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•l0-J Gedruckte Ablassbriefe.
briefdrucke, von welchen ich in Nr. 30 und 81 vollständige, wenn auch
verkleinerte Proben gebe, aus einer und derselben Druckerei hervor¬
gegangen seien. Gesetzt den Fall, dass zur Beschleunigung des Drucks
mehrere Sätze hergestellt worden wären, so würde man dazu doch die
gleichen und nicht verschiedene Typen verwendet haben. Thatsächlich
liegen nun von jedem dieser Drucke verschiedene Ausgaben vor, welche
sich durch verschiedenen Satz und ausgebesserte Druckfehler, z. B.
Zeile 15 olia statt alia, Zeile 19 oil lioc statt ad hoc, Zeile 23 oucte statt
aücte, ferner Zeile 16 teneantur neben teneatur, q’ neben quod, cocessio
neben ocessio, Zeile 18 iuxta neben luxta, Zeile 28 otritis neben cötritis,
ferner durch verschiedene Zwischenräume unterscheiden; aber solche
Aenderungen kamen in beiden Ablassbriefen vor, hier wie dort wurden
sie wiederholt gesetzt und gedruckt.
Man hat die Ablassbriefe für Tafeldruck gehalten, auf die schrä¬
gen f und f in Nr. 31 und auf den herunterhängenden Anfangsbuch-
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Nr. 32. Typen des Ablassbriefes Nr. 30 in Originalgrösse. (Facsimile nach Bernard.)
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Nr. 33. Typen des Ablassbriefes Nr. 31 in Originalgrösse. (Facsimile nach Humphreys.)
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Nr. 34. Alphabet der Katholikontypen. (Facsimile nach dem Original.)
staben M hingewiesen, indessen kann dieser'Anfangsbuchstabe ebenso
wie das V zu Anfang von Nr. 30 ganz gut ein Holzbuchstabe sein, ohne
dass desshalb der Text nothwendig Tafeldruck sein muss, und was die
schrägen j und f betrifft, so müssen diese Buchstaben schon in der
42zeiligen Bibel überhängend gewesen sein. Die Buchdrucker haben
Formen wie fi fi fl ff ff u. s. w. aus den Handschriften übernommen, aber
ich zweifle, dass Formen wie fp fa fu u. s. w. zusammengeschnitten
waren; gerade der Umstand, dass manchmal fu aus fl und i zusammen¬
gesetzt ist, spricht dagegen. Offenbar zeigt Nr. 31 eine getreuere Nach¬
ahmung der Handschrift als Nr. 30.
Verschiedene Druckereien in Mainz.
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Nun fragt es sich, wer waren die Drucker der Ablassbriefe?
Pertz80 schreibt Nr. 30 dem Pfister zu, dass Nr. 31 aus der FusTschen
Officin hervorgegangen ist, darüber besteht kein Zweifel. Aber Pfister
druckte nur mit geschnitzten Typen, die Letterngiesserei entstand erst
in der Verbindung Gutenbergs mit Fust. Auch der Umstand, dass
Pfister nie mit anderen Typen als mit denen der 36zeiligen Bibel
druckte, spricht gegen Pfisters Druck. Die Typen der Ablassbriefe
sind ohne Zweifel gegossen und da nicht angenommen werden kann,
dass Gutenberg seine Uebereinkunft mit Fust, in welcher jedenfalls die
Geheimhaltung des Letterngusses aufgenommen war, gebrochen habe,
ist es wahrscheinlich, dass die Auflösung der Gesellschaft schon vor dem
November 1454 erfolgte, dass Gutenberg mit dem Drucke dieser Briefe
betraut wurde, dass sein ehemaliger Gesellschafter mit ihm concurrirte
und sich den Auftrag zur Lieferung eines Theiles der Auflage verschaffte.
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Nr. 35. Donatfragment mit Typen der 42zeiligen Bibel. Verkleinert. (Nach Fischer.)
Vergleichen wir nun die beiden Arbeiten mit einander, so finden
wir von einer Superiorität und von Kupfermatrizen Schöffers noch
keine Spur, Gutenbergs Schrift ist entschieden schöner und Schöffers
Typen sind offenbar ebensogut aus Bleimatrizen gegossen, wie jene.
Ueberdies haben die Gutenberglettern manchen Anklang an die Typen
des Katholikon, namentlich das charakteristische Versal N. Man ver¬
gleiche die Alphabete Nr. 32,33 und 34 (S. 152) in Originalgrösse.
Mit den Typen der 42zeiligen Bibel sind noch zwei Donate von
35 Zeilen gedruckt. Der eine, von welchem Nr. 35 ein verkleinertes
Facsimile gibt, ist ohne Initiale, ein anderer ist mit den Initialen des
Psalters gedruckt, auf diesem nennt sich Schöffer als Drucker und
bemerkt, der Donat sei mit seinen Capitalbuchstaben (cum suis capita-
Uhus) gedruckt. Da der Name Fusts hier fehlt, so ist die Ausgabe nach
Fusts Tode im Jahre 1466 erfolgt; beachtenswerth ist, dass Schöffer
nur für die Capitalbuchstaben ein Urheberrecht in Anspruch nimmt,