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Die Schnellpresse der Gegenwart.
Nr. 245. Schnellpresse von König & Bauer. (Nach Waldo w.)
Die Auslegemaschine, oder der Selbstausleger, wurde von dem
Mechaniker Hansen, welcher früher Monteur in der SiGLschen Ma¬
schinenfabrik gewesen war, erfunden und zuerst in der Buchdruckerei
von Stöckholzer v. Hirschfeld in Wien zur Anwendung gebracht,
dieselbe wird von dem Bewegungsapparat der Schnellpresse im Gang
erhalten, ohne dass letztere von ihrer Schnelligkeit verliert. Da hiedurch
ein Arbeiter ganz entbehrlich wurde, so ist sie eine der wichtigsten
Verbesserungen der Schnellpresse.
Anfangs wurden die Schnellpressen durch einen sogenannten
Doppelrechen bewegt, welcher jedoch bei deutschen Maschinen nicht
wird durch das grosse Schwungrad veranlasst, welches das Zahnrad L
und die Excenter v bewegt, welche die Zugstange hin- und herbewegen
und dadurch den Karren vor- und rückwärts treiben. Die Räder A
und G bewegen die Farbewalzen, welche aus dem Behälter G die Farbe
empfangen, 2 ist der grosse Reibcylinder, auch nackter, gelber oder
Schneckencylinder genannt, welcher die Farbe den unter ihm befind¬
lichen Auftragwalzen mittheilt. N ist der Druckcylinder, J das Bret, auf
welchem der Bogen an den Cylinder angelegt wird, damit ihn dessen
Greifer erfassen, В ist die Auslegemaschine, ein Rechen, welcher den
bedruckten Bogen äufnimmt und ihn auf den Auslegetisch wirft, wo ihn
bewegliche Seitenwände gerade richten.
Bewegungsmechanismus
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mehr in Anwendung ist, dagegen bei französischen, englischen und
amerikanischen Schnellpressen; gleichfalls wenig mehr im Gebrauche
ist die Krummzapfenbewegung, bei welcher eine krumme Zugstange
die Verbindung zwischen Rad und Karren, der wie bei Handpressen auf
einer Bahn lief, vermittelte. Gegenwärtig sind inDeutschlandund Oester¬
reich die Eisenbahn- und die Kreisbewegung am meisten angewendet.
Bei der Eisenbahnbewegung ist ein Schienengeleis vorhanden, auf
welchem ein vier- oder sechsrädriger Wagen läuft, der das Fundament
trägt. Zur vollkommen sicheren Führung dieses Wagens sind nicht
nur die Räder desselben mit über die Schienen fassenden Rändern
versehen, es dienen auch noch Zahnräder und Zahnstangen zu gleichem
Zwecke. Hin- und herbewegt wird der Karren durch die sogenannte
Nr. 246. Schnellpresse mit Eisenbahnbewegung und cylindrischem Farbevverk von König & Bauer.
(Nach dem Originalcliché.)
Kurbel und die mit dieser und dem Karren verkuppelte Kurbelstange,
die auch Connexions-, Zug- oder Karrenstange, Biell oder Stelze
genannt wird. Eine Probe davon gibt Fig. 245, sowie die mit derselben
übereinstimmende schattirte Zeichnung in Nr. 24-6.
Im Jahre 1840 erfand A. F. Bauer, der Compagnon Königs, die
Kreisbewegung. Diese beruht auf dem Grundsätze, dass wenn ein
innerer Kreis genau den halben Durchmesser eines äusseren hat, die
Hypocykloide, d. h. der Weg, den jeder Punkt im rollenden Kreise
beschreibt, zur geraden, durch den Mittelpunkt des grossen Kreises
gehenden Linie wird. So findet sich denn auch an der Kreisbewegungs¬
maschine (Nr. 247) ein äusserer grosser, nach innen verzahnter Kreis,
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