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Setzmaschine von Hattersley.
geschlossen ist, um das Ausspringen der Buchstaben zu verhindern.
Die Kanäle vereinigen sich allmählich, um schliesslich in einer Mündung
h zu endigen, welche den Buchstaben in den darunter befindlichen
Winkelhaken fallen lässt. Hier wird er von einem Hebel, der gewisser-
massen den Daumen des Setzers bildet, erfasst, und um seine eigene
Dicke weiter geschoben, so dass sofort für den nächsten Buchstaben
wieder Platz geschaffen ist. Winkelhaken und Schiff sind ein Bestand¬
teil. Hat der Setzer die Zeile fertig, so schliesst er sie aus, wozu vor
dem Tastapparat Fächer mit Ausschliessungen vorhanden sind, dann
nimmt er die Setzlinie vor und drückt die Zeile in das Schiff, welches
jedem Format angepasst werden kann, indem man es gleich einem
Winkelhaken auf- und zuschraubt. Zur genaueren Betrachtung dieses
Theiles der Zeichnung wolle man sich eines Vergrösserungsglases
bedienen. Rückwärts auf dem Winkelhaken bemerkt man eine Glocke,
welche durch einen Hammer angeschlagen wird, wenn die gesetzte
Zeile nahezu voll ist, um den Setzer zu veranlassen, an passender Stelle
abzubrechen und die Zeile auszuschliessen. Die Setzer wurden anfangs
mit dem vollen Tausendpreis 9 Pence = 72 Pfennige bezahlt, nachdem
sie eingeübt waren, wurde der Preis auf 6 Pence herabgesetzt, wobei
sie sich noch immer über 60 Mark wöchentlich verdienten, später wurde
der Preis um 1 Penny herabgesetzt, womit die Setzer einverstanden
waren, nachdem ihnen die Versicherung gegeben war, dass der Preis
nicht weiter herabgesetzt werde. Die HATTERSLEVsche Setzmaschine,
welche in der „Neuen Freien Presse“ in Wien zur Anwendung kam,
ruht jedoch jetzt auf dem Boden; die Bedenken, welche Fachmänner
sofort gegen die Gummischnüre erhoben, haben sich nur zu begründet
erwiesen, die Schnüre leiden unter der wechselnden Temperatur und
versagen schliesslich den Dienst.
Im Jahre 1872 kam der aus Deutschland gebürtige K. Kastenbein
zu Macdonald, dem technischen Director der Times und erhielt von
diesem, nachdem er Einsicht von den Plänen genommen hatte, den
Auftrag zur Erbauung einer Setzmaschine. Dieselbe (Nr. 224) zeichnet
sich vor der HATTERSLEYSchen durch grössere Solidität aus, da zu
ihrem Bau nur Stahl, Eisen und Messing verwendet wird, an ihr gibt
es weder dem Witterungseinflusse unterworfenes Holz noch dehnbare
Setzmaschine von Kastenbein.
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Gummischnüre. Sie ist für den Satz von Antiqua und Cursiv einge¬
richtet, führt also alle Manipulationen aus, die für den Satz der Times
nöthig sind. Daher besitzt sie einen doppelten Röhrenrechen und
zwei Claviaturen, jede von 96 Tasten, die untere dient für den Satz
der Antiqua, die obere tischartig herausstehende mit stempelartigen
Tasten für Gursiv. Direct über der unteren Claviatur ist der etwas
schräg gestellte Leitungskanal, in welchem sich die Wörter bilden,
um durch das Spiel eines klei¬
nen excentrischen Rades, wel¬
ches durch das unten sicht¬
bare Pedal oder auch durch
einen mechanischen Motor in
Bewegung gesetzt werden
kann, nach dem Ausschliess-
schiffe geführt zu werden.
Oberhalb des Leitungskanals
befindet sich ein nach unten
spitz zulaufendes messingenes
Schild, in welches die Füh¬
rungskanäle eingehobelt sind,
und in welchem die Typen zu
dem Ausgang geführt werden,
der durch einen Wirbel (Ba¬
lance) so leicht verschlossen
ist, dass auch die schwächste
Type durch ihr eigenes Ge¬
wicht sich selbst den Ausgang
Nr. 224. Setzmaschine von Клвь Kasten,». verschaffen kann. Dieser Theil
(Nach dem Journal für Buchdruckerkunst.) der Maschine ist ѴОП ѲІПСГ
Glastafel überdeckt, welche das Herausfällen der Typen verhindert
und den Einblick in die Maschine ermöglicht. Ueber dem Schilde
stehen die Messingbehälter für die Lettern, die hinteren für Antiqua,
die vorderen für Cursiv und Gapitälchen. Die Röhren können einzeln
ausgewechselt werden, wenn eine derselben geleert ist (während bei
Hattersley der ganze Typenbehälter ausgewechselt werden muss).