Text-Druck der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien. — Zinkhochätzung von Angerer & Göschl.
Lithographie und Druck der Tafeln von Wilhelm Zöller in Wien.
VORWORT.
Die Industrie ist die herrlichste Frucht der Cultur. Sie verbreitet
Wohlbehagen und Sinn für Harmonie bei Reichen und Armen, sie
-erweckt das Streben nach Besitz, regt den Fleiss an und erhöht die
l'reude am Dasein; sie gibt Millionen Arbeitern meist zwar nur kärg¬
liches Brod, aber doch die Mittel zur Existenz und öffnet den streb¬
samen und begabten unter ihnen den Weg zur Selbständigkeit und
Wohlhabenheit. An ihren Lorberen klebt kein Blut, ihr Gedeihen ist
der Reichthum eines Landes, die Vereinigung zu gemeinsamen Zielen;
sie erschliesst die Schätze des Bodens, sie verwerthet die Producte der
Oberfläche, ihr Streben ist Erfindung, ihr Gefolge die Intelligenz.
Unter den Industrien ist die Buchdruckerkunst die edelste. Ihr
Zweck ist Reproduction und Vervielfältigung der geistigen Arbeit. Sie
wirkt mit der Elementarkraft des Guten, kein Missbrauch kann ihren
Segen beeinträchtigen. Sie erfreut sich der Freiheit, welche sie selbst
geschaffen, der Verbreitung, zu welcher sie die Wege gebahnt und der
technischen Vervollkommnung, zu welcher sie den Grund gelegt hat;
im Laufe von noch nicht fünftehalb Jahrhunderten hat sie das Europa'
welches der ererbten vieltausendjährigen Weisheit Asiens entbehrte,’
zum Culturcentrum der Erde gemacht.
Die Buchdruckerkunst wirkt auch bildend auf ihre Arbeiter.
Die unausgesetzte geistige Thätigkeit schärft den Verstand, ihre Viel¬
seitigkeit übt die Auffassung und gute Muster bilden den Styl. Die
Buchdrucker bilden die Intelligenz unter den Arbeitern und die Wort-
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst.
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