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Verbesserungen der Schnellpresse.
Mechaniker in Stuttgart und Meyer in Hildburghausen suchten ver¬
geblich seine Maschine nachzumachen ; ein Neffe des Erfinders, Karl
Reichenbach, den König selbst zum Maschinenbauer ausgebildet und
schon 1824 bei der Aufstellung der CoTTASchen Maschine verwendet
hatte, gründete später die bekannte heute noch blühende „Maschinen¬
fabrik Augsburg“.
War auch König unbestrittener Meister auf dem Gebiete des
Schnellpressenbaues, so war es doch natürlich, dass seine Nachahmer
und Concurren ten Einzelheiten zu verbessern vermochten. So baute
Nr. 244. Schnellpresse von Napier. (Aus dem Journal für Buchdruckerkunst 1837.)
Napier 1824 für Hansard eine Presse, bei welcher er am Cylinder
Greifer (gripers) anbrachte, welche den Bogen festhalten und erst nach
gemachtem Abdruck wieder loslassen, eine Erfindung, welche noch
gegenwärtig bei allen Maschinen in Anwendung ist. Nr. 244 gibt die
Abbildung dieser Maschine, welche sich auch sonst durch grosse Ein¬
fachheit auszeichnet. Applegath nahm 1823 ein Patent auf mehrere
Verbesserungen, von denen besonders diejenige erwähnenswerth ist,
welche sich auf das Aufträgen der Farbe bezieht. Neben drei Auftrag¬
walzen brachte er drei Vertheilungswalzen an, welche letztere schräg
Verbesserungen der Schnellpresse.
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über der Tafel liegen, wegen ihrer schiefen Stellung sich nach der
Breite der Tafel schieben und so die Farbe besser verreiben. Schon
1817 waren die Lederwalzen mit den Walzen von elastischer Compo¬
sition (Leim und Syrup, s. S. 656) vertauscht worden. König hatte,
um die Einführung der Schnellpressen in Deutschland zu erleichtern,
dieselben auch auf den Handbetrieb eingerichtet, indem er als Motor
ein grosses, von einem oder zwei Arbeitern zu drehendes Schwung¬
rad anbrachte. Es würde zu weit führen, hier alle die einzelnen
Veränderungen aufzuzählen, welche die Schnellpresse im Laufe der
Zeit erfahren hat; es ist bekannt, dass aus dem Mechanismus, der
zunächst nur einen schnellen Druck liefern sollte, eine Presse entstan¬
den ist, die mit ihrer Schnelligkeit zugleich jene Vollkommenheit des
Drucks bietet, welche eine Handpresse selbst der besten eisernen
Construction nur zu leisten vermag, und wenn Pfnor im Jahre 1835
noch das Aufträgen mittelst Ballen in dem Sinne befürwortete, dass
dadurch eine bessere Vertheilung der Farbe auf helle und dunkle
Partien ermöglicht werde, so verweise ich auf die Meisterleistung,
welche die Maschine im zehnten Bogen dieses Werkes lieferte, wo die
fetten Versalien Schöffers mit Farbe voll gesättigt erscheinen, ohne
dass die feine moderne Schrift des Textes dadurch beeinträchtigt
wurde.
Wenn ich in der folgenden kurzen Darstellung der gegenwärtigen
Schnellpressen besonders die Maschinen der Fabrik von König & Bauer
in Oberzell berücksichtige, soll den Leistungen der übrigen Maschinen¬
fabriken in keiner Weise zu nahe getreten werden, es wird jedoch von
allen Fachmännern zugegeben, dass die Maschinenfabrik in Oberzell
sich bis auf die Gegenwart im Maschinenbau ausgezeichnet hat. Eine
Schilderung der Vorzüge der Fabrikate anderer Maschinenbauer findet
sich im zweiten Bande von Waldows „Buchdruckerkunst“, welcher
zugleich von einem Atlas begleitet ist.
Nr. 245 stellt eine einfache Schnellpresse dar, ab с bilden die
Seitenwände des Gestells, welche durch die Querbalken d ef g h ver¬
bunden sind und ihnen den nöthigen Halt geben. Auf der Bahn M
befindet sich die Zahnstange s, in welche die den Karren r tragenden
Räder m und «mit ihren Zähnen eingreifen. Die Bewegung der Maschine
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. 43