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Setzmaschinen von Porter und Westcott.
Vorfällen hindern, während die ersten durch Punzen gehoben werden.
Ein l3/4 Zoll breiter Barren (H), der quer durch die Maschine läuft,
enthält an jeder Seite eine Anzahl Punzen, die mit den Hülsen
correspondiren. Eine Schnur (I) ist an einem Hebel am Schafte J
befestigt und läuft zu dem am Estrich befindlichen Fusshebel nieder,
auf dem der Fuss des Setzers ruht, ein anderer Hebel К hebt und
senkt die Punzen. Wenn der Fusshebel niedergedrückt wird, hebt sich
der Barren H und jede Punze stösst den ersten Buchstaben an die
Spitze der Messingplatte. Der Setzer nimmt nun den ersten Buch¬
staben, den er braucht, am Kopfe zwischen Daumen und Zeigefinger,
dann den zweiten, wobei er den ersteren gegen die Fingerspitze gleiten
lässt u. s. w., und stellt, wenn er 8—10 Buchstaben zwischen den
Fingern hat, das Ganze in den Winkelhaken. Diese Maschine kostet
nur 25 Pfund Sterling oder 500 Mark. Ihre Leistungsfähigkeit ist nicht
angegeben und dürfte wohl das Doppelte der gewöhnlichen Setzer¬
arbeit betragen.
Es ist oben erwähnt worden, dass die Completgiessmaschine
mit der Setzmaschine in Verbindung gebracht wurde, um das Ablegen
zu ersparen. Am originellsten ist diese Verbindung durch Westcotts
Schriftgiess- und Schriftsetzmaschine erzielt worden, welche 1876
in Philadelphia ausgestellt war. Eine Claviatur dient zum Giessen
und Setzen. Die Matrizen des grossen und kleinen Alphabets nebst
dazu gehörigen Zeichen und Interpunctionen sind auf einem knappen
Raume über der Maschine in der Nähe eines Schmelztiegels angebracht.
Die Matrizen selbst sind in viereckigen Stücken Stahl befestigt, und
können durch eine sinnreiche Vorrichtung vor- und zurückgeschoben
werden. Die Bewegung, welche dieses Vor- und Rückwärtsgehen
hervorbringt, ist ähnlich der Wirkung des Fisches oder der Trommel
bei König & BAUERSchen Tiegeldruckmaschinen. Den Guss der Lettern
bewirkt eine Pumpe, die das flüssige Metall in dem Augenblicke in die
Matrize spritzt, als diese durch die bewegende Kraft vorgeschoben
wird. Die Bedienung der Maschine besteht aus zwei Personen, von
denen die eine setzt und giesst, die andere den Satz ausschliesst. Das
Setzen erfolgt, indem der Setzer mit dem Finger auf eine Taste drückt
und dadurch die Trommel umdreht, welche mit der Giesspumpe in
Setzmaschinen von Westcott, Prasch, Fischer & von Langen.
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Verbindung steht. Dadurch wird der Buchstabe gegossen, dann dem
fertigmachenden Apparat zugeführt, welcher den Ausguss abbricht,
den Buchstaben kerbt und durch Pressung glättet, worauf ihn die
Maschine seitwärts auf das Ausschliessschiff schiebt. Lässt man die
Trommel ohne oder nur mit schwachem Tastanschlag umdrehen, so
wird Ausschliessung gegossen. Herr Lott hat solche Buchstaben aus
Amerika mitgebracht, welche hier zur Probe folgen.
(LUDWIG LOTT.)
Nr. 227. Typen der WEs-rcoTTschen Giess- und Setzmaschine.
Die Anzahl der gegossenen und gesetzten Buchstaben beträgt
30—85 in der Minute, also 1800—2100 in der Stunde; das ist nicht
mehr als ein flinker Setzer zu leisten vermag, wobei allerdings die Zeit
gewonnen wird, welche sonst durch das Ablegen verloren geht und
der Guss der Typen erspart wird. Dennoch ist der Zeitgewinn kaum
gross genug, um zur Anschaffung einer kostspieligen Maschine zu ver¬
locken, die Setzmaschinen haben nur dann Aussicht auf Einführung,
wenn sie wenigstens doppelt soviel leisten, als die Handarbeit des
Setzers zu Stande bringt.
In der auf der Wiener Gewerbe-Ausstellung 1880 ausgestellten
Setzmaschine des österreichischen Ingenieurs J. Prasch wurde die
Fortbewegung der Lettern durch ein endloses, breites, um Walzen
laufendes Tuch besorgt, wodurch eine sehr regelmässige Function er¬
reicht wurde ; statt einer Ablegemaschine hatte Prasch einen Anreihe-
Apparat hergestellt. Die Maschine kostete sammt allem Zubehör
2500 Gulden, der Anreihe-Apparat 250 Gulden.
Die Setzmaschine von Fischer & von Langen (Nr. 228) hat
90 Röhren (Speicher), in 9 Reihen à 10 Stück, die Typen sind in den
Speichern Dickte auf Dickte, nicht Kegel auf Kegel gelagert (a); sobald
ein Druck auf die Tasten (b) erfolgt, löst sich die unterste Type aus
dem Speicher, fällt in einen der Kanäle und wird von dem endlosen
Riemen, Fuss voran, in eine schräg liegende Rinne (c) vor einen
Stösser geführt, der sie aufgerichtet auf das Sammelschiff (d) hinüber¬
führt; auf diesem schützt ein Schieber mit Spannfeder (e) die Typen
vor dem Umfallen und versieht also die Functionen des Daumens im
Winkelhaken. Die Maschine ist auch für gemischten Satz verwendbar.
Faulmann, Gesch. d. Buchdruckerkunst. 4,^