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Königs Cylinderpresse mit Dampfbetrieb.
Drittel der Bewegung vollendet hat, ist das Rähmchen von der Stellung
F2 in die Stellung F3 vorgerückt, der Bogen, der den Abdruck erhalten
hat, ist bereit, ausgewechselt zu werden, aber der Karren befindet sich
jetzt bei H und es ist klar, dass der Bogen nicht auf die Form geworfen
werden darf. Um das zu vermeiden, ist das Ende der Leitung ВЪ,
welches mit I bezeichnet ist, um ein Gelenk beweglich und an jeder
Seite des Fundaments ist ein Messingstück Ac befestigt, welches / auf¬
hebt und es in der Stellung hält, dass dieses Rähmchen sich nicht
öffnen kann. Sobald der Karren nach В zurückgekehrt ist, wird 1)
welches nicht mehr gestützt ist, in die Stellung fallen, welche die
punktirten Linien andeuten, das Rähmchen wird von der Springfeder
Az in die durch Punkte bezeichnete Stellung Bd gezogen werden und
der bedruckte Bogen wird bei LT ausgeworfen, wo er von einem Knaben
aufgefangen wird, bevor der Karren zurückkehrt. Es macht also der
Cylinder mit jedem Bogen drei Bewegungen und hält dann, die erste
Bewegung legt den Bogen rund um die linke Seite und hält ihn mittelst
des Rähmchens fest, mit der zweiten wird der Bogen gedruckt und mit
der dritten wird der Tympan vom Bogen befreit, um einen neuen auf¬
zunehmen. daher muss der Cylinder drei Tympane und drei Rähmchen
haben. Auch diesem Patent ist die Abbildung des Bewegungsmecha¬
nismus beigegeben. Ausserdem ist noch eine Tafel beigegeben, nach
welcher eine Kreisform mit 10 Cylindern projectirt war, ein Zeugniss
der weitausgreifenden Pläne, welche König schon damals beschäftigten.
Der Eigenthümer der Times, Walter, welcher die Maschine
kennen lernte, liess sofort zwei solche Maschinen für seine Zeitung
bauen und die Nummer derselben vom Dienstag, 29. November 1814
machte dem Publicum diese Erfindung durch folgende Worte bekannt:
„Unsere heutige Zeitung liefert das praktische Resultat der
grössten Verbesserung, die je die Buchdruckerkunst seit ihrer Erfindung
erfahren hat. Der Leser dieses Abschnittes hält jetzt einen von den
vielen tausend Abdrücken in der Hand, die vorige Nacht durch einen
mechanischen Apparat gedruckt wurden. ^Ein fast organisches
Maschinensystem ist erfunden und verfertigt worden, welches, während
dadurch die beschwerlichsten Anstrengungen des Drückens abgeschafft
sind, alle menschlichen Kräfte an Schnelligkeit und Wirksamkeit weit
Erste Publication der Erfindung.
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hinter sich zurücklässt. Um die Grösse der Erfindung nach ihren
Wirkungen würdig schätzen zu können, erwähnen wir blos, dass,
nachdem die Buchstaben gesetzt und in die sogenannte Form ein¬
geschlossen worden sind, wenig mehr für Menschenhände zu thun
übrig bleibt, als auf die Maschine Aufsicht zu haben. Sie wird blos mit
Papier versorgt, trägt selbst die Farbe auf die Form auf, und legt das
Papier auf die mit Farbe beschwärzte Form, druckt den Bogen ab und
liefert ihn so gedruckt in die Hände des Arbeiters; sogleich geht die
Form wieder zurück, um von neuem wieder gefärbt zu werden, und
dann wieder vorwärts, um dem folgenden Bogen den Druck zu geben.
Das Ganze dieser complicirten Handlungen wird mit einer solchen
Geschwindigkeit und gleichförmigen Bewegung ausgeführt, dass in einer
Stunde nicht weniger als 1100 Bogen gedruckt werden.
„Dass die Vervollständigung einer Erfindung dieser Art nicht als
die Wirkung des Zufalles, sondern als das Resultat mechanischer
Zusammensetzungen, die der Geist des Künstlers methodisch geordnet
hat, mit vielen Hindernissen und grossem Aufschube zu kämpfen hat,
wird wohl leicht geglaubt werden. Unser Antheil an diesem Ereignisse
beschränkt sich blos auf die Anwendung dieser Erfindung auf unser
eigenes Geschäft bedingungsmässig mit den Patentbesitzern; doch
wenige können sich — sogar bei diesem beschränkten Antheile —
die verschiedenen Täuschungen und ausserordentliche Besorgniss
vorstellen, die wir eine so lange Zeit gelitten haben.
„Von dem Erfinder haben wir wenig zu sagen. Sir Christopher
Wrens schönstes Denkmal ist in dem Gebäude, welches er erbaute
(der Paulskirche), zu finden; so ist die schönste Lobpreisung, die wir
dem Erfinder der Druckmaschine bringen können, in der vorhergehen¬
den Beschreibung enthalten, welche wir schwach haben bezeichnen
können. Hinzufügen wollen wir jedoch, dass der Erfinder König heisst,
und dass die Erfindung unter der Leitung seines Freundes und Lands¬
mannes, des Herrn Bauer, ausgeführt worden ist.“
Nach einem Zeugniss der Times vom 3. December 1824 druckte
ihre Maschine anfangs 1100 Bogen in der Stunde, in Folge mehrerer
glücklicher Verbesserungen, welche später nach Königs Plänen aus¬
geführt wurden, 2000 Bogen.