als gar kems. Wenn man keins hat, so sieht man sich mit
seinem Akkumulator schon vor. Hat mm aber ein falsch
gehendes Voltmeter versichert, der Akkumulator habe noch
4,4 Volt, so fährt man seelenvergnügt weit fort von Mensch
und Ladestation, um zu spät zu erkennen, daß das Volt¬
meter zu hoch angezeigt hatte. Nun gibt es aber ein kleines
billiges Voltmeter, das niemals falsch geht, und vor allem
niemals zu hoch zeigt: die Glühlampe. Wenn man an einen
gewöhnlichen zweizeiligen Zündakkumulator eine 4-voltige
Glühlampe anschaltet, so glüht diese hell, wenn die Batterie
gut geladen ist; matt, wenn es Zeit zum Laden ist, und
abweichende Konstruktionen, nämlich den Remington
Type-writer und den Kalligraph des Amerikaners Yost,
repräsentiert wird, setzt durch den Anschlag jeder ein¬
zelnen Taste eine korrespondierende Hebelverbindung,
aus einer Zugstange, einem einarmigen und einem
Winkelhebel bestehend, in Tätigkeit. Dabei wird dann
die an dem Oberende des Winkelhebels sich befindende
Letter von unten gegen ein abfärbendes Band gedrückt,
über welchem sich das Papier auf der Kautschukwalze
befindet. Während bei dem Remington Type-writer
jeder Winkelhebel eine doppelte, respektive eine drei¬
fache Letter, z. B. vorn einen kleinen, hinten einen
großen Buchstaben trägt, infolgedessen mit jeder Taste
zwei oder mehrere Zeichen geschrieben werden können,
wobei freilich für den Abdruck einer hinteren Letter
gleichzeitig mit der betreffenden Typentaste die links
seitlich vorgesehene Taste zur Umschaltung niederzu¬
halten ist, besitzt der Kalligraph für jeden Buchstaben
eine besondere Hebelverbindung und dementsprechend
eine größere Anzahl von Tasten, aber er gebraucht dafür
keine Umschaltungstaste. Die Leistungsfähigkeit wird
angegeben, daß, insofern die Konstruktion der Maschine
an sich in Betracht kommt, auf dem Remingtonapparat
sechzig bis achtzig, auf dem Kalligraphen vierzig bis
sechzig Wörter in einer Minute zu erzielen sind. Eine
Leistung von sechzig bis zweiundsechzig Wörtern in
der Minute, also etwa das dreifache Resultat der Feder¬
schrift, wurde mit einer Remington-Schreibmascliine
z. B. bei einer Versammlung Gahelsberger Stenographen-
Zentralvereine in München von einem Zivilingenieur
aus Stuttgart wirklich erreicht. Diese Maschine ge¬
stattet außerdem (mit Seidenpapier) bis dreißig, der
Kalligraph nur bis sechs gleichzeitige Durchdrucke her¬
zustellen. Obschon es nicht bestritten werden kann, daß
gar nicht, wenn es allerhöchste Zeit zum Laden ist. Eine
solche Glühlampe kostet ungefähr 50 Pfennige, und hält,
wenn man sie nicht gerade zerbricht, jahrelang. Um das
Zerbrechen zu verhüten und den Apparat komfortabler zu
gestalten, sei die Aufmerksamkeit auf die in nachfolgenden
Zeilen gegebene Ausführungsform gelenkt. Man nimmt
eme kleine Viervoltlampe, und zwar gleich mit Edison-
fassung und einfachem Fuß. Außerdem gebraucht man
einige Klemmschrauben und zwei Drahtkabel, wozu man
zweckmäßig zwei Induktionsapparatenschnüro von einem
halben Meter Länge gleich mit solid befestigten starken
Enddrähten versieht. Ferner nimmt man ein Kästchen
(aus Holz (äußere Maße 7X3,5 cm) und zwei Stahlnadeln
ungefähr 10 cm lang). Nim schraubt man mit Hilfe der
Klemmschrauben die GlUhlampenfassung in eine Stirnwand
des Holzkästchens, schraubt dann Lampe und Drähte ein,
befestigt mit Hilfe von zwei Klemmschrauben die beiden
Stahlnadeln an den freien Drahtenden, und der Akkumu-
latorenprüfer ist fertig. Bei Nichtbenutzung liegen die
Drähte usw. in dem geschlossenen Kästchen, das Lampe
Tii Kabel vor Beschädigung schützt. Will man seinen
Akkumulator prüfen, entnimmt man dem geöffneten Käst¬
chen die beiden mit Stahlnadeln versehenen Drahtenden
Nr. 18186. Bourgeois auf Peli. Antiqua 13 b (8 Punkte). Unten f Nr. ,8169. Buure,ois au, Petit Antiqua ,4 (8 Punkte). J. G. Schei,er 1 Qi,.ecke, SehriftgieBersi, Leipzig
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1910
DER KONSTRUKTEUR
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ALLGEMEINE BESTIMMUN GEN ÜBER
DIE ANLEGUNG VON DAMPFKESSELN
I. Bau der Dampfkessel. § 1. Die vom Feuer
berührten Wandungen der Dampfkessel, der Feuer¬
rohre und der Siederohre dürfen nicht aus Gußeisen
hergestellt werden, sofern deren lichte Weite bei cy-
1 metrischer Gestalt fünfundzwanzig Zentimeter, bei
Kugelgestalt dreißig Zentimeter übersteigt. Die Ver¬
wendung von Messingblech ist für Feuerrohre, deren
lichte Weite zehn Zentimeter nicht übersteigt, gestattet.
§ 2. Die um oder durch einen Dampfkessel gehen¬
den Feuerzüge müssen an ihrer höchsten Stelle in
einem Abstande von mindestens zehn Zentimeter unter
dem festgesetzten niedrigsten Wasserspiegel des Kes¬
sels liegen. Dieser Minimalabstand muß für Kessel
auf Fluß- und Landseeschiffen bei einem Neigungs¬
winkel der Schiffsbreite gegen die Horizontalebene
von vier Grad, für Kessel auf Seeschiffen hei einem
Neigmgswinkel von acht Grad noch gewahrt sein.
Diese Bestimmungen finden keine Anwendung auf
Dampfkessel, welche aus Siederohren von weniger als
zehn Zentimeter Weite bestehen, sowie auf solche
Feuerzüge, in welchen ein Erglühen des mit dem
Dampfraum in Berührung stehenden Teiles der Wan¬
dungen nicht zu befürchten ist. Die Gefahr des Er-
gliihens ist in der Regel als ausgeschlossen zu be¬
trachten, wenn die vom Wasser bespülte Kesselfläche,
welche von dem Feuer vor Erreichung der vom Dampf
bespülten Kesselfläche bestrichen wird, bei natür¬
lichem Luftzug mindestens zwanzigmal, bei künst¬
lichem Luftzug mindestens vierzigmal so groß ist, als
die Fläche des Feuerrostes.
II. Ausrüstung der Dampfkessel. §3. An jedem
Dampfkessel muß ein Speiseventil angebracht sein,
welches bei Abstellung der Speisevorrichtung durch
den Druck des Kesselwassers geschlossen wird.
§ 4. Jeder Dampfkessel muß mit zwei zuverlässigen
Vorrichtungen zur Speisung versehen sein, welche
nicht von derselben Betriebsvorrichtung abhängig sind,
und von denen jede für sich imstande ist, dem Kessel
die zur Speisung erforderliche Wassermenge zuzu-
EINIGES ÜBER ELEKTROMOTOREN
Wie durch eine Dynamomaschine mechanische
Energie in elektrische verwandelt wird, so wird um¬
gekehrt durch einen Elektromotor elektrische Energie
in mechanische verwandelt, Hiernach läßt sich eine
jede Dynamomaschine als Elektromotor benutzen. Die
Wirkungsweise des Elektromotors beruht darauf, daß
der Anker durch den Betriebsstrom sich in einen
Magneten verwandelt und unter der Wirkung des
Feldmagneten in Rotation gerät, welche durch ent¬
sprechende Wanderung der Pole im Anker aufrecht
erhalten wird. Wie bei den Dynamomaschinen unter¬
scheidet man Hauptstrom-, Nebenschluß und Com¬
pound-Elektromotoren. Die Hauptstrom-Motoren
werden verwendet: bei Kraftübertragungen und zum
Antrieb von Straßenbahnwagen, Hebezeugen und bei
solchen Arbeitsmaschinen, welche momentan große
Kraftäußerungen verlangen, z. B. wie ein Straßenbahn¬
motor beim Anzuge, und wobei es auf die Gleich¬
mäßigkeit der Umdrehungszahl nicht wesentlich an¬
kommt. Die Nebenschluß-Elektromotoren werden
am häufigsten für gewöhnliche Arbeitsmaschinen in
Oben: Nr. 1704Ѳ. Bourgeois auf Petit Antiqua 16 (8 Punkte). Unten: Nr. 17072. Kleine
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führen. Mehrere zu einem Betriebe vereinigte Dampf¬
kessel werden hierbei als ein Kessel angesehen.
§ 5. Jeder Dampfkessel muß mit dem Wasserstands¬
glase und mit einer zweiten geeigneten Vorrichtung
versehen sein. Jede dieser Vorrichtungen muß eine
gesonderte Verbindung mit dem Inneren des Kessels
haben, es sei denn, daß die gemeinschaftliche Ver¬
bindung durch ein Rohr von mindestens sechzig Qua¬
dratzentimeter lichtem Querschnitt hergestellt ist,
§ 6. Werden Probierhähne zur Anwendung ge¬
bracht, so ist der unterste derselben in der Ebene des
festgesetzten niedrigsten Wasserstandes anzubringen.
Alle Probierhähne müssen so eingerichtet sein, daß
man behufs Entfernung von Kesselstein in gerader
Richtung hindurchstoßen kann.
§ 7. Der für den Dampfkessel festgesetzte niedrigste
Wasserstand ist an dem Wasserstandsglase, sowie an
der Kesselwandung oder dem Kesselmauerwerk durch
eine in die Augen fallende Marke zu bezeichnen.
An der Außenwand jedes Dampfschiffskessels ist
die Lage der höchsten Feuerzüge nach der Richtung
der Schiffsbreite in leicht erkennbarer, dauerhafter
Weise kenntlich zu machen; ferner sind an derselben
zwei Wasserstandsgläser in einer zur Längenrichtung
des Schiffes normalen Ebene, in gleicher Höhe, sym¬
metrisch zur Kesselmitte und möglichst weit von ihr
nach rechts und links abstehend anzubringen. Durch
das hierdurch bei den Dampfschiffskesseln geforderte
zweite Wasserstandsglas wird die im § 5 angeordnete
zweite Vorrichtung zur Erkennung des Wasserstandes
nicht entbehrlich gemacht.
§ 8. Jeder Dampfkessel muß mit wenigstens einem
zuverlässigen Sicherheitsventil versehen sein.
Wenn mehrere Kessel einen gemeinsamen Dampf¬
sammler haben, von welchem sie nicht einzeln abge¬
sperrt werden können, so genügen für dieselben zwei
Sicherheitsventile. Die Dampfscliiffs-, Lokomobil- und
Lokomotivkessel müssen mindestens zwei Sicherheits¬
ventile haben. Bei Dampfschiffskesseln, mit Ausschluß
derjenigen auf Seeschiffen, ist dem einen Ventil eine
solche Stellung zu geben, daß die vorgeschriebene Be¬
lastung vom Verdeck aus mit Leichtigkeit kontrolliert
Fabriken angewendet, bei denen die Belastung eine
regelmäßige ist und eine möglichst konstante Um¬
drehungszahl verlangt wird, z. B. wie beim Druckerei¬
betriebe. Compound-Elektromotoren vereinigen die
Vorzüge der beiden ersteren Motorentype und werden
nur in Spezialfällen verwendet. Würde man einen
Elektromotor beim Anlassen direkt mit einer Strom-
uelle verbinden, so würde ein übermäßig großer
trom durch den Anker des Motors fließen und den
Anker gefährden. Deshalb ist es notwendig, vor jeden
Motor einen Vorsclialtwiderstand anzuordnen, welcher
stufenweise abgeschaltet wird und zwar nach Maßgabe
der Verringerung der Stromstärke durch die elektro¬
motorische Gegenkraft des anlaufenden Motors. Diese
Vorrichtung nennt man Anlasser. Da überdies ein
Vorschaltwiderstand auch die Umdrehungszahl eines
Elektromotors zu regulieren ermöglicht, so unter¬
scheidet man dreierlei Anlasser, Leerlauf-Anlasser,
Belastungs-Anlasser und Regulier-Anlasser. Zum
Schutz gegen etwaige im Betrieb vorkommende Strom¬
stöße werden noch Bleisicherungen und ev. selbsttätige
Maximalausschalter angeordnet. Die Leerlauf-An¬
lasser dienen zum Anlassen von Elektromotoren ohne
Korpus auf Petit Antiqua 17 (8 Punkto). J. Q. Scheiter & Giesecke, Schriftgießerei, Leipzig
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