650
Clymers Golumbiapresse.
das von der Einrichtung des Hebels her, durch welche die Kraft der
Presse im Augenblick des Druckes beinahe unberechenbar wird. Da
der eiserne Presskörper nicht nachgibt, wie der der hölzernen Presse,
und da die eiserne Presse wenig Elasticität besitzt, so musste die
Einlage im Tympan auf ein Stück Tuch beschränkt werden, an Stelle
des weichen 'Deckels trat daher ein harter, welcher die Buchstaben
mehr schonte und desto schärfer abdruckte, je feiner die Unterlage war.
Walker verkaufte anfangs die Presse für 90 Pfund Sterling, in Frank¬
reich wurde sie für 1450 Francs, in Deutschland für 550—460 Gulden
hergestellt. Der dieser Presse gemachte
Vorwurf, dass sie leicht zerbreche,
mag wohl darauf zurückzuführen sein,
dass die Drucker ihren gewohnten
„Schwung“ auf diese Presse übertrugen;
bei guter Behandlung hat sie sich stets
als zweckmässig bewiesen und, obgleich
ihr Mechanismus durch spätere Erfin¬
dungen überholt wurde, sich in vielen
Druckereien bis jetzt erhalten.
Im Jahre 1810 erfand George
Clymer zu Philadelphia eine Presse mit
anderer Construction, die im Jahre
1818 nach Europa kam und unter dem
Namen Columbiapresse eine grosse
Verbreitung fand; sie ist in Nr. 232
abgebildet. Diese Presse hat keine
Schraube oder Spindel, sondern bewirkt ihre Kraft nur durch Hebel.
Der Haupthebel oder Pressbaum В ist beweglich, und wenn er durch
den an der rechten Seitenwand befindlichen Bengel H, der mit einem
sehr complicirten Hebelwerk D E G J in Verbindung steht, herab¬
gezogen wird, so drückt er auf ein Lager M, welches am Mittelpunkt
seiner unteren Fläche angebracht ist, bewegt die am Lager befestigte
Drucksäule L sowie den mit ihnen durch Platte und Schrauben P ver¬
bundenen Tiegel nach unten und bewirkt den Druck. Zur Stütze der
Drucksäule dienen ein oder zwei von den Seitenwänden ausgehende
Nr. 232. Clymers Columbiapresse.
Philadelphia 1810.
(Aus dem Journal für Buchdruckerkunst.)
Ruthvens und Coggers Presse.
651
Biegel N mit dreieckigem Einschnitt, durch welche die seitwärts
stehenden Kanten der Drucksäule herunter und herauf gehen. Zum
schnellen Zurückgehen des Pressbaumes ist oberhalb desselben eine
ebenfalls über die ganze Presse
hinüberreichende geschweifte
Stange Q mit einem Gegen¬
gewicht (gewöhnlich in Gestalt
eines Adlers) belastet und
ein kleines Gegengewicht W
hinter dem Hebelwerk des
Bengels erleichtert dessen Zu¬
rückgehen. Die Columbia¬
presse hat trotz des schweren
Eisenwerkes einen leichten
Gangund zeichnete sich durch
Gleichmässigkeit, Schärfe und
Nr. 233. Ruthvens Presse. Edinburg 1813.
(Aus dem Journal für Buchdruckerkunst.) Schönheit des Dl’UCkeS RUS.
Im Jahre 1813 erhielt John Ruthven zu Edinburg ein Patent auf
eine verbesserte Druckpresse (Nr. 233), welche nicht ein bewegliches,
sondern ein feststehen¬
des Fundament hat,
welches mit dem ge¬
wöhnlichen Apparat,
dem Tympan, Rähm¬
chen etc. versehen war,
dagegen war der Tiegel
beweglich, er rollte auf
Schienen über dieForm
und wurde durch eine
Hebelvorrichtung auf
die Form gepresst; sie
war billig, fand jedoch
Nr. 234. Coggers Presse. London 1820. (Nach Hansard.) . .
wenig Verbreitung.
Um das Jahr 1820 baute der Engländer J. Cogger eine Presse,
welche in Nr. 234 abgebildet ist. Die Wände bestehen aus gusseisernen