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Farbendruck.
so erscheint es sogar möglich, im Tage 5000—6000 Abdrücke zu liefern.
Dadurch würden wir in die Möglichkeit versetzt, seinerzeit eine Natur¬
geschichte für Schulen mit 150 solcher Farbenbilder um den billigen
Preis von 1 % bis 2 Gulden abgeben zu können. Wir haben z. B. vor
kurzem nach der Walachei das ganze Tausend religiöser Bilder, welche
auf diese Art in Farben ausgeführt waren, zu dem geringen Preis von
3 Gulden geliefert.“ Leider ist es bis jetzt noch zu keiner solchen
Naturgeschichte gekommen, Knöfler musste sich darauf beschränken,
Heiligenbilder zu drucken, da nur nach diesen ein starkes Verlangen
war. Die Schönheit des Holzschnitts, die Reinheit der Farbe, die Ge¬
nauigkeit des Registers kann man nur an Knöflers Originalen studiren ;
wenn wir aufTafelXIII es wagen, von einem der von ihm geschnittenen
und von Ludwig Lott gedruckten Bilder eine übrigens stark verkleinerte
Copie zu geben, so geschieht es nur, um zu zeigen, welcher Reichthum
an Farben mittelst eines blos zwölffachen Drucks erzielt werden kann.
Lott, der dieses Bild und seine stufenweise Entstehung in Philadelphia
ausstellte, hat dort die Bewunderung seiner Kunstgenossen geerntet.
R. S. Menamin schrieb darüber im Printer’s Circular: „Aus der langen
Reihe der wirklich ausgezeichneten typogx-aphischen Arbeiten,
namentlich in Bezug auf den feinen künstlerischen Farbendruck,
muss denen des Herrn Ludwig Lott, eines Druckers und Verlegers des
österreichischen Kaiserstaates, die Palme zuerkannt werden.“ Nach¬
dem er dann die Arbeiten der Mönche geschildert, deren wunderbare
Farbenmischungen bisher als grosses Geheimniss galten, fährt er fort:
„ein Geheimniss, das uns jetzt von dem ebenso erfinderischen wie
offenen Herrn L. Lott sonder Rückhalt enthüllt wird, welcher nicht
nur die seltene und reiche Farbengebung der klösterlichen Künstler
des XIV. und XV. Jahrhunderts selbst bis zu den feinsten Nuancen und
den weichsten und wärmsten Tönen reproducirt, sondern auch stets
bereit ist, durch Vorlage seiner successiven Drucke alle Collegen in
das praktisch-technische Schaffen einzuführen, vermöge dessen allein
er seine wahrhaft grossartigen und wundervollen Resultate erreicht.“
Bemerkt muss leider werden, dass Künstler dieser Art sich mit der
Bewunderung begnügen müssen, weder Knöfler, noch Reiss, noch
Lott haben sich mit ihren Kunstleistungen Vermögen erworben, diese