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Königs Doppelschnellpresse.
Im Jahre 1814 entwarf König den Plan zu einer Doppelmaschine,
welche den Schön- und Wiederdruck ausführte, somit den Bogen auf
beiden Seiten bedruckte, dieselbe wurde in den Jahren 1815 und 1816
gebaut. Aber während sein Genie triumphirte, unterhöhlte der Neid und
der Eigennutz den Boden seiner Thätigkeit und nöthigte ihn, allen
Früchten seines Fleisses zu entsagen und England zu verlassen. Bensley
hatte Königs Streben unterstützt, so lange er fast allein davon Gewinn
zu ziehen dachte, denn die neue Maschine sollte ihn in stand setzen,
durch Stellung billigerer Preise und durch raschere Lieferung möglichst
viele Arbeiten an sich zu reissen; den Maschinenbau im grossen suchte
er daher zu hintertreiben, und da dies auf die Dauer nicht möglich
war, verband er sich mit anderen Mechanikern, um mit Umgehung
Königs Maschinen zu bauen und zu verkaufen. Allerdings war in dem
Contraete mit König auf einen solchen Vertragsbruch eine Strafe von
6000 Pfund Sterling gesetzt, aber diese konnte König nur erlangen,
wenn er den furchtbar kostspieligen Weg des englischen Processes
betrat, dessen Ausgang obendrein von Zufälligkeiten abhing. Erbittert
hierüber verliess König anfangs August 1817 England, aber wenn er
dadurch auch alle Rechte seines Patentes verlor, so wurde hiemit auch
die alleinige Ausbeutung desselben durch Bensley vereitelt und der
Bau von Buchdrucker-Schnellpressen freigegeben.
Nach seiner Abreise von England wurde versucht, ihm sogar die
Priorität der Erfindung streitig zu machen. In der von Bensley ver¬
legten Literary Gazette erschien im October 1822 ein anonymer
Artikel über „Bensleys Druckmaschine“ mit einer Abbildung der¬
selben. (Nr. 243 zeigt diese in der Nachbildung Hansards, A ist der
aufgelegte Bogen, В der Cylinder für den Schöndruck, CC Zwischen-
cylinder, welche den Bogen auf D führen, welcher den Wiederdruck
ausführt, E sind die Farbewalzen, F der Farbebehälter, G die Form,
H der ausgedruckte Bogen, die Linien über der Maschine sind die
Bänder, welche den Bogen führen.) In diesem Aufsatz wurde behauptet,
der eigentliche Erfinder der Schnellpresse sei ein gewisser Nicholson,
der im Jahre 1790 ein Patent auf einige roh entworfene, Verbesserungen
in der Buchdruckerkunst betreffende Ideen, .genommen hatte; König
habe diese Ideen ausgeführt, aber blos an den ersten Versuchen und
Prioritätsstreit.
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fehlgeschlagenen Proben theilgenommen und Bensley habe ihn über¬
troffen, indem er die Maschine einfacher gestalten liess, so dass die¬
selbe, statt, wie früher wenigstens hundert Räder, jetzt deren nur zehn
habe. Weiters erschien in der British Encyclopaedia ein Artikel „Druck“,
welcher eine Uebersicht der verschiedenen neuerlich in Ausführung
gekommenen Druckmaschinen mit dem Namen ihrer Verfertiger ent¬
hielt, in welcher jedoch Königs Name ausgelassen war.
Dagegen erklärte die Times am 3. December 1824 diese Angaben
Bensleys als unwahr, ihre Maschinen seien vom Anfang bis zum
Nr. 243. Doppelschnellpresse des B. Bensley. (Nach Hansard.)
Ende nach dem Plane Königs ausgeführt worden. Die Herausgeber,
welche im täglichen Umgange mit König lebten und das Werk unter
ihren Augen gedeihen sahen, hätten nie etwas von einem Ansprüche
Bensleys oder von dessen Erfindungsgabe gehört, im Gegentheil habe
Bensley zu der Zeit, wo die Unterhandlungen zwischen den Heraus¬
gebern der Times und den Patentbesitzern begannen, erklärt, dass er
von allem durchaus nichts verstehe und sich ganz auf König verlasse.
Die Times beriefen sich in dieser Beziehung auf die oben erwähnten