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Keilschrift. Musiknoten.
Nachdem es auch gelungen war, die Keilschriften zu entziffern,
wurden auch für diese Typen hergestellt. Am leichtesten war dies für
die nur aus wenigen Zeichen bestehende persische Keilschrift, schwie¬
riger für die babylonisch-assyrische Keilschrift, welche manche Frei¬
heiten hat. Nr. 365 gibt eine Probe der letzteren, welche aus einzelnen
Keilen zusammengesetzt ist. Ferd. Theinhardt in Berlin schnitt eine
solche auf vollen Kegel, wozu über 300 Typen nothwendig sind.
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Nr. 365. Keilschrift. (Typen der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien.)
Bei dem Druck von Musiknoten wird noch immer das Breitkopf-
sche System angewendet, nur hat die Notenschrift solche Fortschritte
gemacht, dass die in der Beilage 7 abgedruckten Figuren bei weitem
nicht mehr ausreichen, auch hat die Form der Zeichen eine Verschö¬
nerung erfahren, wie Nr. 366 zeigt. Vergebens empfahl W. Hasper in
seinem Handbuch 1835 das alte Verfahren, Noten und Linien separat
zu drucken, dessgleichen die ÜRESLERsche Giesserei 1865, denn dieser
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Nr. 366. Musiknoten der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien.
Doppeldruck ist kostspieliger, als der Stücksatz. Duverger in Paris
machte 1826 den Versuch, Noten ohne Linien zu setzen und die Linien
mittelst einer Maschine in die Gypsmatrize einzuschneiden, aber dieses
Verfahren, obwohl es schöne Resultate aufwies, ist so schwierig, dass
es keine Nachahmung fand. Charles Derriey (s. S. 598) verfertigte
durchlaufende Linien von Stahl in der unglaublichen Feinheit von
V4 Punkt oder V16 Petit und goss die Notenköpfe in zwei Hälften in hartem
Musiknoten. Landkartendruck.
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Zeug auf einer von ihm selbst erfundenen Maschine, worauf sie, so wie
die Ausschliessungen, auf das genaueste geschliffen wurden, so dass
auch nicht das geringste Weisse zu sehen war; allein auch dieses Ver¬
fahren hat keine Verbreitung gefunden, da auch hiebei eine Abnützung-
unvermeidlich ist und in deren Folge die Zusammensetzung sichtbar
wird. Das BREiTKOPFSche Verfahren hat sich diesen Versuchen gegen¬
über noch immer als das beste und billigste bewährt.
Das StrebenBREiTKOPFS, Landkarten typographisch auszuführen,
wurde in diesem Jahrhundert eifrig fortgesetzt. Nach Falkenstein soll
Firmin Didot von 1820—1830 50.000 Francs für Versuche in dieser
Richtung aufgewendet haben, doch sind keine Proben davon ver¬
öffentlicht worden; in Berlin machte der Buchdrucker Wegener einige
Versuche; im Jahre 1832 gab Georg Bauerkeller in Frankfuit am Main
mehrere Karten heraus, die durch den Buch- und Steindruck vereint
ausgeführt worden waren, was man in Paris schon vorher mit Glück
versucht hatte; hierauf trat F. Raffelsperger in Wien mit angeblich
ganz typographisch ausgeführten Karten hervor, für welche er bei der
Wiener Ge werbe-Ausstellung die goldene Medaille erhielt. Falkenstein
veröffentlichte eine von Franz Raffelsperger hergestellte Karte der
Umgebung Leipzigs, welche, in mehreren Farben ausgeführt, nach
den Punkturlöehern siebenmal unter der Presse war. In dieser Karte
sind offenbar nur die Namen der Städte und Dörfer typographisch
hergestellt, die ebenfalls schwarz gedruckten Berge sind jedenfalls
Holzschnitte, dasselbe ist bei dem grün gedruckten Wäldchen der Fall,
bei den braun gedrucktenLandwegen und Chausseen, sowie denStädte-,
Dörfer-und Häuserzeichen ist es zweifelhaft, ob Holzschnitt oder Linien¬
satz vorliegt; nach dem Liniensatz eines Giessofens von Raffelsperger
in demselben Werke ist das letztere möglich. Erwähnenswerth ist,
dass Raffelsperger, um seine Karten recht deutlich zu gestalten,
eigene kräftige Schriften, Perl- und Diamant-Antiqua, eine sogenannte
Sand, eine liegende Harschrift und eine stehende Perl-Ronde, sowie
russische und griechische kräftige Perlschrift für den Druck der Kalten
in diesen Sprachen anfertigen liess. In gleicher Weise vereinigte Josef
Ritschl v. Hartenbach Holzschnitt und Typographie, um Landkarten
herzustellen.