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Verschiedene Druckereien in Mainz.
nicht für die Typen der 42zeiligen Bibel. Dieses Schweigen ist ein
Geständniss, dass die Typen von Gutenberg herrührten.
Ausser diesen gab es noch eine dritte Druckerei in Mainz, aus
welcher ein Kalender für 1460 und vier kleinere Werkchen hervor¬
gingen, von deren einem Nr. 36 eine Probe gibt. Dr. v. d. Linde schreibt
auch diese Typen Gutenberg zu, ich möchte dem aber nicht beistimmen.
Die Ueberschrift ist mit Typen hergestellt, welche denen der 42zeiligen
Bibel nachgebildet, aber nichtmit ihnen identisch sind, die kleinen Typen
haben aber gar keine Verwandtschaft mit GuTENBERGSchen Typen, sie
rühren auch nicht von Schöpfer her, der um diese Zeit ebenfalls eine
kleine Type veröffentlichte. Man kann nur annehmen, dass mehrere
Arbeiter nach der Auflösung der Gesellschaft Gutenberg-Fust aus der
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Nr. 36. Schriftprobe eines Mainzer Druckes vom Jahre 1460. (Nach Bernard.)
Druckerei austraten und dass einer von ihnen in Mainz selbst eine
neue Druckerei errichtete. Derselbe muss jedenfalls ein Schriftschneider
gewesen sein, da die Typen einen eigenartigen Ductus haben. Eine
dunkle Nachricht könnte damit in Zusammenhang stehen. Nik. Ser-
rarius berichtet nach einem Manuscript von Mainzer Sachen, dass mit
Joannes Gudenberg und Joannes Fusth auch Joannes Medinbach druckte.
Im Jahre 1491 druckte ein Jakob Meydenbach den Hortus sanitatis. Es
ist somit möglich, dass Johann Meydenbach einer der ersten Gehilfen
des Gutenberg und Fust war, dass er bei dem Streite aus Fusts
Druckerei austrat, sich selbst etablirte und mehrere kleine Werke
druckte, vielleicht auch seinen Sohn, Jakob Meydenbach, in der Buch¬
Schöffebs Psalter. 155
druckerkunst unterrichtete. Wenn man bedenkt, wie noch gegen¬
wärtig kleine Officinen (Feuerzeuge heissen sie in der Buchdruckersprache)
still und unbekannt sich mit kleinen Arbeiten forthelfen, wie viele
Drucker in verschiedenen Städten im XV. und XVI. Jahrhundert auf¬
tauchten, um nach kurzer Zeit und nach Hinterlassung manchmal nur
eines Werkes zu verschwinden, wie selbst das grosse Wien sein Jubi¬
läum an die Producte einer ephemeren Officin anknüpft, so kann man
•Johann Meydenbach diese anonymen Drucke recht wohl zuschreiben.
Mit den Typen der Ablassbriefe hatte Schöffer seinen Meister
nicht übertroffen, ein Prachtwerk mit grossen Typen sollte seinen Ruf
begründen, und so wurde der Psalter in Angriff genommen. Ich glaube
nicht, dass Gutenberg am Psalter irgend welchen Antheil genommen
hat, selbst Fischer, der, verleitet durch die Initiale des ScHÖFFERschen
Donats, Gutenberg die Psaltertypen zuschrieb, nahm diese Aeusserung
zurück, als neue Funde erwiesen hatten, dass der Donat von Schöffer
gedruckt war. Der Psalter ist mit zwei Typengrössen: grober und
kleinerCanon, mit zweierlei diesen Grössen entsprechenden Uncialbuch-
staben und ausserdem mit grossen verschnörkelten Initialen gedruckt;
Rubriken und hervorzuhebende Worte sind roth, die Initiale abwech¬
selnd roth und blau gedruckt, der erste Initialbuchstabe ist ein riesiges
В blau in rothen Schnörkeln, in welchem ein Jagdhund und Blumen
eingeschnitten sind, ein vielangestauntes Werk der Holzschneidekunst.
Bisher war die Meinung herrschend, dass Schöffer sich dadurch als
ausgezeichneter Farbendrucker bewiesen habe, indem man annahm,
dass dieser Buchdruck auf der Presse erzeugt sei. William Congreve
(geb. 1772, gest. 1825) kam beim Anblick dieses Buchstabens auf die
Vermuthung, dass Schöffer den Buchstaben В in zwei Holzstöcken
geschnitten habe, welche ineinander passten, dass dann der eine Stock
roth, der andere blau gefärbt, beide ineinander gesetzt und vereint
abgedruckt wurden, er kam dadurch auf die Idee des nach ihm
benannten Congrevedrucks. Es ist möglich, dass sich Schöffer
solcher zusammengesetzter Holzstöcke bediente, aber ich meine, dass
hier kein Pressendruck vorliegt, sondern ein Stempeldruck. In dem
Exemplare der Wiener Hofbibliothek, welches als eines der schönsten
gepriesen wird, ist die Farbe des В so übermalt, dass die Gontouren