Zeugnisse für Gutenberg.
Weise, wie sie noch jetzt allgemein gebraucht wird, so ist doch die
erste Vorbildung erfunden worden in Holland aus den Donaten, die
daselbst vor der Zeit gedruckt sind. Und von und aus diesen ist der
Beginn der vorerwähnten Kunst genommen worden, und ist viel meister¬
licher und subtiler erfunden, als dieselbe Manier war, und je länger,
je mehr ist sie kunstreicher'geworden. Es hatzwar einer, genannt
Omnibonus, in einer Vorrede zum Buche Quintilian und auch in anderen
Büchern geschrieben, dass ein Welscher aus Frankreich, genannt
Nicolaus Jenson diese meisterliche Kunst erfunden habe, aber das ist
offenbar gelogen, denn es sind noch Leute am Leben, welche bezeugen
können, dass man zu Venedig Bücher druckte, ehe der erwähnte
Nicolaus Jenson dahin kam, dort Schrift zu schneiden und zu bereiten
begann. Aber der erste Erfinder der Druckerei ist ein Bürger zu Mainz
gewesen, und war zu Strassburg geboren und hiess Junker Johann
Gudenburch. Von Mainz ist die erwähnte Kunst zuerst nach Köln,
dann nach Strassburg, und dann nach Venedig gekommen. Diesen
Beginn und Fortgang der erwähnten Kunst hat mir der ehrsame Meister
Ulrich Zell von Hanau, noch jetzt, 1499, Buchdrucker zu Köln, durch
welchen die erwähnte Kunst nach Köln gekommen ist, selbst erzählt.
Uebrigens gibt es auch einen Theil vorwitziger Leute, welche sagen,
man habe auch vormals Bücher gedruckt, aber das ist nicht wahr,
denn man findet in keinem Lande Bücher, die zu derselben Zeit
gedruckt wären. “
Polydor Vergelius sagt in seinem 1499 zu Venedig gedruckten
Werke: De Inventoribus rerum „Ein Mainzer, Namens Peter, hat, wie
ich von den Landsleuten desselben gehört habe, unter allen zuerst die
Buchdruckerkunst zu Mainz, einer deutschen Stadt erfunden,“ in einer
neuen Auflage 1517 berichtigte er aber den Irrthum.
Marcus Antonius Coccius Sabellicus sagt in seiner 1504 zu
Venedig erschienenen.Historia universalis: „.Johannes Gutemberg, von
ritterlichem Geschlechte, ist der Urheber der herrlichen Erfindung und
hat die Sache zuerst in Mainz mit mehr Vertrauen als Hoffnung versucht,
ungefähr 16 Jahre früher, als die Kunst sich in Italien zu verbreiten
anfing.“ (1465 wurde das erste Buch im Kloster Subiaco gedruckt,
also meint Coccius 1449 oder 1450.)
Zeugnisse für Gutenberg.
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In einer Dedication des in deutscher Sprache 1505 herausgegebenen
Livius an den Kaiser Maximilian I. tritt auch Peter Schöffers Sohn,
Johann, als Zeuge für Gutenberg auf. Sie lautet: „Solches Werk, das
in der löblichen Stadt Mainz gefertigt und gedruckt ist, wolle Eure
königliche Majestät gnädig aufnehmen, in welcher Stadt auch anfäng¬
lich die wunderbare Kunst der Druckerei, und zuerst von dem kunst¬
reichen Johann Guttenberg, da man zählt nach Christi unseres Herrn
Geburt 1450 Jahre, erfunden und danach mit Fleiss, Kosten und Arbeit
des Johann Faust und Peter Schöffer zu Mainz verbessert und
beständig gemacht worden ist, wesshalb diese Stadt nicht allein bei
der deutschen Nation, sondern auch in aller Welt, in ewiger Zeit, wie
sie es wohlverdient, gepriesen und gelobt werden soll und die Bürger
und Einwohner daselbst dieses billig gemessen.“ Die Ursache, dass
Johann Schöffer diesmal mit der Wahrheit herausrückte, mochte wohl
darin liegen, dass dem Buchdrucker Johann Mentel 1466 vom Kaiser
Friedrich III. ein Wappen verliehen worden war, und dies wahr¬
scheinlich von dessen Erben schon damals ausgebeutet wurde, um den
Mentel für den Erfinder der Buchdruckerkunst auszugeben. Johann
Schöffer wagte nicht, dieser Lüge eine andere Lüge entgegenzustellen,
sondern glaubte seinerSache am besten zu dienen, wenn er den wahren
Erfinder nannte.
im Jahre 1508 setzte Ivo Witig, der Uebersetzer des Livius,
Gutenberg, als dem Erfinder der Buchdruckerkunst, im Hofe zum Güten¬
berg einen Denkstein, welcher jedoch keine Daten enthält.
Johann Cario sagt in der 1532 zu Wittenberg gedruckten Chronik
vom Jahre 1440: „Johann Faust, Gutmann genannt (!), hat mit Peter
Schöffer zu Mainz die Buchdruckerkunst erfunden.“ Paul Lang sagt
in seiner gleichfalls 1532 geschriebenen Chronik zum Jahre 1453,
indem er Polydor Vergelius mit Coccius mischt, um diese Zeit wurde
die Buchdruckerkunst zuerst in Mainz durch Peter Gutenberg, von
ritterlichem Geschlechte, erfunden.
SebastianFrankenhiseiner 1539 gedruckten Chronik vonDeutsch-
land und in seiner Zeit- und Geschichtsbibel sagt, dass die Buchdrucker¬
kunst im Jahre 1440 von Johann Gensfleiscii zu Mainz erfunden worden
sei, wiewohl andere' diese Erfindung'dem Johann Gutenberg von und
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. 5