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Kritik des Helm aspe RGERSchen Instruments.
mit Schöffer nach Paris reist, um dort die Bücher zu verkaufen, geht
aus diesem HELMASPERGERschen Instrumente hervor, dass Gutenberg
zugleich der Buchhändler war und Ausgaben und Einnahmen verrechnen
wollte. Dass diese 1600 Gulden (oder 2500 Gulden mit Zinsen und
Zinseszinsen) nicht zu den 4000 Gulden stimmen, welche Schöffer
gegen Trithemius erwähnt, ist schon anderen vor mir aufgefallen, aber
die Vertrauensseligkeit in das Notariatsinstrument hat sich damit zu
helfen gewusst, dass sie annahm, Gutenberg habe 2400 Gulden aus
seinem eigenen Vermögen zugeschossen. Fragt man endlich, was die
Folge der Klage gewesen sei, so bleibt das Aktenstück die Antwort
schuldig; nach dem Urtheilsspruche (1.48—54) soll Gutenberg über die
Einnahmen und Ausgaben, welche er zu beiderseitigem Nutzen (hier
kommt ,beiderseitig“ zum erstenmale vor, 1.38 sprach Gutenberg von
,seinem“ Nutzen) gemacht, Rechnung legen; was er eingenommen, soll
in die 800 Gulden eingerechnet werden, was aber über 800 Gulden ein¬
gegangen, solle er herausgeben, und ferner solle er die Zinsen zahlen,
wenn Fust beschwöre, das Geld gegen Zinsen aufgenommen zu haben.
Aus dem Schriftstücke scheint hervorzugehen, dass die Druckerei im
Falle des Zahlungsunvermögens Gutenbergs dem Fust zufalle, aber was
mit den Büchern zu geschehen habe, davon ist keine Rede. Wenn ferner
von Einnahmen gesprochen wird, so können damit nur die Donate
gemeint sein, denn die Bibel, welche imJahrel452zu drucken begonnen
und nach der Bemerkung eines Rubricators im Pariser Exemplare 1456
beendigt wurde, konnte 1455 noch nicht verkauft sein. Diese Bibel
mit ihren 641 Blättern ist zugleich ein schwerwiegendes Argument
gegen das I I e l м д s p e r g e r s с li e Instrument. Faust von Aschaffenburg
gibt als Grund der Vereinigung von Fust und Gutenberg an, dass der
Erfinder das Darlehen annahm, лѵеіі das in Druck zu legende Werk
(jedenfalls die Bibel) auf Pergament gedruckt werden sollte und dess-
halb grosse Kosten erforderte. Nach Lignamine druckten Gutenberg und
Fust täglich 300 Bogen, nach dem Bücherverzeichnisse der Buchdrucker
SWEYNHEYM und Pannartz zu Rom (von denen Lignamine wahrscheinlich
diese Nachricht erhielt) war die gewöhnliche Auflage eines Werkes
275—300 Bogen, es ist wahrscheinlich, dass die 300 Bogen, von denen
Lignamine spricht, eine Auflage darstellten. Nach den Rechnungen der
Kosten einer Druckerei im XV. Jahrhundert.
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Ripoli-Druckerei kostete vom besten Papier (und die Bibel ist auf sehr
schönem Papier gedruckt) das Riess 6 Pfund 8 Schilling. Die 42zeilige
Bibel würde zu 300 Auflage, wenn sie nur auf Papier gedruckt worden
wäre, schon für Papier allein 1200 Gulden Auslagen verursacht haben,
wieviel die Kosten durch die Verwendung von Pergament höher liefen,
wissen wir nicht; aber dem Verfasser des HELMASPERGERschen Instru¬
ments waren Pergament und Papier ein Pappenstiel, nach ihm liefen
die Kosten davon nur so in den 300 Gulden jährlich, neben Hauszins,
Gesindelohn und Kost her. In den 1600 Gulden konnten diese Per¬
gament- und Papierkosten nicht inbegriffen sein, das Letterngiessen
war langsam und kostspielig, und der Verfasser des Instruments scheint
eine Kenntniss von den Kosten einer Druckerei gehabt zu haben, wenn
er die ersten 800 Gulden für die Einrichtung rechnete. Nach Wilhelm
Witwe rus, einem zeitgenössischen Mönche, gründete der Abt des
Klosters St. Ulrich zu Augsburg, Melchior de St anheim, 1472 eine
Buchdruckerei. Er verwendete ein Jahr, um die nöthigen Instrumente
zu verfertigen, kaufte des verstorbenen Schüsslers 5 Pressen für 73
rheinische Gulden und liess 5 kleine Pressen von einem geschickten
Arbeiter der Stadt, Namens Sauerloch, hersteilen, er bediente sich
der (d. h. er kaufte) Typen von Zainer, Schüssler, Sorg und ändern
Buchdruckern und gab für die Einrichtung 1702 Gulden aus, wobei zu
bemerken ist, dass 1472 mehrerlei Schriftgattungen nöthig Waren, in
Mainz 1450 es sich aber nur um Eine Schrift handelte. Ich zweifle
nicht, dass ein Process stattgefunden hat, in welchem Fust das Eigen¬
thum der von Gutenberg errichteten Druckerei zugesprochen wurde,
denn notorisch blieben die Typen der 42zeiligen Bibel in Fusts Besitz,
Schöffer druckte nach dessen Tode noch einen Donat damit, nach
Schaab ist auch die Agenda Moguntina 1480 (ich konnte es nicht con¬
staticeli, da dieses Werk in der Wiener Hofbibliothek nicht vorhanden
ist) damit gedruckt; — ich zweifle aber an der Authenticität des Schrift¬
stückes, welches uns als HELMASPERGERSche Urkunde producirt worden
ist, und ich für meine Person werde mich enthalten, aus demselben
irgend welche Begründung zu schöpfen.
Es dürfte von Interesse sein, das Verhältniss zwischen Fust und
Gutenberg mit dem Vertrage zu vergleichen, welcher am 20. Mai 1472