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Die Papiermaschine.
errichtet, Oesterreich erhielt 1819 die erste Papierfabrik durch Ludwig
von Peschier, Besitzer der Fabrik zu Franzensthal bei Ebergassing und
Vincenz, Director dieser Fabrik.
Nr. 230 zeigt eine Papiermaschine in der jetzigen Vollendung. A
ist ein grosses Fass oder eine Bütte, in welcher der Papierbrei, das
Ganzzeug, vorräthig gehalten wird. In derselben ist eine kreuzähnliche
Vorrichtung angebracht, welche durch ihre Bewegung den Brei in fort¬
währender Aufregung erhält und dadurch verhindert, dass sich auf dem
Boden des Fasses dichtere Breischichten absetzen. Das tiefer als diese
Bütte stehende Fass В dient dazu, den in jener befindlichen und durch
einen Hahn ausfliessenden Papierbrei zu verdünnen; auch hier befindet
sich ein Rührkreuz. Aus dem zweiten Fasse wird durch Pumpen die
Nr. 230. Papiermaschine. (Aus Waldows Buchdruckerkunst.)
verdünnte Breimasse in dem Rohre С in die Höhe getrieben und
entfliesst nun aus der Oeffnung desselben in einen viereckigen Kasten a.
In diesem befindet sich an der Stirnseite ein querlaufender Einschnitt,
durch welchen der Brei in die eigentliche Papiermaschine gelangt.
Eine zum Zwecke der Regulirung angebrachte Vorrichtung bewirkt,
dass eine stets gleichmässige Menge des Breies aus dem Einschnitt
herausläuft und diese richtet sich wiederum nach der gewünschten
Dicke des anzufertigenden Papiers. Derjenige Theil der Maschine,
welcher die Breimasse zuerst aufnimmt, heisst der Sandfang (b); hier
vertheilt sich die Masse langsam und fliesst ruhig einher, wobei der
noch vorhandene Schmutz sich niederschlägt und zu Boden setzt.
Von hier aus gelangt die gereinigte Masse in einen dritten Raum (c) ;
ehe dies jedoch geschieht, muss sie eine aus Messingstäbchen
Die Papiermaschine.
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bestehende Vorrichtung passiren, welche eine Gleichmässigkeit im
Durchflusse des Breies bewerkstelligt. Der Behälter с besitzt einen
Boden, in welchem feine spaltartige Oeffnungen angebracht sind;
durch diese geht der Brei gereinigt hindurch, indem die mechanischen
Beimischungen, hauptsächlich etwa vorhandene Knoten, auf dem sieb¬
artigen Boden liegen bleiben, wesshalb dieser Theil der Maschine der
Knotenfang heisst. Damit die Bodenöffnungen sich nicht so leicht ver¬
stopfen, ist der Knotenfang beweglich und wird durch eine sogenannte
Daumenwelle in fortwährender, theils sinkender und steigender, theils
hin- und herrüttelnder Bewegung erhalten. Nachdem der Brei auf solche
Weise vollkommen gesäubert ist, fliesst er der ganzen Breite der Ma¬
schine nach auf die breite Fläche d; diese besteht aus einem dichten
Maschenwerke von Messingdrähten und heisst das Metalltuch, es läuft
auf einer grossen Anzahl eng aneinander sich befindender dünner
Walzen und ist, wie man zu sagen pflegt, „ohne Ende“, d. h. es läuft
in sich selbst bei der Umdrehung wieder zurück, gerade so, wie es bei
einem Treibriemen um zwei Räder der Fall ist. Die Bewegung des
Metalltuches um die Walzen geschieht in horizontaler Richtung und
ist langsam und vollkommen gleichmässig. Zu beiden Seiten desselben
ist ein Rand angebracht, damit die Papiermasse nicht abfliessen kann;
je nach der von einander mehr oder weniger entfernten Anbringung
dieser beiden Seitenränder wird die Breite des zu verfertigenden
Papieres bestimmt. Auch sie sind „ohne Ende“ und laufen, wie unsere
Abbildung zeigt, über an den Seiten angebrachte Rollen e. Das
Messingdrahtgewebe dieses Maschinenabschnittes lässt einen grossen
Theil des im Papierbrei enthaltenen Wassers durch feine Maschen
hindurchlaufen und auch bei der Umdrehung um die Walzen wird von
diesen eine nicht unbeträchtliche Menge davon gleichsam heraus¬
gesaugt. Die Entfernung des Wassers und die ganz gleichmässige Ver-
theilung der Breipartikelchen wird weiterhin noch begünstigt durch ein
angebrachtes sogenanntes Schüttelwerk f, welches das Ganze in einer
schüttelnden Bewegung erhält. Hat jetzt das theilweise entwässerte
Papierzeug diesen Theil der Maschine durchlaufen, so zeigt sich schon
mehr eine gleichmässige Beschaffenheit der Schichten, die einzelnen
Fasern sind gehörig mit einander verfilzt, liegen aber noch lose über-