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Neue Fälschung.
Contract aufgerichtet, wonach alles, was zum Werke gehörte, auf
beiderlei Gewinn und Verlust gehen und zu Zinsen aufgenommen
werden solle. Weil aber Faust mehr aufgenommen, und die Unkosten
sich höher belaufen, als Gutenberg vermeinte, habe er seinen halben
Theil nicht zahlen wollen, darüber seien sie beide vor das weltliche
Gericht zu Mainz gerathen, welches auf alles Ein- und Vorbringen sowie
geschehenen Beweis erkannte: würde Johann Faust mit leiblichem Eid
betheuern, dass solches aufgenommene Geld zu dem gemeinsamen
Werke verwendet und nicht ihm allein zu Nutzen gekommen sei, solle
Johann v. Gutenberg solches zu erlegen schuldig sein. Solchem Rechts¬
spruche habe Johann Faust im Referendar zu Mainz, zu den Barfüssern
Genüge gethan, wie aus einem in Copie beigesetzten Instrumente zu
ersehen sei. Aber Johann v. Guttenberg sei darüber sehr zornig
geworden, daher nicht bei Anhörung des Eides gewesen und habe sich
bald darauf von Mainz nach Strassburg begeben, wo er vielleicht einen
eigenen Verlag gehabt, denn es seien ihm etliche Gefährten dahin nach¬
gefolgt. So sei die Kunst nicht mehr geheim geblieben, sondern von dem
Datum jenes Instrumentes, im Jahre 1455, ausgebreitet worden.
Dieses Instrument, eine angeblich vom Notar Ulrich Helmas-
perger vom 6. November 1455 ausgestellte Urkunde, in welcher zwar
nur bescheinigt werden sollte, dass Fust den verlangten Eid abgelegt
habe, gleichwohl aber fast der ganze Inhalt des Processes aufgenommen
wurde, ist von Johann Friedrich Faust, in die Sprache seiner Zeit
umgeschrieben, als Anhang dem obigen Diseurs beigegeben worden,
wonach es von Heinrich Salmuth und von Philipp Ludwig Anthäus
1681 citirt wurde. Professor Senckenberg veröffentlichte es 1734 und
Professor Wolff 1740 nach einer Abschrift, welche Johann Ernst von
Glauburg 1712 von einem Manuscripte nahm, welches von einer 1600
in der FAUsTschen Familie noch vorhanden gewesenen Urkunde abge¬
schrieben worden ist. Professer Köhler druckte es nach einem ihm
von Herrn v. Glauburg verschafften, angeblich authentischen Exemplar
auf Pergament, an dessen Richtigkeit er umsoweniger zweifelte, als
ausdrücklich Zeile 66 Johann Fust von dem Notar Ulrich Helmas-
perger ein oder mehrere offene Instrumente, „so viel und dick ihm
dieses nötliig sein würde“, begehrt habe. Auf diesem Exemplar befand
Instrument des Notars Hei.masperc.ee.
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sich das Notariatszeichen Helmaspergers, welches übrigens leicht
nachgemacht werden konnte, weil eine von Helmasperger mit seinem
Notariatszeichen versehene lateinische Urkunde (die Urkunde im Pro¬
cesse Gutenberg ist deutsch), welche den Verkauf des ScHLüssELSchen
Gutes an Johann Gensfleisch den Jüngeren betrifft, früher im Archiv
des Victorstiftes zu Mainz war und sich derzeit in der Stadtbibliothek
daselbst befindet. Ich lasse das Instrument nach Köhler nebst einem
Commentar Wetters hier folgen:
(Ueberschrift von gleicher Hand.)
TJnftrumrnt afnrs grUmtr bagro
Ьаз FuFF fmr rrdjrnfdjafft
grtljan unb mît brm rfîjr brujrrrt Ijat.
(Ueberschrift von etwas neuerer Hand.)
Instrument zwisch. Gudemberg
vncl Fausten 1455. ufgericht.
Commentar von JVetteii.
1 îfn guttro rmmrn amrn feunt ff allrn brn bîr bîrfe nffrnljn- Aus dem Instrumente
Ftrumrnt frljrnt nbrr Ijnrrnt Irfrn bao broljaro als man 3alt des Notars Helmasperger
2 nach fti ипГггвВргп gebürt îiufrnt uirr ljunbrrt unti Funff unii erhellt, dass das Gericht auf
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5 frn in brm groFTm rrFrrrnbrr lyn rnjen nffrnbar fd)ribrr unb FusTRechnungablegenund
Ьггдгзидгпljrrnndibrntgrgrnmrrtikritprrfnnlid)iftgrFtanbn mit einem Eid bekräftigen
6 brrJürfam ttnb unrhd)tig man Tfarnb /ufi ißurgrr зи mrnt3 sollte (1. 3 u. 10). Dies ge-
unbunnuirgrn'ÌInlfannBjfulHinrebrubrrsaudibnfrlbFtgfgr- schah in dem Speisesaale
7 mrrtigkljat unrgrlrgrtgrrjirndjrn unb nffrnbartuiir3ufdjrn (1. 5) des seinem Hause ge-
brm it3güt Tfnljann jfuft ünrm brubrr uff rin unb IJnljann I5u- genüber gelegenen Klosters
8 trnbrrg uff biranbtrpartlprbrm it3gütrn T]oljannlSuttrnbrrg der Barfüsser oder Franzis-
зи frljrn ипЬзи Ijnrrn fnld(rn rfbt bnn gñtrn Tfnljann jfuft kaner (1. 4). An demselben
9 nadjlubr unbînl)altbrsrrdjtff>rud)e 3utifd|rnbrbrnpartlj]rrn Tage zwischen 11 Uhr und
grfriirrnbrfdiribrnunb nffgrfat3tburd)brnfrlbrnT[nl}annFuII Mittag erschien daseihst
10 tljun rin rntlirijfr tag uff Ijubr зи birfrr ftunbrIfnbir tnurnt Johann Fust mit seinem
ftubrn bnfrlbft grfrt3t grffrmpt unb brnrnt ff unb uff Ьаз Bruder Jakob Fust als
Wortführer (1. 7) in dem grossen Referendar vor dem Notar Helmasperger. Da die
Mönche noch in der Conventsstube versammelt waren, liess Jakob Fust, um