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Ghemitypie. Glyphographie. Kupferstich.
Zeichnung mit einem leichtflüssigen Metalle dergestalt ausgeschmolzen,
dass die ganze Platte mit diesem Metalle bedeckt ist. Der Ueberfluss
desselben wird solange durch Schaben entfernt, bis das Zink wieder
eben erscheint und nur die tiefliegenden Striche der Zeichnung mit
dem genannten Metalle ausgefüllt bleiben. Abermaliges Aetzen entfernt
das überflüssige Zink und macht die früher tiefliegenden, nunmehr mit
dem leichtflüssigen Metalle ausgefüllten Striche erhaben, da selbe
nämlich von der Säure darum nicht angegriffen werden, weil sich das
leichtflüssige Metall zu dem Zink verhält, wie positive Elektricität zu
der negativen. Die grossen leeren Stellen werden auf mechanischem
Wege hinweggenommen. Proben der Chemitypie bieten Ar. 222 und
266. Zwischen Piil und den Leipziger Xylographen entbrannte seiner¬
zeit ein überflüssiger Streit, die Ghemitypie kann nie die satte Färbung
des Holzschnittes erreichen und mit den Meisterleistungen des Holz¬
schnitts nicht concurriren, für gewöhnliche Arbeiten liefert sie eine
treuere Wiedergabe der Zeichnung. Ihre grösste Bedeutung aber liegt
darin, dass sie die Grundlage der Photo-Zinkographie wurde. Nr. 374
a und b sind Abdrücke eines Kupferstichs, welche in der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei in Wien mittelst Ghemitypie als Buchdruckplatte
mit Rechts- und Linksstellung des Objectes hergestellt wurden.
Aehnlich ist die von dem Engländer Palmer erfundene Glypho¬
graphie. Sie beruht darauf, dass eine geschwärzte Kupferplatte mit
einem Wachsgrunde überzogen wird, in welchen man die Zeichnung
radirt, so dass das metallische Kupfer in den Strichen zum Vorschein
kommt. Hierauf setzt man die Platte dem galvanischen Bade aus, wo¬
durch man eine Platte erhält, auf welcher die Striche dor Zeichnung
erhaben stehen. Palmeü behandelte seine Erfindung als ^eheimniss,
doch kamen Professor Franz Kobell in München und Schriftstecher
Volkmar Ahner in Leipzig auf dasselbe Verjähren, welches der erstere
veröffentlichte.
Der Kupferstich erhielt durch die von Joh. Bapt. le Prince 1768
erfundene Aquatinta-Manier eine Erweiterung; Stapart in Nürnberg,
welcher 1773 dieses Verfahren verbesserte, machte sie durch eine
Abhandlung .Ueber die Kunst, mit dem Pinsel in Kupfer zu stechen ,
bekannt. Die Punktirmanier wurde um 1760 von Jakob Bylaert,
Kupferstich. Hyalographie.
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einem Kupferstecher aus Leyden, erfunden, Franz Bartolozzi, der
damals in London lebte, verbesserte sie. Der Kreidezeichnungsstich
ist eine französische Erfindung des XVIII. Jahrhunderts, er wurde von
J. C. François (1717 — 1769) und von G. E. Demarteau (1722—1776)
Nr. 375. Hyalographie. (Photo-zinkographische Copie des Originals der k. k. Hof- und Staats-
druckerei in Wien.) ;
zu gleicher Zeit erfunden, blieb aber auf Frankreich beschränkt. Gegen¬
wärtig sind diese Manieren aufgegeben und es werden nur die Radirung
und die Grabstichelmanier angewendet.