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Die 42zeiḷe Bibel.
einer Ausgabe besteht fast die Hälfte des Werkes aus puren mit dem
Reiber gedruckten Holztafeln, es ist also ein Uebergang vom Holztafel¬
druck zur Typographie; dem Drucker waren mehrere Schrifttexte ver¬
loren gegangen oder verdorben, und er ersetzte sie durch Typen. In
diesen Typen nun, deren Alphabet Nr. 26 zeigt, sind die Querstriche
in den Initialen so bröcklig und schlecht, dass offenbar ein Einfluss der
Bleimatrizen zu erkennen ist, welche die feinen Striche nicht gut wider¬
gaben. Hatte Gutenberg diese Erfahrung gemacht, so konnte sie ihn
bewegen, die Versalien des Donatdrucks zu verwerfen und für seine
Bleimatrizen einfachere Versalien herzustellen. Ich halte den Drucker
des Speculum für einen Gehilfen Gutenbergs, der sich schon frühzeitig
von Mainz hinweg und nach Holland begab, wo er einen holländischen
Text zu seinen Bildern verfasste und druckte, sowie auch einige kleinere
Sachen herausgab, wie den Donat, der oben (S.32, Nr. 9) abgebildet ist.
Um den Letternguss im grossen herzustellen und damit ein
bedeutendes Werk zu drucken, scheint sich Gutenberg 1450 mit Fust
verbunden zu haben, welcher das Capital zu diesem Unternehmen
hergab und dafür das Pfandrecht auf die Typen erhielt, möglicherweise
dürfte sich Fust auch gegen die Nachahmung der Typen sichergestellt
haben, um seine Bibel vor Concurrenz zu schützen, was indessen
erfolglos war. Der kleinere Kegel der neuen Type war leichter zu
giessen als zu schnitzen. Dass nur Bleimatrizen und keine Kupfer¬
matrizen verwendet wurden, beweist die Vergleichung des Textes auf
Tafel II mit dem hier unter Nr. 27 folgenden Texte, der mit den
Gutenbergtypen der k. k. Staatsdruckerei in Wien hergestellt ist. Die
letzteren sind von Stahlstempeln, und aus Kupfermatrizen gegossen,
und unterscheiden sich wesentlich durch ihre Schärfe von dem Ori¬
ginal. Zugleich lasse ich unter Nr. 28 ein Alphabet dieser Gutenberg¬
typen mit den Ligaturen folgen.
Eine merkwürdige Eigenthümlichkeit der 4-2zeiligen Bibel ist der
Umstand, dass von ihr zwei Ausgaben existiren, von denen die eine
durchwegs 42 Zeilen und geschriebene Rubriken, die andere auf den
ersten 8 Seiten 40 Zeilen, auf der 9. Seite 41 Zeilen und gedruckte
Rubriken hat. Einige Bibliographen nehmen an, dass die Bibel mit
40 Zeilen nachgedruckt sei, Madden, der die Entdeckung gemacht hat,