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Einfassungen. Zeitungen. Fachzeitschriften.
Paris ausgestellte und von Fasol gesetzte Form aus Linien der Firma
Flinsch bemerkte: „Wie wenig weiss in der Regel der Setzer aus dem
reichen ihm zur Hand liegenden Material zu machen! Heute zeigt
uns Fasol, dass wir bei entsprechendem Kunstsinn neun Zehntheile
unseres Verzierungsmaterials entbehren könnten.“
Um eine kleine Probe von Einfassungen zu geben, sind die Seiten
705, 707, 708, 709, 710, 711, 714, 716, 717 und 725 mit solchen
versehen worden, Nr. 270 enthält die Figuren der schönen Buch¬
einfassung, welche sich zu Annoncen eignen und Bücher in aufgeschla¬
gener oder zugeklappter Form darstellen lassen, aus der Schriftgiesserei
von Poppelbaum & Bossow in Wien. Beilage 11 gibt endlich eine pracht¬
volle Zusammenstellung von Einfassungen in grösserem Styl und mit
farbigem Druck aus der Hofbuchdruckerei von Fromme in Wien (S. 592),
eine herrliche Probe der heutigen Setzerkunst und des typographischen
Geschmacks.
Die Zeitungen haben im XIX. Jahrhundert eine Bedeutung
erlangt, welche die der Bücher fast übertrifft.
Sie zerfallen in drei Klassen: politische, unterhaltende und Fach¬
zeitschriften.
Der grösste Theil der Fachzeitschriften entstand erst im jetzigen
Jahrhundert, sie bestehen für einzelne Wissenschaften, für den Handel
und die Industrie. Viele derselben existiren nur in Folge des in jüngster
Zeit stark entwickelten Inserirens und davon liefern die Fachblätter der
Buchdruckerkunst Zeugniss, denen die Maschinenfabrikanten, Schrift-
giessereien und Utensiliengeschäfte tributär sind. Mehrere typogra¬
phische Journale sind Agenturen grosser Geschäftshäuser. In jenen
Gesellschaftskreisen, welche von dem Urtheil des grossen Publicums
mehr abhängen, ist die Reclame zu einer schweren Plage geworden
und macht sich ziemlich ungenirt als Gelderpressung bemerkbar.
Andererseits bestehen, aber freilich sehr kümmerlich, Fachblätter,
welche nicht von Inseraten leben, sondern die Vertretung der Fach¬
genossen oder die Pflege einzelner Wissenszweige zur Aufgabe haben,
da bei der Ausdehnung des Wissens und bei der Schwierigkeit, Ver¬
leger für specialwissenschaftliche Bücher zu finden, der Aufsatz das
Buch ersetzt und dem Anfänger den Weg zum Buchhändler bahnt.
Unterhaltungsblätter. Illustrirte Zeitschriften. Politische Zeitungen. 749
Die Blüthe der Unterhaltungsblätter fiel in die Jahre 1820—1840.
Die Aengstlichkeit, mit welcher die Regierungen die politische Presse
überwachten, machte die letztere farblos und langweilig; die Unter¬
haltungsblätter, welche neben Romanen und Novellen auch nützliche
Aufsätze und vielerlei Anregendes brachten, fanden daher grosse
Leserkreise. Zu der Belehrung gesellte sich die Illustration. Den An¬
fang zu letzterer machte das zu London von dem Buchhändler Charles
Knight und einer „Gesellschaft für Verbreitung nützlicher Kenntnisse“
herausgegebene Penny Magazine, in dessen Nachahmung der Leipziger
Buchhändler Bossange 1838 das „Pfennig-Magazin“ gründete, welchem
bald das „Heller-Magazin“ und das „Sonntags-Magazin“ folgten. In
Nachahmung der Illustrated London News und der 1842 erschienenen
L’Illustration in Paris gründete 1843 Johann Jakob Weber in Leipzig
die „Illustrirte Zeitung“, 1845 begannen Kaspar Braun und Schneider
in München die „Fliegenden Blätter“, im Jahre 1848 eröffnete der
„Kladderadatsch“ in Berlin die Reihe der politisch-satyrisch-illustrirten
Blätter, 1853 rief Keil in Leipzig die „Gartenlaube“ ins Leben, welche
eine schnelle und riesige Verbreitung gewann. Seit dieser Zeit ist die
Zahl der illustrirten Blätter so gross geworden, dass auf eine Auf¬
zählung derselben hier verzichtet werden muss.
Die politischen Blätter boten zu Anfang dieses Jahrhunderts nur
Nachrichten, welche sie von ihren Correspondenten in den Hauptstädten
auf brieflichem Wege erhielten; aber nur grosse Blätter konnten solche
Correspondenzen honoriren, kleine druckten die grossen Blätter nach.
Kurz nach der Juli-Revolution unternahm es ein badischer Schrift¬
steller, Dr. Singer, in regelmässigen Briefen den deutschen Diplomaten
die wichtigsten neuen Nachrichten sammt seinen Betrachtungen über
die Tagesereignisse zukommen zu lassen. Diese Briefe, welche er gegen
einen hohen Abonnementsbetrag verschickte, wurden mittelst autogra¬
phischer Tinte geschrieben und umgedruckt, sie bildeten den Anfang
der lithographischen Correspondenzen, von denen noch gegenwärtig
die Zeitungen mit Nachrichten versehen werden. 1831 verpflanzte
Börnstein die lithographische Correspondenz nach Paris und 1832
erschien daselbst die lithographische Correspondance Garnier. Das
Beispiel scheint schnell Nachahmung gefunden zu haben, denn 1832