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Färbemeclianismus. Cylinderdruck.
obwohl vereinfacht im Bau, hat sich bis jetzt erhalten und die Nr. 246
und 247 zeigen dieselbe in Anwendung. Dagegen verwenden die
Engländer, Amerikaner und Franzosen die Tischfärbung, bei welcher
eine flache (Tisch-) Platte die Farbe von der sogenannten Hebewalze
empfängt, auf welcher sie von Reibwalzen verrieben und den Auf¬
tragwalzen zugeführt wird. Zu diesem Zwecke steht die Platte, der
sogenannte Farbtisch, mit dem Fundament in Verbindung, dessen
Bewegung er vor- und rückwärts mitmacht. Nr. 249 und 250 zeigen
Maschinen mit dieser Tischfärbung, der man eine sehr vollkommene
Farbeverreibung nachrühmt.
Alle bisher besprochenen Schnellpressen haben einen Druck-
cylinder, welcher durch Ueberrollen der unter ihm auf dem Fundament
Nr. 250. Schnellpresse mit Kreisbewegung und Tischfärbung von König & Bauer.
weggeführten Form das Bedrucken des an ihm haftenden Bogens
besorgt. Es ist selbstverständlich, dass dieser Cylinder auf das sorg¬
fältigste abgedreht sein muss, damit er in allen seinen Theilen den
gleichen Druck ausübe. Dieser Cylinder dient zugleich zur Aufnahme
der sogenannten Zurichtung, welche die Verbesserung und Egalisirung
des Druckes bezweckt. Da Fundament und Cylinder von grossem
Umfange hergestellt werden können, ohne den Gang der Maschine zu
hindern und die erforderliche Kraft abzuschwächen, so ist diese Form
der Maschinen die allgemeinste. Gleichwohl wurde in jüngster Zeit in
Amerika auf Königs erste Idee, einen Tiegel zur Ausübung des Drucks
zu verwenden, zurückgegriffen, um kleine, billige Maschinen herzustellen.
Diese Tiegeldruckpressen, welche nur wenige hundert Thaler kosten
Tiegeldruck.
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Nr. 251. Tiegeldruckpresse mit Tischfärbung Nr. 252. Tiegeldruckpresse mit Cylinderfärbung
von A. Hogesfobst in Leipzig. (Nach den Originalclichés.)
A.Hogenforst in Leipzig, sie hat eine Tiegelgrösse von 235—330 Milli¬
meter und kostet 1050 Mark, mit Einrichtung für Dampfbetrieb 60 Mark
mehr. Diese Presse wird durch einen Fusstritt in Bewegung gesetzt,
der Bogen wird auf den Deckel gelegt, welcher sich auf den Satz
drückt und der Druck geht so schnell von statten, dass der Arbeiter
stets beschäftigt ist mit der einen Hand das bedruckte Blatt wegzu¬
nehmen und mit der anderen das frische Blatt einzulegen. Nr. 252
zeigt die Tiegeldruckpresse „Germania“ aus derselben Fabrik mit
Cylinderfärbung und zum Fuss- wie zum Dampfbetrieb eingerichtet,
sie hat eine Tiegelgrösse von 300—400 Millimeter und kostet
und mit einem Arbeiter je nach dem Format 600—1200 höchst saubere
Drucke in der Stunde liefern, fanden natürlich schnelle Verbreitung und
wurden auch in Deutschland nachgebaut; sie haben zugleich eine
grosse Umwälzung in der Buchdruckerwelt hervorgerufen, da sie in
Verbindung mit einem kleinen Material an Schriften die Etablirung
kleiner Druckereien seitens der Papierhändler und Buchbinder begün¬
stigten und zu ihrer Bedienung Knaben verwendet werden, welche
zwar Lehrlinge heissen, aber in einem solchen Geschäfte sich nur eine
höchst unvollkommene Kenntniss der Buchdruckerkunst aneignen
können. Nr. 251 zeigt eine Tiegeldruckpresse aus der Fabrik von