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Die Papiermaschine.
und nebeneinander und es fehlt zur Fertigmachung des Papieres nur
noch die Pressung und das Trocknen. Die erstere beginnt schon auf
dem Metalltuche, indem dasselbe mit der Papierschichte erst zwischen
dem Walzenpaare g hindurchgeht und hier einem massigen Druck
ausgesetzt wird; dieser ist schon stärker auf den folgenden Walzen h.
Hat das Drahtgewebe mit dem feuchten Papier diese letzteren durch¬
laufen, so trennen sich beide erst von einander, das Drahtgewebe
geht wieder zurück, das Papier hingegen schreitet weiter vor auf dem
Filztuch i, welches über ein System von Walzen läuft und ebenso wie
das Metalltuch endlos ist. Dieser Vorgang heisst die Nasspresse. Die
an den Walzen sich anheftendenFasern werden durch den sogenannten
Doctor abgeschabt, durch zufliessendes Wasser abgespült undunschäd¬
lich gemacht. Nachdem das Papier mit dem Filztuche к die ganze
Reihe von Walzen durchlaufen hat, ist bereits ein erheblicher Grad
von Trockenheit eingetreten, dieser wird noch erhöht durch Passirung
des Trockentuches l. Um die Feuchtigkeit vollends zu beseitigen, wird
das Papier durch die hohlen Cylinder m, n, о geleitet, welche mit
Dampf erhitzt sind und das vollständige Verdampfen der Feuchtigkeit
besorgen; das in den Hohlcylindern niedergeschlagene Wasser wird
durch Rohrleitungen aus denselben herausbefördert. Schliesslich wird
das Papier auf den Haspel p übergeführt, welcher dasselbe aufrollt. Rei
den „unendlichen Pressen“ gelangt diese Papierrolle auf die Maschine,
und wird erst nach dem Druck in Bogen zerschnitten, für die übrigen
Pressen wird es in der Papierfabrik in Bogen zerschnitten und in
Ballen versendet. Die Papiermaschine liefert bei einer zwölfstündigen
Arbeitszeit circa 1000 Kilogramm Papier.
In neuerer Zeit wird die Weisse des Papiers durch Chlorbleiche
erzielt, ferner, um die theueren Lumpen zu ersetzen, Holzfaserstoff
verwendet, welcher jedoch nur ein Surrogat des Leinenpapiers und
kein gutes liefert. Längere Zeit wurde von der k. k. Hof- und Staats¬
druckerei in Wien unter Auers Leitung Maisstrohpapier verwendet und
dafür die Fabrik Schlöglmühl (bei Gloggnitz) eingerichtet.
Eine zweite Verbesserung des Buchdrucks geschah durch die
Erfindung der eisernen Pressen. Nach vielen mühevollen und kost¬
spieligen Versuchen gelang es Lord Stanhope im Jahre 1800 im Vereine
Eiserne Presse von Stanhope.
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mit dem geschickten Mechaniker Walker eine solche in Bulmers
Officin in London aufzustellen. Diese Presse, deren Abbildung Nr. 231
zeigt, besteht aus einem massiven gusseisernen Gestell, welches aus
einem Stück gemacht ist und die Wände, die Krone, den Ober- und
Unterbalken sowie die Brücke der hölzernen Presse ersetzt; von dieser
ist nur die Schraube beibehalten, zu deren Aufnahme im oberen Theile
eine Nuss befestigt ist, deren Spitze auf das obere Ende eines in einem
schwalbenschwanzförmigen Ausschnitte zwischen den zwei vertikalen
Wänden des Presskörpers angebrachten Schiebers wirkt. Der Tiegel,
ebenfalls von Gusseisen, sitzt an dem unteren Ende des Schiebers, er
Nr. 231. Stanhopepresse. 1800. (Nach Johnson.)
ist genau zwischen die Führer eingepasst und muss daher beim Drehen
der Spindel parallel steigen und sinken. Die Schwere des Tiegels und
des Schiebers wird hinter der Presse durch ein Gewicht im Gleich¬
gewicht gehalten, welches, von einem Hebel gehoben, das Steigen des
Schiebers bewirkt, um ihn immer in der Lage gegen die Schrauben¬
spitze zu erhalten. Zwei vorstehende, aber mit dem Körper verbundene,
den Unterbalken vertretende Stücke tragen den Karren, welcher mit¬
telst einer Kurbel ein- und ausgefahren wird. Die Vortheile, welche
diese Presse gewährte, bestanden in der Ersparung von Arbeit und
Zeit, der Drucker vermag nicht nur die ganze Form mit einem Zuge
zu drucken, der Zug selbst geht leicht und schnell von statten, es rührt