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Zeugnisse für Gutexberg.
zu Strassburg zuschreiben, und wieder andere behaupten, diese Kunst
sei erdacht und aufgekommen von Johann Guttenber (siehe Bossius),
einem Ritter zu Mainz, anno 1450.
Hedion in seiner zu Strassburg 1549 gedruckten Auserlesenen
Chronik sagt: „In diesem Jahre 14-50 ist die edle Kunst Bücher zu
drucken, durch Johann Gütenberg von Strassburg in der Stadt Mainz
erstlich erfunden worden.“
Pedro Mexia in seiner 1542 zu Sevilla gedruckten Silva de varia
lección sagt: „Die Buchdruckerkunst war und ist die beste Erfindung
der Welt. Man sagt, ihr Erfinder sei ein Deutscher, Namens Gutenberg,
gewesen, der sie in Mainz erfunden habe, und dass in dieser Stadt
zuerst Bücher zu Stande gebracht und gedruckt worden seien.“
Alexio Venegas de Busto lässt in seiner 1546 zuToledo gedruckten
Diferencia de libros die Erfindung durch Johannes Cutembergus im Jahre
1440 machen.
Sebastian Münster sagt in seiner Cosmographia universalis 1571 :
„In den Jahren 14-40 und 1450 ist die edle Kunst des Drückens zu
Mainz erfunden worden, von wo sie nach Köln, sodann nach Strass¬
burg und Basel, und nachher nach Venedig verbreitet wurde. Ihr erster
Erfinder war Johann Gutenberg, welcher zum Jungen genannt wurde.
Derselbe hatte zwei andere Mainzer Bürger, Johann Faust und Johann
Medinbach zu Gehilfen, welche die Kunst geheim hielten, indem sie ihre-
Arbeiter beeideten.“
Wenn Fust und Schöffer in ihren Druckwerken den Namen
des Erfinders ignorirten und dadurch bei Unkundigen die Meinung er¬
weckten, dass sie selbst die Erfinder der Buchdruckerkunst seien, wenn
der Erfinder selbst sich nicht nannte, so geht aus dieser stattlichen
Zahl von Zeugnissen, die demungeachtet Johann Gutenberg als Erfinder
nennen, und die nicht alle von einander abschrieben, da die Ungenauig¬
keit im Namen und sonstige leicht erkennbare Irrthümer beweisen, dass
sie mündlichen Nachrichten folgten, unzweifelhaft hervor, dass einer¬
seits Johann Gutenberg der wahre Erfinder der Buchdruckerkunst war,
und zweitens, dass zwischen ihm und Fust ein Streit entstanden sein
musste, der nicht nur eine Trennung, sondern auch einen tiefen Hass
zur Folge hatte.
Zeugnisse für Gutenberg.
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Der erste, welcher diesen Streit erwähnt, ist der Mainzer Cor¬
rector Arnold Bergellanus, der im Jahre 1541 ein langes lateinisches
Lobgedicht auf die Buchdruckerkunst veröffentlichte, welches im
wesentlichen Folgendes enthält: „Die beinahe göttliche Kunst, mit
gegossenen Buchstaben Bücher zu drucken, wurde in den Mauern der
alten Stadt Mainz zur Zeit Friedrich III. 1450 erfunden. Da entfloss
dem berühmten Johann Gutenberg, gleichwie einem lebendigen Strome
das Werk. Man sagt, dass die Stadt Strassburg ihn von seiner Kindheit
an in ihrem Schosse ernährt habe, aber Mainz spendete ihm, allen
ihren Bürgern, erfreuliche Gaben. Dort begann er die Erstlinge seines
Wirkens zu bilden, hier aber brachte er das Werk der Kunst zur Reife.
Er war von vornehmer Abstammung, doch von noch höherer Tugend,
daher er ein Ritter von wahrem Adel zu nennen ist. Sein Fingerring
gab ihm die erste Veranlassung, das der Pallas würdige Werk mit
dem Grabstichel zu versuchen. Dann betrachtete er eine Weinpresse
und sprach: Die neue Presse soll so gemacht werden. Er rief Gott um
Beistand an, ihm ward Gewährung und göttliche Begeisterung erfüllte
ihn. Mit emsigen Händen ging er ans Werk, bald rieb er sich das
sorgenschwere Haupt, bald versuchte er auf verschiedene Weise den
Grabstichel anzuwenden; er suchte einsame Orte auf, liess oft voll
Ueberdruss das Werk wieder liegen und kehrte immer wieder zu den
rohen Versuchen zurück. Und es verging kein Tag, wo nicht mit emsiger
Hand Buchstaben geschnitzt wurden, und er bildete die Lautzeichen
aus hartem Messing. Allein neue Sorgen erwachsen ihm nun: Als die
ausgeschnittenen Werke nun vor ihm dastanden, die Arbeit sein
kleines Vermögen aufgezehrt hatte, und er doch nicht vermochte, die
Kunst zum bestimmten Ziele zu führen, war er schon auf dem Punkte,
das angefangene Werk aufzugeben. Endlich wurde er durch den freund¬
schaftlichen Rath des Faust ermuntert, welcher seinen erschöpften
Kräften Hilfe brachte. Faust gab zu dem Unternehmen das Licht und
die Kosten her. Und diese Männer schneiden nun in leichtes Holz die
ersten Buchstaben (clas widerspricht dem Vorigen), welche jeder auf
verschiedene Weise einzeichnen konnte. Nachdem sie Tropfen von Sepia
darauf gebracht hatten, legten sie einsaugendes Papier darüber und
die geschnitzte Tafel gab die abgedruckten Zeichen wieder. Da aber di e