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Stahlstich. Galvanographie. Hyalographie. Stylographie.
Zu Anfang dieses Jahrhunderts fing man in England an, den
Kupferstich durch den Stahlstich zu ersetzen, da dieser dauerhaftere
Platten bot, nachdem man dieselben zu behandeln gelernt hatte. Karl
Frommel, welcher dieses Verfahren in England kennen lernte, führte
dasselbe 1824 in Deutschland ein, wo er zu Karlsruhe eine Stahl¬
stecherschule gründete.
Die Galvano graphie wurde von Professor Fr. Kobell angeregt
und von L. Schöninger und Freymann in München verbessert und
erweitert. Nach diesem Verfahren wird die Zeichnung auf die Metall¬
platte mit etwas körperlichen Farben aufgetragen, so dass dieselbe
reliefartig erscheint; von dieser Platte wird auf galvanischem Wege
ein Niederschlag gemacht und die so gewonnene Platte in den ver¬
schiedensten Manieren mit dem Grabstichel und Schabeisen sowohl,
wie mit Säuren bearbeitet.
Die Hyalographie oder Glasätzung wurde in den Vierziger-
Jahren von Dr. Bromeis zu Hanau und von Dr. Böttcher in Frankfurt
fast gleichzeitig, und ohne dass der eine das Verfahren des anderen
kannte, erfunden. Sie unterscheidet sich nur durch das Material von
den früher beschriebenen Methoden. Die Schwierigkeit des Drucks
von Glasplatten wird durch die galvanische Copirung beseitigt. Nr. 375
zeigt eine solche Arbeit in zinkographischer Copie.
Die Stylographie ist eine Radirung mit der Nadel auf eine
Masse, welche der freien Hand des ausübenden Künstlers keine
Schranken setzt, dem Auge desselben aber durch ihre schwarze Farbe
im Gegensätze zu deren weissem Ueberzuge hinlängliche Merkmale
bietet, die Wirkung seiner Arbeit berechnen zu können. Galvano¬
plastische Copien hievon liefern druckfähige Platten.
Der von dem Factor Worring und dem Director der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei in Wien, A. Auer, erfundene Naturselbstdruck
beruht auf der Wahrnehmung, dass ein flach erhabener Gegenstand,
Spitzen, getrocknete Pflanzen u. dgl. zwischen eine Kupfer- und Blei¬
platte mittelst einer Satinirpresse gepresst, in der Bleiplatte einen
auch die feinsten und zartesten Einzelnheiten wiedergebenden Abdruck
zurücklässt. Die weiche Bleiplatte wird auf galvanischem Wege in
eine Kupferplatte verwandelt und zum Druck geeignet. Nr. 376 gibt