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König & Bauer.
Fläche unter den gegebenen Umständen des Bücherdrucks zu bewerk¬
stelligen sei, welche ich dann auch einige Wochen später fand. Der
Bogen wurde anfangs auf und um den Cylinder gelegt und zu dessen
Festhaltung wurde eine Art von sich selbst auf- und abrollenden
Rähmchen erfunden (s. S. 661), woraus endlich die endlosen Bänder
geworden sind.“
Bezüglich einer dritten Förderung seiner Erfindung sagt König:
„Den meisten Beistand habe ich, besonders bei Ausführung meiner
Erfindung, von meinem vieljährigen Freunde Bauer erhalten, der seit
dem Jahre 1812 unausgesetzt mein Gehilfe war, seine Zeit und Kennt¬
nisse diesem Unternehmen widmete und der noch jetzt mein Associé
in der hiesigen Fabrik ist. Wenn zwei Menschen gemeinschaftlich und
im höchsten Vertrauen einen Zweck dieser Art verfolgen, so dürfte es
sehr schwer sein, den Antheil zu bestimmen, den ein Freund gehabt
hat, der bei allem zu Rathe gezogen, mit dem jede wichtige Angelegen¬
heit des Geschäfts überlegt worden ist, und wir haben einander selbst
nie Rechenschaft darüber abgelegt oder abgefordert, wir haben uns
begnügt, mit gemeinschaftlichen Kräften und Eifer die Erfindung zu
verbessern, zu vereinfachen, kurz in jeder Rücksicht brauchbar zu
machen. “
WährendKöNiG nach Deutschland zurückgekehrt war, bliebBAUER
noch ein Jahr in England, um die finanziellen Geschäfte abzuwickeln.
Bensley bewies sich hiebei so geizig und beschränkt, dass er sich
weigerte, eine Forderung von 300 Pfund zu begleichen, wodurch er
sich aber auch des Rechtes begab, gegen seine beiden Associés einzu¬
schreiten, falls sie, entgegen ihrem noch bestehenden Uebereinkommen,
künftighin selbständig Maschinen nach England verkaufen wollten.
Bei solchen Charaktereigenschaften Bensleys war es nicht auffallend,
dass der einst reiche Mann sich inSpeculationen ruinirte und arm starb.
König hatte das aufgehobene Prämonstratenserkloster Oberzell
bei Würzburg gekauft, in welchem er eine Papierfabrik und eine
Maschinenwerkstätte errichten wollte, 1818 kam Bauer mit englischen
Arbeitern nach, welche zur Leitung der heimischen Kräfte berufen
waren; aber letztere, Zimmerleute und Schlosser oder Grobschmiede
zeigten sich so unanstellig und ungeberdig in ihren Forderungen, dass
Schnellpressenbau in Deutschland.
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König und Bauer sich entschliessen mussten, die jungen Leute des
Dorfes, welche bisher mit Hacke und Spaten in den Weinbergen
gearbeitet hatten, zu Maschinenarbeitern heranzubilden, was ihnen
besser, aber natürlich nur unter grossen Mühseligkeiten gelang.
Im Jahre 1819 war die Fabrik in der Lage, den Times die neuen
Maschinentheile zu senden, welche der früheren Maschine eine erhöhte
Leistungsfähigkeit verschafften, 1822 konnten die längst bestellten
Maschinen für Decker und Spener in Berlin geliefert werden, welche
aufzustellen König selbst nach Berlin reisen musste, am 12. Juli 1824
wurde die „Allgemeine Zeitung“ Cottas zum erstenmale auf der von
König gelieferten und aufgestellten Maschine gedruckt, wozu Dampf¬
maschinen aus England bezogen worden waren, welche in Augsburg
ein solches Entsetzen erregten, dass ein Rédacteur erklärte, er wolle
lieber unter freiem Himmel arbeiten, als in einem Zimmer über dieser
Maschine, dass der Hausknecht den Dienst aufkündigte, weil er für sein
Leben fürchtete u. s. w. Es mögen diese kurzen Andeutungen genügen,
um die Schwierigkeiten anzudeuten, mit welchen die Erfinder in ihrem
Vaterlande zu kämpfen hatten; hervorzuheben ist aber auch, dass
König Maximilian Josef von Bayern grosses Interesse an der Erfindung
zeigte, 1823 Oberzell und 1824 Cottas Buchdruckerei in Augsburg
besuchte, um sich von den Fortschritten der Schnellpressen zu unter¬
richten. Im Jahre 1825 waren endlich die Verhältnisse so freundlich
geworden, dass König, bereits über fünfzig Jahre alt, sich eine eigene
Hausstätte gründen konnte und am 24. October 1825 ehelichte er ein
junges thüringisches Mädchen, welches den Abend seines Lebens ver¬
schönerte. Aus dieser Ehe entsprangen drei Kinder, Wilhelm, Friedrich
und Louise, von denen die ersten beiden die gegenwärtigen Geschäfts¬
leiter der Firma König & Bauer zu Oberzell sind. König starb am
17. Jänner 1833 än einem Schlaganfalle, die Folge der übermässigen
Anstrengungen eines Geistes, den eine schwache körperliche Hülle
umgab. 1860 wurde Bauer neben ihn in dem alten Kirchengarten zu
Oberzell gebettet.
Die ersten von König & Bauer hergestellten Pressen erhielten :
Bensley 1813, Times 1814 zwei Doppelmaschinen, Bensley 1816 eine
Schön- und Wiederdruckmaschine, Taylor 1817 eine einfache, die