FRIEDRICH BAUER • DIE GRUNDLAGEN
DES AKZIDENZSATZES
er Akzidenzsatz ist ein Ableger des Werksatzes, ein
von dessen Stamme abgeschnittenes, in fruchtbaren
¡Boden gepflanztes Reis, das sich zu einem kräftigen
Baume entwickelt hat. Aber natürlich und ungestört konnte
sich dieser Baum nicht immer entwickeln: im Laufe der Zeit
haben ihn viele, berufene und unberufene, geschickfe und
ungeschickte Gärtner gepflegt, sie haben den Baum wohl
meist in guter Absicht, aber mit sehr verschiedenem Erfolge
okuliert und beschnitten; und oft war weder an seiner Gestalt,
noch an seinen Früchten noch zu erkennen, wess Stammes
der Baum war. Im vorigen Jahrbuchbande ist nachzuweisen
versucht worden, wie der Werksaiz aus dem geschriebenen
Buche hervorging, wie er sich dann nach den Bedürfnissen
und unfer den Geschmackswandlungen der Zeit entwickelte
und wie er nach wiederholtem Auf und Ab auf seinem heuti¬
gen Standpunkte anlangte. Wir haben dabei gesehen, dass
das Buch als Ganzes und der Werksatz im besondern ihrem
eigentlichen innern Wesen nie ernstlich untreu geworden
sind. Selbst zu Zeiten als man dem Buche im Kupferstich
eine anscheinend fremde Kunst aufpfropfte, hat das Ganze
seinen Charakter niemals verleugnet, wir sind im Gegenteil
geneigt, viele Werke solcher Art als erfreuliche Blüten der
Buchkunst anzuerkennen. Wollten wir den Akzidenzsatz in
ähnlicher Weise von seinem Ursprung bis zur Gegenwart
verfolgen, dann würden wir wohl kaum ein ebenso erträg¬
liches Bild bekommen, denn der Weg, den der Akzidenzsatz
gegangen ist, war nicht der gleiche, gerade; er war nicht
selten weder der Weg des Buches, noch derjenige des Buch¬
druckers. So wie sich der Buchdrucker und besonders der
Шрифшъ «ПалЬмира» k. 12, Акц. Общ. Словолитни О. И. Леманъ
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FRIEDRICH BAUER * EINHEITLICHE
LINI EN-BILDSTÄRKEN
ie Bildstärken der in den Buchdruc¬
kereien verwendetenMessinglinien
wurden bisher mehr nach Gutdün¬
ken als nach bestimmten Massen
bemessen. Man hatte wohl feine, stumpffeine,
halbfette und fette Linien, aber wirklich zuver¬
lässig war von allen diesen Stärken nur die
den Kegel voll ausfüllende fette Linie. Die
halbfette Linie hatte durchaus nicht immer
genau die halbe Stärke der fetten, und wenn
bei Nachbestellungen vergessen wurde, eine
Zurichtung für das Bild milzugeben, so war
es so gut wie sicher, dass die neue Lieferung
mit dem alten Bestände nicht übereinstimmte.
Bür die stumpffeine Linie gab es überhaupt
! keinen Anhalt, die Musterblätter der Messing¬
linienfabriken zeigen von diesen Linien 4 bis
І ö oder gar noch mehr verschiedene Bildsiär-
I ken. Auch unbestimmt war der Begriff einer
feinen Linie. Punktierte, feine und doppel¬
feine Linien wurden in zahllosen Mustern
geliefert, von denen zwar jedes seinen Zweck
erfüllen kann, aber bei Nachbestellungen war
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Шрифтъ «ПалЬмира» k. 16, Акц. Общ. Словолитни О. И. Леманъ