€80
Lithographie-Schnellpresse.
1800 Mark. In Amerika werden sogar Pressen, die Bostonpressen,
hergestellt, welche nur vier Dollars kosten und zum Drucken von Karten
und Zetteln dienen.
Es war natürlich, dass man den Schnellpressendruck auch auf
die Lithographie auszudehnen suchte. Waldow nennt den Maschinen¬
fabrikanten Sigl in Wien als den Erfinder der Steindruck-Schnell¬
pressen, jedoch wurde im Journal für Buchdruckerkunst schon 1846
berichtet, dass Nicolle in Frankreich eine Schnellpresse construirt
habe, welche bessere Abdrücke liefere als die Handpresse, und zwar
liefere sie in zwölfstündiger Arbeitszeit 2000 vom gezeichneten Steine
und 20.000 vom geschriebenen Steine, während die Handpresse nur
Nr. 253. Lithographie-Schnellpresse von König & Bauer. (Nach dem Originalcliché.)
200—250 Abdrücke vom gezeichneten und 1000 vom geschriebenen
Steine liefert. Nr. 253 zeigt eine Lithographie-Schnellpresse von
König & Bauer. Der Unterschied von der Buchdrucker-Schnellpresse
besteht darin, dass der Cylinder mit grösserer Kraft und daher lang¬
samer auf die Fläche des Steines drucken muss, als auf die erhabenen
Buchstaben der Buchdruckerpresse und ferner, dass der Stein nach
jedem Aufträgen der Farbe von der überflüssigen Farbe gereinigt
werden muss, was bei der Handpresse durch das Abwischen mittelst
eines feuchten Lappens geschieht; zu diesem Zwecke sind an der
Lithographie-Schnellpresse noch besondere Feuchtwalzen von Filz
angebracht. Praktisch sind diese Pressen nur bei erhabener Schrift
verwendbar, d. i. bei Autographie, Feder- und Kreidezeichnung, sowie
Doppel-Schnellpresse.
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beim Farbendruck. Sämmtliche Tafeln dieses Werkes sind, je acht auf
einem Steine, mittelst der Schnellpresse bei Herrn Wilhelm Zöller
in Wien gedruckt.
Die bisher behandelten Maschinen sind einfach, d.h. sie haben
einen Druckcylinder, ein Fundament und ein Farbewerk; wir haben
aber schon in Nr. 243 eine Doppelmaschine Königs kennen gelernt, und
natürlich wurde der Bau solcher Maschinen fortgesetzt und dieselben
mit allen Verbesserungen, welche die Technik erfand, bereichert.
NT. 254 zeigt eine neue Doppelmaschine von König & Bauer. Die beiden
Druckcylinder stehen nahe aneinander, nur durch das Farbewerk
getrennt. Von den beiden Druckcylindern ist der eine stets in Ruhe,
während der andere arbeitet, die Thätigkeit ist also eine wechselseitige
Nr. 254. Doppel-Schnellpresse von König & Bauer. (Nach dem Originalcliché.)
und die Form beständig im Drucken, so dass in der Stunde 2400 bis
3000 Abdrücke geliefert werden können, wozu zwei Einleger erforder¬
lich sind. Diese Doppelmaschinen sind besonders für den Zeitungs¬
druck brauchbar, aber auch als einfache Maschinen zu verwenden,
indem ein Cylinder zum Stillstand gebracht werden kann.
Eine andere Art Doppelmaschine ist die Zweifarben-Maschine
(Nr. 255). Dieselbe besitzt nur einen Druckcylinder, aber zwei Farbe¬
werke, von denen eines vor und das andere hinter dem Druck¬
cylinder liegt, der Druckcylinder ist so gestellt, dass er zwei Bewe¬
gungen hinter einander macht und dann erst ruht, also wenn schwarz
und roth gedruckt würde, mit der ersten Bewegung die schwarze und
mit der zweiten die rothe Form unmittelbar nach einander druckt.