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Zeugnisse für Gutenberg.
von Strassburg' und ein Anderer, Namens Justus (soll wahrscheinlich
heissen Fust) druckten zu Mainz, der deutschen Stadt, auf Pergament
mit metallenen Formen dreihundert Bogen jeden Tag“, dasselbe sagt
er von Johannes, zugenannt Mentel, zu Strassburg. Trotz der Ungenauig¬
keiten ist dieses Zeugniss von Interesse, da es denScHöFFER verschweigt
und die Nachricht daher nicht von einem Arbeiter der Fust-Schöffer-
schen Officin, sondern eher von einem Arbeiter der MENTELSchen
Druckerei nach Rom gebracht worden ist. Nebenbei bemerkt, war 300
die gewöhnliche Zahl der Bogen einer Auflage.
Der gelehrte Italiener Mathias Palmerius von Pisa bemerkt in
seiner 1474 gedruckten Continuatio Chronici Euseb. zum Jahre 1457:
„Wieviel die den Wissenschaften Obliegenden den Deutschen schuldig
sind, kann durch keine Art von Rede würdig genug ausgedrückt werden,
denn die von Johann Gutenberg zum Jungen (dieses Prädicat ist ein
Irrthum), einem Ritter von Mainz am Rhein mit tiefem Verstände im
Jahre 1440 erfundene Buchdruckerkunst wird dermalen in alle Theile
der Welt verbreitet.“
Der Arzt Hermann Schedel hat in seiner 1493 gedruckten Nürn-
bergischen Welt-Chronik fast dieselben Worte gebraucht, und dürfte
daher von Palmer abgeschrieben haben.
Jac. Phil. Bergomensis sagt in dem 1483 zu Venedig gedruckten
Supplementurri Ghronicarum zum Jahre 1458: „Die Buchdruckerkunst
wurde zu der Zeit zuerst in Deutschland erfunden, und zwar nach
einigen von Cuthimberg, einem Strassburger, nach anderen von Faust.“
Donatus Bossius sagt in der 1492 zu Mailand gedruckten
Chronik zum Jahre 1457 : „In diesem Jahre ist die allen Wissenschaften
erspriessliche Buchdruckerkunst durch Johann Gutember, einen Deut¬
schen, erfunden worden.“
In einem handschriftlichen Codex aus dem Jahre 1494, welchen
Placidus Sprenger in der Abtei Seligenstadt aufgefunden hat, befinden
sich zwei Lobgedichte auf Gutenberg, verfasst von zwei Professoren zu
Heidelberg, das eine ist betitelt: „Wernheri Temarensis panegyris ad
Ioannem Gensflench primum librorum impressoremdas andere: „Ad
loannem Gensfleisch impressoriae artis inventorem primum Ioannis Herbst
panegyris. “
Zeugnisse für Gutenberg.
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Dei- gelehrte Baptista Fulgosus, welcher einige Zeit Doge zu
Genua war, sagt in seinem vor 1494 gedruckten Werke: Dicta et facta
memorabilia: „Alle Wirkungen der mechanischen Kunst der neuen wie
der alten Zeit werden von der Buchdruckerkunst, welche Gutenberg
von Strassburg erfunden hat, übertroffen.“
In dem zu Heidelberg 1499 gedruckten Werke Memoriae Marsilii
ab highen befindet sich ein lateinisches Epigramm des gelehrten Wim-
pheling, in welchem es heisst: „Glücklicher Gensfleisch, durch dich
erntet Deutschland in allen Ländern den Preis des Lobes, der du,
Johannes! von göttlichem Verstände unterstützt, zuerst auf Metall
Schriftzeichen drucktest. Viel verdankt dir die Religion, viel die Weis¬
heit der Griechen und viel die lateinische Sprache.“ Wimpheling führt
auch 1502 und 1508 Johann Gutenberg als Erfinder der Buchdrucker¬
kunst, aber schon in einer durch falsche Berichte entstellten Weise auf.
In dem oben erwähnten Werke Wimphelings ist folgende Grab¬
schrift abgedruckt, welche ein Verwandter Gutenbergs, Adam Gelthuss
zum Jungen Aben verfasst hat: „Dem um alle Nationen und Sprachen
hochverdienten Erfinder der Buchdruckerkunst, Johann Genssfleisch.
hat Adam Gelthuss dieses Denkmal zum ernstlichen Andenken seines
Namens gesetzt. Die Gebeine ruhen in Frieden in der Kirche des heiligen
Franciscus zu Mainz.“ (Nach neuerlich aufgefundenen Documenten
soll dies ein Irrthum und Gutenberg bei den Dominicanern begraben
worden sein.)
In der im Jahre 1499 gedruckten Chronik der Stadt Köln, deren
Verfasser nicht bekannt ist, heisst es von der Buchdruckerkunst: „Diese
hochwürdige Kunst ist zuerst in Deutschland zu Mainz am Rhein
erfunden worden. Und das ist der deutschen Nation eine grosse Zier¬
lichkeit, dass solche sinnreiche Menschen da zu finden sind. Und das
geschah in den Jahren unseres Herrn 1440, und von der Zeit an, bis
man schrieb 50, ward untersucht die Kunst und was dazu gehört. Und
im Jahre unseres Herrn, da man schrieb 1450, welches ein goldenes
Jahr war, begann man zu drucken, und das erste Buch, welches man
druckte, war die lateinische Bibel, und sie ward mit einer groben Schrift
gedruckt, wie die, mit welcher man jetzt Messbücher druckt. Und wie¬
wohl die Kunst zu Mainz erfunden worden ist, und auf die vorerwähnte