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Papierschneidemaschinen.
bei welchem der das Schneidemesser enthaltende Hobel auf einem
eisernen Lineal auf Rollen läuft. Waldow hat ein Beschneidbret mit
festem Lineal construirt. Papierschneidemaschinen werden mit
Hebelbewegung (Nr. 268) oder Räderbewegung (Nr. 269) gebaut,
erstere eignen sich nur für kleinere
Formate und zum Beschneiden von
Drucksachen in kleinen Stössen, sie
kosten 380—450 Mark; für grosse
Formate und starke Stösse eignet
sich die Maschine mit Räderbewe¬
gung, welche auch zum Dampf¬
betrieb eingerichtet werden kann
(Nr. 270) und 650—2000 Mark
kostet. Der Vorzug der Maschine
vor der Handarbeit besteht auch
hier in der grossenGleichmässigkeit
Nr.270. Papierschneidemaschine für Dampfbetrieb ¿es Schnittes bei grÖSSerer Al'beits-
von A. Hogenforst in Leipzig.
(Nach dem Origmaiciiché.) leistung und Zeitersparniss. Ausser
A. Hogenforst in Leipzig liefern gute Papierschneidemaschinen
Jos. Anger & Söhne, sowie Jeanrenaud & Co. in Wien und Karl Krause
in Leipzig. Aus der Fabrik des letzteren, welcher stets bestrebt ist,
Verbesserungen anzubringen, stammen die dreiseitigen Beschneide¬
maschinen und die kürzlich erfundene Beschneidemaschine mit selbst-
thätiger Pressvorrichtung.
XXII. ABSCHNITT.
DIE DRUCKWERKE DES XIX. JAHRHUNDERTS.
IE im vorigen Abschnitte aufgezählten Verbesserungen der
Werkzeuge hatten nothwendig eine schönere Ausstattung der
Druckwerke zur Folge; war es in früheren Zeiten bei mangelhaften
Werkzeugen eine Kunst gut zu drucken, so ist gegenwärtig ein schöner
reiner Druck eine sich von selbst verstehende Sache. Dieser Unterschied
zwischen Einst und Jetzt macht sich besonders in den Proben der
Schriftgiessereien bemerkbar. Die Schriftproben des vorigen Jahr¬
hunderts sind schlecht und recht auf weichem Deckel gedruckt, so
dass selbst die photographische Reproduction derselben durch die
tiefen Eindrücke im Papier beeinträchtigt wird; die heutigen Schrift¬
probenwerden mit grösster Sorgfalt auf gutem starkem Papier gedruckt,
und die Proben von Einfassungen sind typographische Musterwerke,
eine Schule typographischen Geschmacks.
In der Form der Buchstaben wurde in der ersten Hälfte dieses
Jahrhunderts ausschliesslich die Tendenz der Baskerville, Bodoni und
der Pariser Akademie befolgt ; die Versalien wurden in der Höhe der
langen Zeichen (h cl etc.) hergestellt, die An- und Abstriche horizontal
und vertikal gerade und ebenmässig gestaltet (man vergleiche die
Zusammenstellung der Typen der Pariser Staatsdruckerei auf S. 368)
und so der Antiqua eine schöne monumentale Form gegeben, welche
das Auge eines Dürer entzückt haben würde. Auch die Ziffern wurden
in gleichmässiger Grösse geschnitten und auf die Zeile gestellt.