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Der Erfinder der Buchdruckerkunst.
Gewinn erzielen konnte, zumal wenn er beabsichtigte, durch billige
Preise den Ankauf solcher Bücher zu erleichtern. Einen Theil seines
Gewinns musste er ferner dem Buchhändler oder Buchbinder opfern,
welche schon damals den Verkauf der Bücher besorgten. Nicht Aussicht
aut Gewinn, sondern nur ein schöner menschenfreundlicher Gedanke
konnte ihn bei seiner Unternehmung leiten.
Nachdem wir so die Buchdruckerkunst, wie sie zur Zeit ihrer
Erfindung war, nach allen Seiten hin kennen gelernt haben, werden
wir nun die Person des Erfinders ins Auge fassen. Da die Nachrichten
über denselben manches Dunkle enthalten, so wird es am zweckmäs-
sigsten sein, dieselbe in chronologischer Reihenfolge zu behandeln, um
zu sehen, in wie weit die älteren Nachrichten auf die jüngeren ein¬
wirkten, wir werden dabei auch die verschiedenen Pseudo-Erfinder
kennen lernen, sowie die Eifersucht der Städte Mainz und Strassburg
aufeinander, welche die Quellen getrübt und manche Novitäten hervor-
geruten hat, welche des ernstesten Misstrauens werth sind. Da man
lange Zeit in Zweifel war, wer die Buchdruckerkunst erfunden habe, so
glaube ich die folgende Auseinandersetzung am besten mit der Auf¬
schrift zu charakterisiren: .Die Entdeckung des Erfinders.“
II. ABSCHNITT.
DIE ENTDECKUNG DES ERFINDERS.
Druckortes und des Jahres erschienen. Diese Anonymität hat die
Gelehrten lebhaft beschäftigt, alle bisher darüber veröffentlichten Ver¬
muthungen sind aber haltlos, am wahrscheinlichsten ist, dass Gutenberg
verhindert war, diese Werke zu vollenden und somit, da dergleichen
Angaben im XV. .Jahrhundert erst am Schlüsse dem Werke angefügt
wurden, seine Erfindung zu offenbaren; dies geschah erst am Schlüsse
des 1460 erschienenen Katholikon, obgleich er auch hier seinen Namen
nicht nannte.
Das erste Werk, welches die Angabe des Druckers enthält, ist
der 1457 erschienene lateinische Psalter, dessen Schlussworte auf
deutsch lauten : „Gegenwärtiges Buch der Psalmen, durch die Schönheit
der Hauptbuchstaben geschmückt und mit unterscheidenden Rubriken
hinlänglich versehen, ist durch die kunstreiche Erfindung des Drückens
und der Buchstabenerzeugung ohne eine Feder so ausgeführt und zur
Verehrung Gottes mit Fleiss zu Stande gebracht worden durch Johann
Fust, Bürger zu Mainz, und Peter Schöffer aus Gernsheim im Jahre
des Herrn 1,457 am Vorabende des Mariä - Himmelfahrtstages “
(14. August).
Das nächstfolgende gedruckte Werk Durandi Rationale divinorum
officiorum, 1459, enthält eine ähnliche Unterschrift, worin als Drucker
IE ersten Werke, welche auf der Presse und mit beweglichen
Typen gedruckt wurden, sind ohne Angabe des Druckers, des